Augsburger Allgemeine (Land West)
Verdi und Ryanair nähern sich an
Noch können Kunden der Fluglinie nicht aufatmen. Aber es sieht aus, als gäbe es eine erste Lösung im Tarifkonflikt
Frankfurt/Dublin Nach mehreren Streiks bahnt sich im Dauer-Tarifstreit beim Billigflieger Ryanair in Deutschland eine erste Einigung an. Das irische Unternehmen und die Gewerkschaft Verdi haben sich auf mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen für die rund 1000 Flugbegleiter verständigt, wie beide Seiten mitteilten. Die Einigung beinhalte auch einen Sozialplan für Beschäftigte von Stationen, die geschlossen werden. Ryanair erklärte, es sei ein Tarifvertrag unterzeichnet worden, Verdi hingegen sprach von einer Vorvereinbarung.
Die Gewerkschaft will die Beschäftigten über das zweiseitige Eckpunktepapier bis Dienstag abstimmen lassen. Nehmen die Mitarbeiter an, werde auf dieser Grundlage der Tarifvertrag ausgehandelt, sagte eine Verdi-Sprecherin. Der Tarifkonflikt bei dem Billigflieger läuft seit etwa einem Jahr, verhandelt wird für etwa 1000 Flugbegleiter, darunter rund 700 Leiharbeiter.
„Dies sind weitere konkrete Zeichen für den substanziellen Fortschritt, den Ryanair dabei macht, Vereinbarungen mit unseren Mitarbeitern und ihren Gewerkschaften in mehreren europäischen Ländern zu schließen“, kommentierte Personalchef Eddie Wilson die Übereinkunft mit Verdi.
Die wiederkehrenden Streiks bei dem Billigflieger hatten in diesem Sommer das Chaos an den europäischen Flughäfen noch verstärkt. Lotsenmangel und der harte Wettbewerb der Airlines um Marktanteile der insolventen Air Berlin hatten ohnehin zu zahlreichen Verspätungen und Flugausfällen geführt. Zuletzt hatten Flugbegleiter und Piloten von Ryanair in Deutschland im September zweimal gemeinsam gestreikt. Verdi warf Europas größtem Billigflieger Arbeitsbedingungen aus dem 19. Jahrhundert vor, auch die Bundesregierung schaltete sich ein. Öl ins Feuer goss das Management, indem es die Basis in Bremen mit zwei stationierten Flugzeugen schloss und aus Weeze nahe der niederländischen Grenze zwei von fünf Maschinen abzog.
Weitere Streiks sind derzeit zwar nicht in Sicht, die Gefahr ist aber noch nicht gebannt. So laufen noch die Tarifverhandlungen mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC). Die Einigung mit Verdi ändere den eigenen Fahrplan nicht, nächste Woche gebe es die nächste Runde mit dem RyanairManagement, sagte VC-Sprecher Hans Georg Schmitt. „Jeder beharrt auf seinem Standpunkt, aber man ist gesprächsbereit“, beschrieb er die Verhandlungen für die gut 400 Ryanair-Piloten. Burkhard Fraune, dpa