Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie René Benko das Kaufhaus retten will Porträt

Einst schmiss der Österreich­er die Schule. Heute ist er einer der erfolgreic­hsten Unternehme­r seines Landes – und hat nun Großes mit Kaufhof und Karstadt vor

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Die Geschichte vom Aufstieg des René Benko lässt sich auf zwei Arten erzählen. Für die einen ist der österreich­ische Unternehme­r, der aus den beiden Warenhäuse­rn Karstadt und Kaufhof einen neuen Großkonzer­n formen will, der Inbegriff eines Selfmade-milliardär­s. Eines Mannes also, der es ganz nach oben geschafft hat – und zwar aus eigener Kraft, gegen alle Widerständ­e.

Die anderen trauen dem 41-Jährigen nicht über den Weg. Benko hat einen zweifelhaf­ten Ruf. Er gilt als schillernd­er Unternehme­r, der zwar nicht mit Worten, dafür aber mit Negativsch­lagzeilen und Statussymb­olen auffällt. Der österreich­ische zitierte vor einigen Jahren Klassenkam­eraden, die berichtete­n, dass Benko schon in jungen Jahren in Goldkettch­en auftrat und sich einen Ferrari leistete.

Falter

Der Sohn einer Erzieherin schmiss mit 17 kurz vor der Matura die Schule, baute lieber dunkle Dachböden zu luxuriösen Wohnungen aus. Mit 22 Jahren gründete er eine eigene Immobilien­firma, heute ist seine Signa Holding der größte Immobilien­händler des Landes. Das österreich­ische Magazin schätzt Benkos Vermögen Milliarden Euro.

Dem Unternehme­r hängt jedoch der Ruf an, dass es nicht bei allen seinen Geschäften mit rechten Dingen zugeht. 2012 verurteilt­e das Landesgeri­cht Wien ihn zu zwölf Monaten auf Bewährung. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Benko dem frühe-

Trend

auf

3,2 ren kroatische­n Premiermin­ister Ivo Sanader über einen Mittelsman­n 150 000 Euro geboten hat, damit der ein Steuerverf­ahren in Italien zugunsten der Signa Holding beeinfluss­t.

Dass Benko seitdem vorbestraf­t ist, hat ihm seine Geschäfte nicht verhagelt. Im Gegenteil: Fast alles, was der Österreich­er anfasst, gelingt ihm auch. Umso überrascht­er waren viele Beobachter, als der Unternehme­r 2013 die angeschlag­ene deutsche Warenhausk­ette Karstadt von Investor Nicolas Berggruen übernahm. Viele hatten nicht erwartet, dass der Konzern noch zu retten ist. Benko bewies ihnen das Gegenteil. Er machte den Chefkontro­lleur Stephan Fanderl zum Vorstandsv­orsitzende­n. Der Manager, der aus einer alteingese­ssenen Ingolstädt­er Handelsfam­ilie stammt, warf viele Marken aus den Karstadt-regalen und baute das Online-geschäft aus. In diesem Jahr machte Karstadt erstmals wieder Gewinn, Ende Oktober eröffnete der Konzern in Berlin gar eine neue Filiale – die erste seit rund 30 Jahren.

Lange hatte Benko zudem versucht, auch den Konkurrent­en Kaufhof zu übernehmen. Schon als kaum jemand einen solchen Schritt überhaupt für möglich hielt, träumte er öffentlich von einer Deutschen Warenhaus AG, einem Konzern also, der Karstadt und Kaufhof unter einem Dach vereint.

Jetzt ist der umtriebige Milliardär am Ziel. Die eigentlich­e Arbeit – die Sanierung der angeschlag­enen Kaufhof-filialen – dürfte nun aber erst beginnen.

Sarah Schierack

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Foto: H. Neubauer, dpa

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