Augsburger Allgemeine (Land West)
Von einem, der mal wieder das Gesetz bricht
Im Sport ist es wie im Leben: Es geht Auf und Ab. Mal läuft es wie von Zauberhand und mal gilt, was Andreas Brehme einst wortgewaltig so umschrieb: Haste Sch ... am Fuß, haste Sch ... am Fuß. Sportlicher Erfolg verläuft in Zyklen. Dem Hoch folgt unweigerlich das Tief. Ein ehernes Gesetz, derzeit am Beispiel der deutschen Fußballnationalmannschaft zu beobachten. Der Ex-Weltmeister ist nur noch zweitklassig, wie Tilmann Mehl in seinem Kommentar auf dieser Seite schreibt. Der FC Bayern durchlebt auf Vereinseben ähnliches – wobei hier noch nicht abschließend geklärt ist, ob es sich nur um eine kurzfristige Verschiebung der Macht oder ein handelsübliches Tief handelt.
Wie immer im Leben gibt es aber jemand, der das Gesetz bricht. Marcel Hirscher ist so ein Desperado. Gewinnt einfach immer weiter. Befindet sich im Dauerhoch. Ein Tief? Nicht absehbar. Siebenmal in Folge hat der österreichische Skifahrer den Gesamtweltcup gewonnen. Am Wochenende war er im fernen Levi, beim ersten Rennen der Saison, gleich wieder der Schnellste.
Es sind Momente wie diese, die die Konkurrenz verzweifeln lassen. Es droht Langeweile. Wer soll diesen Mann schlagen? Die deutschen Skifahrer eher nicht. Sie sind Spezialisten, die in ihren jeweiligen Disziplinen um den Sieg mitfahren, in der Gesamtwertung allerdings keine Rolle spielen.
Immerhin: Selbst ein Hirscher altert. Seine Ära wird enden. Irgendwann. Bei den Frauen ist eine vergleichbare Lichtgestalt auf der Zielgeraden ihrer Karriere angekommen. Lindsey Vonn tritt nach dieser Saison zurück. Vorher will sie den Rekord der Rekorde brechen. Vier Weltcupsiege fehlen der USAmerikanerin noch zur Bestmarke. Der Schwede Ingemar Stenmark brachte es während der 1970er und 80er Jahre auf 86 Weltcupsiege. Eine Marke für die Ewigkeit, sagten sie damals.
Parallel zur eingangs erwähnten Gesetzmäßigkeit der Wellen hat sich im Sport aber noch eine zweite etabliert. Sie lautet: Kein Rekord ist gut genug, als dass er nicht gebrochen werden kann. Selbst der von Ingemar Stenmark.