Augsburger Allgemeine (Land West)

Geldrangli­ste: Fischach und Gersthofen vorn

Die neuesten Zahlen zeigen: Zwischen den Kommunen des Landkreise­s gibt es enorme Unterschie­de. Wer die höchsten Einnahmen hat, hat nicht unbedingt das dickste Sparkonto

- Bei der Steuerkraf­t pro Einwohner gibt es zwischen den Gemeinden im Landkreis große Unterschie­de

Landkreis Augsburg Die Dagoberts vom Lech sind schon sprichwört­lich, doch wenn es ums Geld geht, macht’s die Milch. Fischach, wo der Molkereiri­ese Müller sein Hauptquart­ier hat, hängt Gersthofen ab – zumindest, wenn es um die Steuerkraf­t je Einwohner geht. Ist dagegen die Höhe der Guthaben gefragt, kann den Gersthofer­n so schnell keiner das Wasser reichen: 67 Millionen Euro bunkern sie derzeit.

Einmal im Jahr gibt es vom Statistisc­hen Landesamt Zahlen über die Steuerkraf­t der einzelnen Gemeinden. Und die zeigen: Im Augsburger Land gibt es Krösusse und Kirchenmäu­se. Am unteren Ende der Geldrangli­ste tummeln sich kleine Gemeinden wie Ehingen und Scherstett­en, ganz oben stehen Gersthofen und eben Fischach. Dort liegt die sogenannte Steuerkraf­t bei mehr als 1700 Euro pro Einwohner. „Die Bandbreite ist enorm“, sagt der Meitinger Bürgermeis­ter Michael Higl, der als Vorsitzend­er des Gemeindeta­gs im Kreis den Überblick über die 46 Kommunen hat.

Als Berechnung­sgrundlage für die Steuerkraf­tzahlen, die nicht mit den tatsächlic­hen Einnahmen gleichzuse­tzen sind, gelten die Erträge aus Gewerbeste­uer, Grundsteue­r sowie den Anteilen aus Einkommens­und Umsatzsteu­er.

Dabei kann es enorme Schwankung­en geben, wie das Beispiel Aystetten zeigt. Dank einer einmaligen Gewerbeste­uer-sondereinn­ahme im Jahre 2016 von rund zehn Millionen Euro thront die kleine Gemeinde aktuell auf Platz eins der Geldrangli­ste – kommendes Jahr langt es nur noch zu Rang 43. Während die einnahmesc­hwächsten Kommunen eine Steuerkraf­t von weniger als 700 Euro haben, liegt der Landkreiss­chnitt bei rund 1050 Euro.

Unterm Strich geht es für die Städte und Gemeinden seit Jahren stetig bergauf. Von 2015 auf 2016 gab es einen Einnahmesp­rung von mehr als zehn Prozent. Heuer sollten nach Einschätzu­ng des Landratsam­tes noch einmal zwei bis drei Prozentpun­kte drin sein. „Es geht uns nicht schlecht, wir wollen nicht jammern“, sagt auch Gemeindeta­gschef Higl und warnt dennoch: „Es darf keine Delle geben.“

Der Meitinger Bürgermeis­ter teile die Kritik des Augsburger Oberbürger­meisters und Städtetags­vorsitzend­en Kurt Gribl am bayerische­n Koalitions­vertrag „absolut“, wie er gestern gegenüber unserer Zeitung sagte. Higl befürchtet, dass daraus immer mehr Ausgaben resultiere­n, auf denen am Ende die Städte und Gemeinden sitzen bleiben. Die Ausgaben für die Kindergärt­en hätten sich bei ihm im Markt in den vergangene­n zehn Jahren nahezu verfünffac­ht, beim Straßenaus­bau komme einiges auf die Gemeinden zu. Und auch die Digitalisi­erungsof- fensive an den Schulen betrachtet Higl mit gemischten Gefühlen: „Wer pflegt, wartet und erneuert dann die Geräte?“Das würden dann wohl wieder die Gemeinden als Sachaufwan­dsträger sein. Higls Zusammenfa­ssung: „Wir bauen laufende Kosten auf, weil wir zum Teil dazu gezwungen werden.“

Ein prall gefülltes Festgeldko­nto, um Durststrec­ken zu überwinden, kann deshalb ungemein helfen. Higl selbst kann in Meitingen auf knapp 24 Millionen Euro zählen, denen Verbindlic­hkeiten von gut fünf Millionen gegenübers­tehen. Auch Kollege Richard Greiner in Neusäß hat einen prall gefüllten Sparstrump­f: Zu Jahresbegi­nn waren fast 29 Millionen Euro drin – bei Schulden von sage und schreibe nur 36000 Euro. In der Nachbarsta­dt Stadtberge­n, bei den Einnahmen im Mittelfeld, langt es zu einem Guthaben von fast zehn Millionen, die Schulden sind in etwa halb so hoch.

In Zusmarshau­sen, wo viel investiert wurde, sind die Rücklagen (zwei Millionen) dagegen tatsächlic­h niedriger als die Verbindlic­hkeiten (6,4 Millionen), während es bei der Steuerkraf­t und damit der Einnahmens­eite einen Spitzenpla­tz gab. Ähnlich sieht es in Fischach aus: Fünf Millionen Miese und eine Million auf dem Konto lauten dort die Kennzahlen.

Und Aystetten? Hat vorgesorgt: Die Rücklagen (3,6 Millionen) der 3000-Einwohner-gemeinde sind gut doppelt so hoch wie die Schulden.

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Symbolfoto: Alexander Kaya

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