Augsburger Allgemeine (Land West)
Hoffnung für viele Fujitsu-Mitarbeiter
Nach der Schließung des Standortes mit 1850 Mitarbeitern könnten noch einige hundert weiter für das Unternehmen in Augsburg tätig sein. Wie der geheime Plan aussieht
Augsburg/München Offiziell schweigen die Verantwortlichen noch, was die Zukunft der rund 1850 Mitarbeiter des Augsburger FujitsuComputerwerkes betrifft. Offiziell soll der verbal zugeknöpfte Zustand bis Mitte November andauern, ehe die Gespräche zwischen Gesamtbetriebsrat und Firmen-Leitung beginnen. Doch inoffiziell wird hinter den Kulissen intensiv diskutiert, wie Augsburg dennoch ein wichtiger Fujitsu-Standort bleiben könnte.
Maßgebliche Akteure, die namentlich nicht genannt werden wollen, verfolgen einen Plan B für den Standort. Nachdem der jahrelange Kampf für den Erhalt des letzten europäischen Computerwerkes gescheitert ist und die japanischen Eigentümer es bis 2020 schließen wollen, scheint es doch noch eine Chance für viele hundert Fujitsu-Mitarbeiter zu geben. Nach diesen noch geheimen Überlegungen könnten sie weiter in Augsburg für das Unternehmen arbeiten. Nach Informationen dieser Redaktion soll sogar die Zahl von 500 Beschäftigten in diesem Zusammenhang von einem wichtigen Akteur ins Spiel gebracht worden sein. Das würde für Angestellte, die nicht im Produktionsbereich tätig sind, die Möglichkeit er- öffnen, in künftig noch anzumietenden neuen Büros in Augsburg für das japanische Unternehmen weiterzuarbeiten. So müssten etwa IToder Marketing-Spezialisten nicht ihren Arbeitsplatz und gar den Wohnort Augsburg wechseln. Für viele dieser Beschäftigten und ihre Familien ist das sicher attraktiv, weil ein Gang zu einem anderen Arbeitgeber nach München mit lästigen Pendelzeiten verbunden wäre. Ein Umzug in die Landeshauptstadt kommt für die meisten noch in Augsburg tätigen Mitarbeiter ohnehin wegen der horrenden Mietpreise nicht infrage.
Doch noch sind das nur, wenn auch intensiv hinter verschlossenen Türen diskutierte, Pläne. Und die Gewerkschaft IG Metall kämpft ja wie einst auch beim Augsburger Ledvance-Lampenwerk für den Erhalt des gesamten Fujitsu-Standortes. Doch es gilt in Branchenkreisen als unwahrscheinlich, dass sich das japanische Management doch noch durch öffentlichen Druck aus Deutschland gänzlich umstimmen lässt. Dagegen spreche – wie es heißt – die japanische Mentalität, einmal nach langen Diskussionen getroffene Entscheidungen nicht zu revidieren. Ein Beobachter des asiatischen Wirtschaftslebens, der anonym bleiben will, sagt: „Da wäre die Chance größer gewesen, die chinesischen Ledvance-Eigentümer umzustimmen.“Bekanntlich hielten diese asiatischen Eigentümer an ihrem Vorhaben fest, das Lampen-Werk zu schließen. Alle Hoffnungen, politischer Druck aus Berlin und München könnte die Verantwortlichen in China umstimmen, haben sich zerschlagen, auch wenn zwischenzeitlich Hoffnung aufkeimte.
Die Hoffnung im Fall Fujitsu richtet sich aus Sicht der Augsburger Politik und Wirtschaft nun darauf, dass die Japaner ihre Zelte in der Stadt nicht ganz abbrechen und möglichst viele der hochwertigen Arbeitsplätze erhalten werden. Ansonsten würden die Züge nach München eben noch voller.
So hat ein Rennen um die FujitsuBeschäftigten begonnen. Längst sind Headhunter aktiv, um Arbeitskräfte der Firma abzuwerben. Das bestätigte Standort-Chefin Vera Schneevoigt am Montag in München am Rande des Fujitsu Forums: „Unsere Beschäftigten sind begehrt – vom einfachen Arbeiter über den Facharbeiter bis zum IT–Spezialisten.“So hatten bereits Manager der Augsburger Software-Unternehmen Xitaso und Baramundi offen ihre Bereitschaft bekundet, einige Fujitsu-Beschäftigte aufzunehmen. Denn viele IT-Firmen scheitern in Zeiten von Vollbeschäftigung und Arbeitskräftemangel an weiterem Wachstum, weil sie nicht genügend Experten finden. Daher ist für Fujitsu-Beschäftigte die Versuchung sicher groß, das Unternehmen zu wechseln – und das, obwohl sie Chancen haben, zu den vielleicht bis zu 500 Beschäftigten zu gehören, die in Augsburg beim alten Arbeitgeber weiter ihr Auskommen finden können. So dürften sich die betroffenen Frauen und Männer Klarheit wünschen, wie es für sie weitergeht.
Schneevoigt lobt jedenfalls im Gespräch das Engagement der Verantwortlichen in der Region für das Fujitsu-Werk: „Oberbürgermeister Kurt Gribl, Wirtschaftsreferentin Eva Weber, die Vertreter der Wirtschaftskammern und Noch-Wirtschaftsminister Franz Josef Pschierer machen einen guten Job.“Die Managerin hat sich mit ihren Kolleginnen und Kollegen lange für den Erhalt des Werkes eingesetzt. Heute sagt sie: „Dass der Standort geschlossen werden soll, liegt nicht an den Mitarbeitern und ihren Qualifikationen, sondern ist ein Resultat des globalen Wettbewerbs.“
IG Metall kämpft für Erhalt des ganzen Standortes