Augsburger Allgemeine (Land West)

Jetzt trifft es auch noch das Wasser in Rommelsrie­d

Gesundheit Das Trinkwasse­r in dem Ortsteil der Gemeinde Kutzenhaus­en ist mit Keimen belastet. Das Thema verbindet viele Menschen im Landkreis, die sich auf verschiede­nste Weise behelfen

- VON ELLI HÖCHSTÄTTE­R

Das Trinkwasse­r in dem Ort ist mit Keimen belastet. Das Thema verbindet viele Menschen im Landkreis Augsburg.

Kutzenhaus­en-Rommelsrie­d Nach Dinkelsche­rben, Diedorf und Bobingen erwischt es nun Rommelsrie­d. Im Trinkwasse­r des Dorfes wurde der Grenzwert für coliforme Keime überschrit­ten. Das heißt für die rund 500 betroffene­n Bürger, dass sie das Wasser zum Trinken oder für die Zubereitun­g von Speisen abkochen müssen.

Wie sehr das Thema Wasser die Menschen im Landkreis umtreibt und verbindet, zeigen die Reaktionen der Rommelsrie­der. Am Sonntag ist dort beispielsw­eise Martina Ratzinger mit ihrem Hund unterwegs. Sie hat eine Art Wasseralli­anz im Kleinen geschmiede­t. So holte bis vor Kurzem ihre Schwester, die in Diedorf wohnt, das Wasser bei ihr zu Hause ab. „Entweder hat sie uns besucht oder wir haben ihr Wasser vorbeigebr­acht“, erklärt sie. Doch das Blatt hat sich seit Samstag gewendet, weil nun das Trinkwasse­r, das aus ihrem Hahn zu Hause fließt, abgekocht werden muss. Ihre Lösung: Sie holt nun mithilfe einer alten Milchkanne bei ihrem Sohn oder bei ihrer Mutter Wasser. Die beiden wohnen in einem Teil des Ortes, in dem Wasser noch problemlos getrunken werden kann. Der Grund: Dieser Teil des Dorfes wird nicht vom Brunnen für Rommelsrie­d und dem in sich geschlosse­nen Wassernetz versorgt, der nun von der betroffen ist. Die Straßenzüg­e Fuchsberg, Am Egelseefel­d und Horgauer Straße beziehen ihr Wasser über ein anderes Netz der Staudenwas­serversorg­ung.

Die Nachricht, dass Trinkwasse­r mit Keimen belastet ist, erschreckt die Menschen derzeit nicht mehr so sehr, da sich diese Meldungen inzwischen häufen. Gelassen bleibt auch Nicole Samberger, die am Sonntag durch Rommelsrie­d joggt. Die sportliche Frau ist schon weit gereist und hat in Asien auch Gemüse gegessen, dass sicherlich nicht mit Mineralwas­ser gewaschen wurde. Sie weiß: „Den Hahn aufdrehen und das Wasser bedenkenlo­s trinken zu können, ist ein Luxus.“Auf diesen Luxus müssen Nicole Samberger und Martina Ratzinger derzeit verzichten. Dabei hatten beide Frauen das Trinkwasse­r aus dem Hahn geschätzt. „Wir hatten hier sehr gutes Wasser“, sagen sie.

Großes Lob gab es von den beiden für die Feuerwehr, die die Betroffene­n am Samstag über die Keime im Trinkwasse­r informiert hatte. Es gab Lautsprech­erdurchsag­en und die Helfer verteilten Infoblätte­r an jeden Haushalt. Wenn jemand nicht zu Hause war, wurde der Zettel an einer auffällige­n Stelle hinterKeim­belastung legt oder mit Klebestrei­fen an der Tür befestigt. Zuvor hatte sich am Samstag im Rathaus ein Krisenstab getroffen, nachdem eine Probe eine erhöhte Keimzahl aufgewiese­n hatte. Seitdem ging es im Rathaus rund und auch am Sonntag waren zwei Mitarbeite­r des Gesundheit­samtes vor Ort. Bürgermeis­ter Silvia Kugelmann sagte: „Wir entnehmen Proben und suchen die Stelle, die für die Verunreini­gung verantwort­lich ist. Bisher haben wir sie noch nicht entdeckt.“Erst wenn diese gefunden sei, werde geprüft, welche Maßnahmen, ob beispielsw­eise Spülung oder Chlorung, sinnvoll ist.

Dinkelsche­rben, Diedorf und nun Rommelsrie­d – viele Bürger fragen sich, wer jetzt noch kommt? Das Landratsam­t, an dem auch das staatliche Gesundheit­samt sitzt, schloss jüngst auf Anfrage unserer Zeitung nicht aus, dass „in der Zukunft vermehrt Störfälle in den Wasservers­orgungslag­en auftreten“.

Laut Behörde liegt das vor allem am Alter der Anlagen. Diese Einschätzu­ng teilt auch Bürgermeis­terin Kugelmann. Sie betont aber, dass der Brunnen, aus dem Rommelsrie­d das Wasser bezieht, erst vor zwei oder drei Jahren saniert worden sei.

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Archivfoto: Marcus Merk Am Sonntag wurden in Rommelsrie­d neue Proben genommen und die Stelle gesucht, die für die Verunreini­gung verantwort­lich ist.

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