Augsburger Allgemeine (Land West)
„Es ist normal, dass sich eine Opposition bildet“
Interview Dosb-präsident Alfons Hörmann wehrt sich gegen Kritik und sieht einer möglichen Abwahl gelassen entgegen
In den Spitzenverbänden des DOSB hat sich eine Opposition formiert, die eine Ablösung von Ihnen bei der Mitgliederversammlung am 1. Dezember in Düsseldorf anstrebt. Wie kommentieren Sie diesen Vorgang? Hörmann: Von einer ganzen Reihe von Verbänden und Wegbegleitern habe ich ganz andere und sehr ermutigende Signale erhalten und nun das einstimmige Votum vom Freitag aus den Landessportbünden. Von den Verbänden mit besonderen Aufgaben liegt mir seit Mai eine klare Bekundung zur Unterstützung vor. Daher sehe ich der weiteren Entwicklung ganz gelassen entgegen. Am Dienstag treffen sich nun die Spitzenverbände. Dann wird sich zeigen, wer welche Interessenslagen hat und wie sich wer positioniert.
Ihnen wird Sturheit und Empfindlichkeit vorgeworfen. Ist das eine Kritik,
die Sie trifft und vielleicht zutreffend ist?
Hörmann: Das müssen diejenigen beurteilen, die seit Jahren mit mir in meiner Rolle zusammenarbeiten.
Worin sehen Sie die möglichen Gründe für die jetzige Kritik?
Hörmann: In einem mehrjährigen Reformprozess, den wir hinter uns haben und in dem einigen Verbänden erhebliche Veränderungen verordnet wurden, gibt es naturgemäß Enttäuschungen, weil der eine oder andere seine Interessen nicht so gewahrt sieht, wie er das erwartet. Deshalb ist es nur gut, dass bei einer Wahl ganz konkret geprüft werden kann, wie die Unterstützung und Zustimmung ist.
Sind Sie enttäuscht, dass ein Kandidat gegen Sie ins Rennen um die Präsidentschaft geschickt werden soll?
Hörmann: Ich bin weder enttäuscht noch verwundert. Es ist Ausdruck der zahlreichen Veränderungsprozesse.
Hörmann: Es ist doch ein normaler Prozess und völlig in Ordnung bei 101 doch sehr
unterschiedlichen Mitgliedsorganisationen unter dem Dach des DOSB, dass sich da eine Opposition bilden kann. Es waren fünf Jahre der Veränderungen und Reformen, bei denen naturgemäß nicht alles so gelaufen ist, dass es allen gefällt. Bei strukturellen Anpassungen gibt es auch Verlierer. Und dass dann einige sagen, wir nützen die Chance einer Wahl und denken über Alternativen nach, ist legitim.
Der Tischtennis-weltpräsident Thomas Weikert erwägt, gegen Sie bei der Mitgliederversammlung am 1. Dezember in Düsseldorf anzutreten. Wird dadurch Ihre Wiederwahl fraglich?
Hörmann: Ich werde keinerlei Spekulationen anstellen.
Im Sommer hatten Sie Zweifel angemeldet, ob Sie noch einmal kandidieren wollen. Was hat Sie nun dazu bewogen?
Hörmann: Nach fünf Jahren kann ich die Vor- und Nachteile, die das Amt mit sich bringt, gut einschätzen. Deshalb sehe ich es als wichtig und notwendig an, sich die Frage selbstkritisch und ergebnisoffen zu beantworten, ob die Rahmenbedingungen so gegeben sind, dass man in dem wichtigen Amt für beide Seiten eine gute Zukunft gestalten kann. Es muss für den Amtsinhaber genauso passen wie für diejenigen, die man vertritt. Deshalb habe ich mir Zeit für Gespräche und Überlegungen genommen und würde das auch genau so wieder umsetzen.
Alfons Hörmann Der 58-jährige Unternehmer ist seit 2013 Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes. Zuvor war der gebürtige Kemptener Präsident des Deutschen Skiverbandes.