Augsburger Allgemeine (Land West)
Kehrt ein barockes Altargemälde zurück?
Über 150 Jahre war das Bild aus dem Dom verschollen, jetzt wird es versteigert
Über 150 Jahre war dieses Bild verschollen, nun wird es im Münchner Kunstauktionshaus Neumeister versteigert – und Augsburger hoffen, dass sie das barocke Altargemälde aus dem Dom wieder heimholen können. Denn das Thema ist ungewöhnlich und einzigartig: Der auferstandene Christus umfasst das Kreuz, zeigt auf seine Herzwunde und hält seine Mutter Maria, die ihr von einem Pfeil durchbohrtes Herz ihm präsentiert. Darunter gruppieren sich flehende Sünder: Maria Magdalena umklammert das Kreuz, der Apostel Petrus bittet um Verzeihung, am Boden liegt hingestreckt ein verstrickter Mensch. „Christus Salvator peccatorum refugium – der Erlöser Christus als Zuflucht der Sünder“könnte das Altarbild geheißen haben. Für einen Seitenaltar des barocken Augsburger Doms hatte es Domkapitular Johann Martin Miller gestiftet und im Jahr 1658 dafür 280 Gulden bezahlt. Gemalt hat es Johann Christoph Storer (1620–1671), der damals noch drei weitere Altargemälde für die seit 1655 umgesetzte Neugestaltung des Doms schuf. Paarweise wurden nun im Mittelschiff an den Pfeilern neue Altäre aufgestellt. Als 200 Jahre später Bischof Pankratius von Dinkel beschloss, den Dom wieder zu regotisieren, wurden die Bilder dieser Altäre gegen Motive von Holbein und Zeitgenossen ersetzt und Storers Barockgemälde an Kirchen in Bachern, Hohenwarth und Wertingen verkauft.
Nur dieses eine Gemälde gelangte in Privatbesitz, seit Mitte der 1920er Jahre gehörte es dem Passauer Hotelier Josef Maier. 1971 erwarb es eine andere Familie, die es jetzt – zunächst ohne Kenntnis der Herkunft und des Malers – bei Neumeister zur Auktion einlieferte. Erst Gutachter des Hauses und eine dann eingeschaltete Münchner Kunsthistorikerin, die über Johann Christoph Storer promoviert hat, identifizierten den Künstler.
In Augsburg erregte der Auktionskatalog Aufmerksamkeit. Diözesankonservator Michael A. Schmid hat das Bild inzwischen in München besichtigt. Für die Diözese möchte er es wieder erwerben. Er habe auch den Direktor der städtischen Kunstsammlungen, Christof Trepesch, davon in Kenntnis gesetzt, erklärt er auf Anfrage. „Das Thema ist hoch ungewöhnlich und sehr spannend. Die Herz-Jesu- und Herz-MariäVerehrung waren damals erst im Kommen. Storer war damit extrem früh dran.“
Den Erhaltungszustand beurteilt Schmid als „mittelprächtig“; das Gemälde weise Kratzer auf und die Malschicht sei zu festigen. Selbst über eine künftige Hängung des 2,70 Meter hohen Altarbildes haben sich Konservator Schmid und Dompfarrer Armin Zürn schon Gedanken gemacht: entweder in einer Seitenkapelle des Doms oder in der Chorsakristei. „Am Mittwoch werde ich auf jeden Fall in München sein“, verspricht Michael Schmid.