Augsburger Allgemeine (Land West)
„Die CSU muss ihre Struktur ändern“„Leistung sollte im Vordergrund stehen“ „Die Parteien müssen umdenken“
Die ehemalige Sozialministerin und jetzige bayerische Landesvorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbundes, Emilia Müller (CSU), kritisiert den geringen Frauenanteil im Landtag. „Das liegt daran, dass mit der FDP und der AFD zwei männerlastige Parteien eingezogen sind, bei denen der Frauenanteil jeweils unter zehn Prozent liegt“, sagt Müller. „Das Parlament ist kein Spiegelbild unserer Gesellschaft.“Um Frauen für die Politik zu begeistern, müssten die Parteien stärker auf deren Lebensumstände eingehen. Eine starre Frauenquote lehnt Emilia Müller ab. „Alternierende Listen reichen nicht aus“, sagt sie. Stattdessen müssten mehr Frauen Direktmandate bekommen. „Dazu muss die CSU ihre Struktur verändern“, sagt Müller. Es habe sich schon vieles bewegt, findet Kultusstaatssekretärin Carolina Trautner (CSU) aus Stadtbergen im Kreis Augsburg. Die aktuelle Bundesregierung etwa setze sich aus neun Männern und sieben Frauen, inklusive Kanzlerin, zusammen. „Dies zeigt, dass es durchaus geht.“Die CSU habe aber in manchen Bereichen sicher noch Aufholbedarf. Sie würde sich wünschen, dass sich noch mehr Frauen politisch engagieren. „Die klassische Rollenverteilung darf hier keine Rolle mehr spielen.“Es müsse in allen gesellschaftlichen Bereichen gelingen, „dass wir wegkommen von der Reduzierung auf das Geschlecht.“In jeder Lebenslage sollte die persönliche Leistung im Vordergrund stehen – auch bei der Frage, ob jemand für eine Position geeignet ist. Dass es in der Politik so wenige Frauen gibt, hat nach Ansicht von Eva Weber, Augsburgs Zweiter Bürgermeisterin (CSU), mehrere Gründe. Ein gewichtiger sei, dass es oft schwierig ist, eine politische Verantwortung mit dem Familienleben zu vereinbaren. „Viele Frauen, mit denen ich mich unterhalte, sagen, dass sie sich um die Kinder kümmern müssen und dass sie es nicht schaffen, an drei Abenden in der Woche auf einen Termin zu gehen.“Weber fordert deswegen: „Die Parteien müssen umdenken.“Man solle sich etwa fragen, ob jede Sitzung um 19 Uhr beginnen müsse. Es gehe darum, sich mehr Gedanken zu machen, wie man den unterschiedlichen Lebensentwürfen entgegenkommen und so Frauen mehr unterstützen könne.