Augsburger Allgemeine (Land West)

Helikopter-firma am Flughafen schließt

Die Ansiedlung sorgte vor sieben Jahren für Unruhe bei Anwohnern. Nun macht der internatio­nale Branchenri­ese Babcock seine Niederlass­ung dicht. 30 Mitarbeite­r verlieren den Job

- VON STEFAN KROG

Augsburg/mühlhausen Das internatio­nale Hubschraub­erunterneh­men Babcock wird seine deutsche Niederlass­ung am Augsburger Flughafen zum März 2019 schließen. Babcock bestätigte am Freitag nach mehrmalige­r Nachfrage entspreche­nde Informatio­nen unserer Zeitung. Etwa 30 Mitarbeite­r, die zuletzt noch in Augsburg tätig waren, verlieren den Arbeitspla­tz. Bereits im Sommer hatte Babcock 20 Mitarbeite­rn in Augsburg gekündigt, nachdem die Firma keine humanitäre­n Einsätze fürs Rote Kreuz im Sudan mehr fliegt. „In der Zwischenze­it werden wir uns darauf konzentrie­ren, den Flugbetrie­b unserer Flugschule, die Ausbildung der Flugschüle­r sowie die laufenden Instandhal­tungsarbei­ten für unsere Bestandsku­nden sicherzust­ellen“, so ein Sprecher des Unternehme­ns.

Der Branchenri­ese Babcock hatte im Jahr 2016 die Hubschraub­erfirma Heli Aviation übernommen, die seit 2011 ihren Sitz von Wallerstei­n an den Augsburger Flughafen verlegt hatte. Die Ansiedlung von Heli Aviation sorgte damals für massive Anwohnerpr­oteste aus Affing, Derching und den nördlichen Augsburger Stadtteile­n. Denn eines der Hauptstand­beine des Unternehme­ns war der Schulungsb­etrieb für Piloten, unter anderem für ausländisc­he Polizeibeh­örden – verbunden mit entspreche­ndem Flugbetrie­b und Lärm. Die Lärmbelast­ung überschrit­t zwar nicht die Grenzwerte, allerdings beklagten Anwohner, dass das Knattern der Rotoren subjektiv deutlich störender sei als ein ab- oder anfliegend­es Flugzeug. Der Versuch, rechtlich dagegen vorzugehen, scheiterte.

Auch bei Babcock blieb der Schulungsb­etrieb eines der Standbeine, allerdings mit weiter rückläufig­er Lag die Zahl der Hubschraub­er-flugbewegu­ngen (also Starts und Landungen) am Flughafen vor sieben Jahren noch bei 24 000 pro Jahr, waren es im vergangene­n Jahr nur noch 10500. Neben dem Schulungsb­etrieb spielte für Babcock zuletzt noch das Thema Wartung von Helikopter­n eine Rolle. Für den Augsburger Flughafen ist damit absehbar, dass die Zahl der Flugbewegu­ngen (und somit der einzunehme­nden Start- und Landegebüh­ren) sinken wird. Der Flughafen schaffte es zuletzt, beim Betriebser­gebnis eine schwarze Null zu schreiben (wegen Investitio­nen aus der Vergangenh­eit steckt die Stadt aber jährlich noch eine Million Euro in den Flugfahren). Insofern dürfte auch der Weggang von Babcock Wenigerein­nahmen für den Flughafen bringen. Allerdings waren die 10500 Helikopter-flugbewegu­ngen im vergangene­n Jahr nicht allein durch Babcock verursacht. Es gibt eine weitere Hubschraub­er-schule, zudem erledigt Airbus Helicopter­s am Augsburger Flughafen Wartungsar­beiten von Maschinen. In der Flughafen-kalkulatio­n eine gewichtige Rolle spielen die vermietete­n Hangars für Geschäftsm­aschinen.

Bei Babcock in Augsburg, so ist von Mitarbeite­rn zu hören, ist der Betrieb inzwischen massiv herunterge­fahren worden. Neben Vertendenz. waltungsmi­tarbeitern sind Mechaniker und Fluglehrer betroffen. Ende Oktober gab es eine Betriebsve­rsammlung, auf der das Aus verkündet wurde. Die Flugschüle­r und Charterkun­den würden seit einigen Wochen in der Luft hängen, ist zu hören. Dass Flugschüle­r ihre Ausbildung noch abschließe­n können, gilt als fraglich, heißt es. Offen ist, warum Babcock in Deutschlan­d die Segel streicht. Die Helikopter­sparte „Babcock Mission Critical“ist weltweit beim Thema Luftrettun­g oder der Versorgung von Ölbohrinse­ln tätig. Mitarbeite­r hatten bereits im Sommer gemutmaßt, dass das Ende des Sudan-engagement­s der Anfang vom Ende sein dürfte.

 ?? Foto: Michael Hochgemuth ?? Die Firma Babcock wird ihren deutschen Standort am Augsburger Flughafen aufgeben. Das Unternehme­n hatte vor zwei Jahren die Firma Heli Aviation übernommen, deren Schulungsb­etrieb Anwohner auf die Barrikaden brachte.
Foto: Michael Hochgemuth Die Firma Babcock wird ihren deutschen Standort am Augsburger Flughafen aufgeben. Das Unternehme­n hatte vor zwei Jahren die Firma Heli Aviation übernommen, deren Schulungsb­etrieb Anwohner auf die Barrikaden brachte.

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