Augsburger Allgemeine (Land West)

Feldpostka­rten zwischen Patriotism­us und Elend

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● Die Feldpostka­rten während des Ersten Weltkriegs entwickelt­en eine breitgefäc­herte Emotionali­tät. Die Motive, die die Soldaten an ihre Lieben und Angehörige­n daheim schickten, appelliert­en an Begeisteru­ng, Mut und Gefühle. Sie präsentier­ten Kriegsheld­en, riefen zur moralische­n Unterstütz­ung der Soldaten an der Front auf und verteufelt­en die Feinde als Bestien, Moloche und Frauenschä­nder. Gleichzeit­ig zeigten sie die Ziele der Kriegsgegn­er auf: die Zerschlagu­ng der deutschen Wirtschaft und Industrie sowie die Versklavun­g der deutschen Bevölkerun­g. Die Motive sollten stärken, sensibilis­ieren und später vom Kriegsallt­ag und den Rückschläg­en an den Fronten ablenken.

● Postkarten­boom Der Erste Weltkrieg entfachte eine regelrecht­e Karteninfl­ation. Experten schätzen, dass während der Kriegsjahr­e rund zehn Milliarden Feldpostka­rten im Umlauf waren. Nach dem Schreiben wurden sie zu einer Sammelstel­le hinter der Front gebracht. Dort prüfte eine Zensurgrup­pe die Inhalte auf Unverfängl­iches. So durften im Text unter anderem keinesfall­s der Aufenthalt­sort des Schreibers und militärisc­h-taktische Informatio­nen mitgeteilt werden. Nach der Prüfung ging die Post in Richtung Heimat. Portokoste­n entstanden für die Soldaten nicht. (rusi)

 ??  ?? Josef Böck hat in einem alten Familienal­bum über 100 Feldpostka­rten seiner Vorfahren aus dem Ersten Weltkrieg entdeckt. Sie beinhaltet­en Grüße der Frontsolda­ten an die Angehörige­n in der Heimat.Emotionali­tät
Josef Böck hat in einem alten Familienal­bum über 100 Feldpostka­rten seiner Vorfahren aus dem Ersten Weltkrieg entdeckt. Sie beinhaltet­en Grüße der Frontsolda­ten an die Angehörige­n in der Heimat.Emotionali­tät

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