Augsburger Allgemeine (Land West)
Fraktionsführung der Grünen ist in weiblicher Hand
Verena von Mutius und Antje Seubert sind jetzt stellvertretende Vorsitzende. Martina Wild bleibt Chefin. Der ambitionierte Stadtrat Christian Moravcik geht dagegen leer aus. Was das bedeutet
Die Spitze der Grünen-stadtratsfraktion im Rathaus ist künftig in weiblicher Hand. Dies ist das Ergebnis von Neuwahlen. Sie waren notwendig, weil die bisherigen Stellvertreter Stephanie Schuhknecht und Cemal Bozoglu den Stadtrat verlassen werden. Sie sitzen jetzt im Landtag und wollen kein Doppelmandat. In geheimer Wahl wurden Verena von Mutius und Antje Seubert als neue Stellvertreterinnen gewählt. Als Fraktionsvorsitzende wurde Martina Wild einstimmig bestätigt. Sieben Mitglieder hat die Fraktion. Christian Moravcik wäre gerne Stellvertreter geworden. Er kandidierte ebenfalls, scheiterte aber. Moravcik und Nachrücker Matthias Lorentzen sind die Männer im Team der sieben Fraktionsmitglieder. Zur Fraktion gehören ferner Pia Haertinger und die frühere Kulturreferentin Eva Leipprand, die nachrückt.
Die Wahlen standen turnusgemäß an, wobei der Zeitpunkt etwas hinten geschoben wurde. Da absehbar war, dass zumindest Stephanie Schuhknecht beste Chancen hat, in den Landtag einzuziehen, sollte der Ausgang der Landtagswahl abgewartet werden. Der Erfolg von Bo- zoglu machte eine doppelte Neubesetzung nötig. Wie es nach der Sitzung hieß, gab es vier Kandidaten, zu den auch Pia Haertinger gehörte. Einvernehmlich wurde vereinbart, dass zunächst die Auswahl unter den drei Bewerberinnen fällt. Hier setzte sich Verena von Mutius „sehr deutlich“durch, hieß es. Im zweiten Wahlgang ging es um den anderen offenen Platz. Moravcik trat gegen Seubert und Haertinger an. Ohne das Ergebnis zu nennen, sagte Wild, „dass es sehr, sehr deutlich“war. Dies lässt den Rückschluss ziehen, dass Antje Seubert, die frühere Vorsitzende der Grünen, fünf Stimmen erhielt. Dass kein Mann im Vorstand sitzt, will die Fraktionsvorsitzende nicht überbewerten: „Es ist sicherlich so, dass ich keiner Frau verbieten kann, zu kandieren.“
Offen bleibt, wie Moravcik seine Niederlage bei der Abstimmung verarbeitet. „Natürlich bin ich enttäuscht“, sagte der 35-Jährige auf Anfrage. Der Unternehmer, der Elektrofahrzeuge vertreibt, will sich noch nicht über seine politische Zukunft äußern. Er gilt als Querkopf in den eigenen Reihen. Moravcik war ein entschiedener Gegner einer Fusion der Energiesparte der Stadtwerke Augsburg mit Erdgas Schwaben. Die Mehrheit der Fraktion hat- te den Kurs des Regierungsbündnisses mitgetragen. Beim Bürgerbegehren wurde die Fusion abgelehnt. Ein anderer Punkt: Im Dezember 2015 hatte die Diskussion über die Finanzierung der Theatersanierung personelle Konsequenzen zur Folge. Moravcik legte als finanzpolitischer Sprecher der Fraktion und Vertreter im Finanzausschuss die Ämter nieder. Moravcik war nicht mit der Neuverschuldung einverstanden.
Fraktionschefin Martina Wild sagt: „Durch die neue Zusammensetzung im Vorstand wie in der Fraktion, sind wir Grüne gut dafür aufgestellt, in den nächsten Monaten Augsburg nachhaltiger, gerechter und weltoffener zu gestalten. Mit den beiden erfahrenen Kommunalpolitikern und den neuen Vorstandsmitgliedern gehen wir mit frischem Wind in den Endspurt dieser Stadtratsperiode.“