Augsburger Allgemeine (Land West)
Feldpostkarten zwischen Patriotismus und Elend
● Die Feldpostkarten während des Ersten Weltkriegs entwickelten eine breitgefächerte Emotionalität. Die Motive, die die Soldaten an ihre Lieben und Angehörigen daheim schickten, appellierten an Begeisterung, Mut und Gefühle. Sie präsentierten Kriegshelden, riefen zur moralischen Unterstützung der Soldaten an der Front auf und verteufelten die Feinde als Bestien, Moloche und Frauenschänder. Gleichzeitig zeigten sie die Ziele der Kriegsgegner auf: die Zerschlagung der deutschen Wirtschaft und Industrie sowie die Versklavung der deutschen Bevölkerung. Die Motive sollten stärken, sensibilisieren und später vom Kriegsalltag und den Rückschlägen an den Fronten ablenken.
● Postkartenboom Der Erste Weltkrieg entfachte eine regelrechte Karteninflation. Experten schätzen, dass während der Kriegsjahre rund zehn Milliarden Feldpostkarten im Umlauf waren. Nach dem Schreiben wurden sie zu einer Sammelstelle hinter der Front gebracht. Dort prüfte eine Zensurgruppe die Inhalte auf Unverfängliches. So durften im Text unter anderem keinesfalls der Aufenthaltsort des Schreibers und militärisch-taktische Informationen mitgeteilt werden. Nach der Prüfung ging die Post in Richtung Heimat. Portokosten entstanden für die Soldaten nicht. (rusi)