Augsburger Allgemeine (Land West)
Anschlussverwendung dringend gesucht
Nach dem angekündigten Aus für den Standort Augsburg soll schnellstmöglich bekannt werden, wie der Konzern die Abwicklung gestalten will. Minister Pschierer will neue Arbeitsplätze in anderen Firmen fördern
Die Beschäftigten des Computerherstellers Fujitsu sollen so schnell wie möglich Klarheit darüber bekommen, welche Perspektiven sich ihnen nach dem Aus des Standorts bieten. Dies forderte Bayerns Wirtschaftsminister Franz Josef Pschierer am Dienstagabend in einem Gespräch, an dem unter anderem die Augsburger Standortverantwortliche Vera Schneevoigt teilgenommen hatte.
Pschierer sicherte im Rahmen des Treffens, zu dem er und Arbeitsministerin Kerstin Schreyer nach München eingeladen hatten, seine volle Unterstützung für die Beschäftigten von Fujitsu zu: „ Gemeinsam werden wir alles dafür tun, um für die Beschäftigten zeitnah möglichst wohnortnahe Perspektiven zu entwickeln.“Schreyer forderte „passgenaue Lösungen“vor allem für die Mitarbeiter, die „besonderen Unterstützungsbedarf“haben. „Ich denke dabei in erster Linie an Qualifizierungsmaßnahmen und einen maßgeschneiderten Sozialplan“, sagte sie nach dem Gespräch.
Teilgenommen hatten neben den Ministern und Schneevoigt auch Vertreter des Betriebsrats von Fujitsu, Oberbürgermeister Kurt Gribl, Wirtschaftsreferentin Eva Weber, Vertreter der schwäbischen Wirtschaftskammern, der Bundesagentur für Arbeit sowie der IG Metall und des Arbeitgeberverbands der Metall- und Elektroindustrie. Schneevoigt sicherte im Rahmen des Treffens zu, einen Etappenplan zu erarbeiten. Er soll bis 21. November vorliegen. Dann verhandeln Standortleitung und Arbeitnehmervertreter über einen Interessensausgleich.
Eva Weber sprach von einem konstruktiven Gespräch in München. Offenbar ging es im Wirtschaftsministerium auch um die Frage, ob nicht doch ein Teil des Unternehmens am Standort bleiben kann. Die IG Metall denkt dabei vor allem an den Bereich Forschung und Entwicklung, in dem rund 500 Mitarbeiter beschäftigt sind. Man wolle sich bei der Konzernleitung für einen Verbleib in Augsburg starkmachen. Genau diese Fujitsu-Beschäftigten dürften nach Auskunft von Branchenkennern aber auch bei einem kompletten Aus für den Standort keine Probleme haben, neue Stellen zu finden. Schwieriger wird es wohl für Angestellte, die einfachere Arbeiten verrichten, weil es solche Stellen in vielen Betrieben nicht mehr gibt.
Pschierer stellte am Mittwoch zusätzliche Fördermittel für die Region in Aussicht. Sie sollen vor allem an kleine und mittelständische Unternehmen fließen, die hier investieren und zusätzliche sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze schaffen. Der Minister sagte unserer Zeitung, der Freistaat werde das bestehende Bayerische Regionale Förderprogramm für die gewerbliche Wirtschaft (BRF) ab 2019 aufstocken. „Wir geben in den Topf zusätzliches Geld, damit wir Anfragen aus der Region Augsburg schnellstmöglich bedienen können.“Anträge aus der Region Augsburg könnten jetzt schon gestellt werden. Chancen für die Förderung gebe es vor allem für die klassischen Bereiche Metall, Elektro und Maschinenbau. Solche Stellen bieten laut Pschierer auch für die Fujitsu-Mitarbeiter neue Jobperspektiven. Die Staatsregierung habe in den vergangenen Jahren bereits „massiv in die Zukunft der Region“investiert – etwa in die Uniklinik, das Technologiezentrum und die außeruniversitäre Forschung. „Es gibt ein klares technologisches Profil“, so der Minister: Augsburg sei heute stark in der Umwelttechnologie, in der Luft- und Raumfahrt und im Bereich der neuen Materialien.“Der Arbeitskräftebedarf sei in all diesen Bereichen groß. Zur Eröffnung für eines dieser innovativen Institute kam Pschierer am Mittwoch nach Augsburg: Das DLR-Institut für Test und Simulation für Gasturbinen nimmt seine Arbeit im Augsburger Innovationspark auf. Forschungsschwerpunkt der Einrichtung ist die Entwicklung und Prüfung neuer Triebwerkstechnologien.