Augsburger Allgemeine (Land West)
Wer ist der Größte im Dating-Geschäft?
Parship und LoveScout24 streiten sich über Marktanteile in der wachsenden Branche
München Die Dating-Riesen Parship und LoveScout24 haben sich vor Gericht gestritten. Es ging um die Frage, wer ganz oben steht im Geschäft mit der Liebe im Netz. Wer als großer, wenn nicht größter Player gilt in der seit Jahren wachsenden deutschen Online-Dating-Branche mit einem Umsatz von rund 210 Millionen Euro. Das Oberlandesgericht München hat die Frage nun entschieden. Parship darf sich nicht „Deutschlands größte Partnervermittlung“nennen. In dem Urteil wies das Gericht die Berufung zurück. Der Konkurrent LoveScout24 hatte wegen des Parship-Werbespruchs auf Unterlassung geklagt und Recht bekommen.
„Das zieht schon, wenn man sagt, man ist die größte Single-Börse“, sagt Andrea Langbein, Sprecherin des Testportals „Singlebörsen-Vergleich.de“. LoveScout24 nennt sich „Deutschlands Datingportal Nr. 1“.
Laut der Studie „Der Deutsche Online-Dating-Markt 2017/2018“haben beide Portale jeweils mehr als zehn Millionen Mitglieder. Insgesamt haben sich seit 1998 deutschlandweit mehr als 135 Millionen Mitgliedschaften in den verschiedenen Portalen und Apps angehäuft. Die Zahl der aktiv genutzten Profile liegt demnach inzwischen bei 8,6 Millionen. Zum Vergleich: 2003 waren es nur 3,5 Millionen.
Auch wenn Apps wie Tinder den Markt aufgemischt hätten – was den Umsatz angeht, könnten diese mit Parship und LoveScout24 nicht mithalten, sagt Langbein.
Parship wurde 2001 gegründet und gehört seit zwei Jahren zusammen mit dem kleineren Schwesterunternehmen ElitePartner zum Fernsehkonzern ProSiebenSat.1. Ein guter Deal: Die Sendergruppe wirbt auf ihren Kanälen kräftig für die eigenen Firmen. Der Konzern nutzt dafür auch nicht verkaufte Werbezeiten und lernt zudem durch Abgleich der Werbe- und OnlineNutzungs-Daten, die Kunden immer zielgenauer anzusprechen.
Die Parship-Elite-Gruppe mit Sitz in Hamburg beschäftigt 230 Mitarbeiter und hat 2017 mehr als
120 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet. Als Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen blieben
30 Prozent davon übrig. LoveScout24 beantwortet die Frage nach dem Umsatz nicht.
Bisher ist Parship in 13 Ländern aktiv, wagte im Oktober sogar den Sprung über den Atlantik und übernahm die große US-Partnervermittlung eHarmony.
Das Oberlandesgericht bestätigte nun das Urteil des Landgerichts München I. Das hatte Parship schon im Januar untersagt, sich als „größte Partnervermittlung“Deutschlands zu bezeichnen. Das Unternehmen begründete seinen Anspruch unter anderem mit der höheren Zahl der zahlenden Premium-Mitglieder. Das war eine Argumentation, der das Gericht nicht folgen wollte: Der Verbraucher unterscheide nicht zwischen kostenlosen Mitgliedschaften und Premium-Angeboten. Daher sei die Zahl von PremiumKunden nicht das einzige maßgebliche Abgrenzungskriterium.