Augsburger Allgemeine (Land West)
Was das neue günstigere iPhone kann – und was nicht
Neben seinen sündteuren Spitzenmodellen hat Apple nun auch ein etwas preiswerteres Smartphone im Angebot. Doch wo hält das XR mit den Großen mit, wo nicht? Der erste Test
Nur wenige Wochen nach der Premiere seiner neuen iPhone-Spitzenmodelle XS und XS Max hat Apple schon wieder ein neues Smartphone auf den Markt gebracht. Das iPhone XR wird gleich in sechs verschiedenen Farben angeboten: in Rot und Blau und Gelb und eine Art Orange (Koralle), außerdem in Schwarz und Weiß. Ein Unterschied zu den beiden XS-Modellen wird potenzielle Käufer besonders interessieren, nämlich der Preis: Während die beiden XS-Modelle je nach Ausstattung zwischen 1149 und 1649 Euro kosten, ist das iPhone XR ab 849 Euro zu haben.
Mindestens 300 Euro Unterschied zum XS ist eine Menge Geld. Wo liegen nun die Unterschiede? Die reine ProzessorPower rechtfertigt den Aufpreis für die XS-Modelle nicht, denn auch beim XR hat Apple den neuen Chip A12 Bionic verbaut, sodass Spiele und andere Apps ohne Ruckeln flüssig und reibungslos laufen.
Schaut man sich Filme oder Fotos auf dem iPhone XR an, wird ein Unterschied schnell sichtbar. Die beiden XSModelle sind mit einem OLED-Bildschirm ausgestattet, der schwarze Flächen grauschleierfrei und Farben intensiver darstellen kann. Im XR wurde dagegen ein 6,1-Zoll-Bildschirm mit LCD-Technik verbaut.
Die technischen Spezifikationen des Bildschirms sind auf dem Papier eher unterdurchschnittlich. In der Praxis fällt das aber nicht auf. Relevanter ist die Tatsache, dass die Displays der beiden XSModelle mit ihrem HDR-Modus (High Dynamic Range) mehr Details in dunklen und hellen Motivbereichen darstellen können.
Bei den Bildschirmen gibt es noch einen weiteren Unterschied zwischen den beiden Top-Geräten und dem iPhone XR. Das günstigere Modell unterstützt kein 3D-Touch. Mit dieser Funktion konnte man seit dem iPhone 6S mit einem kräftigen Fingerdruck auf ein Symbol bestimmte Funktionen einer App auswählen, etwa den Selfie-Modus der Kamera. Das XR beherrscht nur Haptic Touch, ein langer Druck, mit dem sich aber nur einige wenige Funktionen steuern lassen – etwa die Taschenlampe einschalten oder die Bildschirmhelligkeit regeln.
Neben den Displays machen vor allem die Kameras den Unterschied zwischen XS und XR aus. In den XS-Modellen besteht die Kamera aus zwei Objektiven, einem Weitwinkel und einem Tele. Das XR kommt wie das Pixel 3 von Google mit einem Weitwinkel aus. Ähnlich wie Google arbeitet Apple bei den Foto- und Videoaufnahmen intensiv mit Software-Intelligenz, um möglichst viele Details scharf und farbgetreu auch bei schlechtem Licht abzubilden. Apple nennt diese Funktion Smart HDR. In der Praxis ermöglicht sie zum Beispiel beeindruckende Gegenlichtaufnahmen.
Unterschiede im Detail gibt es beim Porträtmodus: Das XR kann tatsächlich nur Menschen so einfangen, dass der Hintergrund schön unscharf erscheint. Die XS-Modelle beherrschen diesen Effekt auch, wenn Tiere oder Gegenstände als Hauptmotiv im Vordergrund stehen. Das XR meldet dann nur, dass „keine Person entdeckt“wurde. Der digitale Zoom des XR erreicht auch nicht die Qualität des optischen Zooms beim XS. Im Vergleich zum iPhone 8 nimmt das XR aber bessere Bilder auf, auch weil hier der neue, hochwertigere Bildsensor des iPhone XS mit zwölf Megapixeln zum Einsatz kommt. Die Selfie-Kamera erreicht eine Auflösung von sieben Megapixeln und beherrscht wie die Hauptkamera auf der Rückseite den Porträtmodus mit Bokeh-Effekt.
Mit dem XR schickt Apple die Fingerabdruck-Sensoren der Vormodelle endgültig in den Ruhestand. Wie beim XS kommt beim XR die Gesichtserkennung Face-ID zum Einsatz, die zuverlässig und schnell funktioniert.
Das iPhone XR ist staub- und wasserdicht nach Norm IP67. Das Gerät kann also mindestens 30 Minuten bis zu einem Meter Tiefe vollständig in Wasser eingetaucht sein. Sollte man über dem iPhone Cola oder eine andere Flüssigkeit ausschütten, empfiehlt Apple, das Handy unter laufendem Wasser zu reinigen und dann fünf Stunden lang zu trocknen. In dieser Zeit sollte man nicht das Ladekabel einstöpseln, sondern das Gerät bei Bedarf drahtlos aufladen. Das XR beherrscht nämlich die Qi-Ladetechnik wie auch die XSTopmodelle.
Preise, Ausstattungen und Alternativen
Das iPhone XR kostet mit 64 Gigabyte (GB) Speicher 849 Euro. Für den doppelten Speicher (128 GB) werden 60 Euro Aufschlag fällig, insgesamt also 909 Euro. Für das größere XR-Modell mit 256 GB Speicher überspringt Apple mit 1019 Euro dann aber doch die Tausender-Schwelle.
Für iPhone-Interessenten mit kleinerem Budget hält Apple die Vorgängermodelle iPhone 7 (ab 519 Euro) und iPhone 8 (ab 679 Euro) im Programm. Im Gegensatz zum iPhone XR verfügen diese Modelle aber nicht über die neueste Technik aus den Apple-Labors, was sich insbesondere beim Fotografieren bemerkbar macht.