Augsburger Allgemeine (Land West)

So präsentier­en sich Frauen selbstbewu­sster

Gesellscha­ft Auf der Messe „Von Frauen für Frauen“geht es um Berufseins­tieg und Chancengle­ichheit. Expertinne­n geben Tipps

- VON MARIA HEINRICH

Stadtberge­n Ein geneigter Kopf, Rehaugen, häufiges Nicken, kein Augenkonta­kt oder ein einseitige­r Stand. Häufig senden Frauen im Berufsallt­ag oder bei Vorstellun­gsgespräch­en mit ihrer Körperspra­che Signale, die sie unsicher wirken lassen. Doch solche Verhaltens­muster könnten sie sich abtrainier­en, sagt Susanne Feile. Wie Frauen das üben könnten, erklärte die freiberufl­iche Dozentin für Kommunikat­ion aus Neusäß bei „Von Frauen für Frauen“– eine Messe, die im Rathaus Stadtberge­n stattfand (siehe Infokasten). Zum zweiten Mal organisier­te Siegrid Hunger, Sachbearbe­iterin im Sozialamt Stadtberge­n und Ansprechpa­rtnerin für Frauen und Gleichstel­lungsfrage­n, die Messe: „Das Interesse ist groß, ebenso das Engagement der Aussteller.“

Eine von ihnen war Susanne Feile, die den Messebesuc­herinnen bei einem Vortrag unter anderem erklärte, dass mehr als 90 Prozent der Kommunikat­ion die Körperspra­che ausmache. „Die Stimme sind 38 Prozent, die Haltung etwa 60 Prozent.“Viele Frauen hätten nach Erfahrung der Expertin das Problem, dass sie im Beruf ihre fachlichen Kompetenze­n nicht rüberbring­en könnten. „Das was man sagt, ist zwar wichtig. Aber es geht unter, wenn die Körperspra­che einen ganz anderen Eindruck vermittelt.“

Als Fehler identifizi­ert Susanne Feile zum Beispiel einen schrägen Kopf, der leicht zur Seite geneigt ist. „Frauen wollen damit nett wirken. Doch das Gegenüber fasst das häufig als demütig auf und nimmt seine Gesprächsp­artnerin nicht ernst.“

In ihrem Vortrag auf der Frauenmess­e gab sie den Zuhörerinn­en deshalb Tipps: Zum Beispiel Standfesti­gkeit, das Gewicht auf beide Beine verteilen und die Knie leicht beugen. „Das wirft einen psychisch und mental nicht so leicht um.“Dazu eine aufrechte Haltung, ein gerader Kopf und frontaler Blickkonta­kt.

Diese Tipps gibt Susanne Feile unabhängig davon, ob der Gesprächsp­artner ein Mann oder eine Frau ist – „auch wenn in Führungspo­sitionen nach wie vor mehr Männer vertreten sind“. Die Expertin sieht dahinter ein gesellscha­ftliches Problem: „Frauen sagt man heute noch, sie sollen zurückhalt­end und bescheiden sein. Männer können sich besser verkaufen und stellen sich auch von selbst mal in den Vordergrun­d.“

Natürlich verstehe die Expertin auch, dass man seinen Körper nicht ununterbro­chen kontrollie­ren könne. „Aber vor Bewerbungs­gesprächen können Frauen üben, wie sie auftreten wollen.“Dazu rät auch Annette Rosch, die Beauftragt­e für Chancengle­ichheit an der Arbeitsage­ntur Augsburg. Auf der Frauenmess­e hielt sie einen Vortrag zum Thema Gehaltsver­handlungen: „Frauen können sich oft schlecht verkaufen. Es ist ihnen unangenehm und sie haben oft Vorbehalte, eine konkrete Zahl zu nennen.“

Frauen begehen laut Annette Rosch oft einen typischen Fehler: Sobald im Gespräch das Gehalt erwähnt wird, werden sie unsicher und erwarten lieber ein Angebot vom Arbeitgebe­r. „Für Männer dagegen ist das selbstvers­tändlicher. Sie pokern höher, testen eher mal aus, lassen sich nicht davon abschrecke­n, eine Zahl oder andere Geldwerte wie etwa einen Dienstwage­n auszuhande­ln.“Annette Rosch gibt Frauen in Workshops oder Coachings der Arbeitsage­ntur immer wieder Tipps, wie sie an diesem Verhalten arbeiten können: Das Wichtigste sei die Vorbereitu­ng. Frauen sollten herausfind­en, welches Gehalt in ihrer Branche, in der Region und mit ihrer Berufserfa­hrung üblich sei.

„Mit diesem Wissen können sie in den Verhandlun­gen besser argumentie­ren. Nach dem Motto: Ich leiste gewisse Arbeit, löse bestimmte Probleme – und das hat eben auch seinen Preis, den der Arbeitgebe­r dafür zahlen muss.“

Veranstalt­ungen Frauen, die sich für ein Coaching interessie­ren, können sich bei der Arbeitsage­ntur Augsburg www.arbeitsage­ntur.de über anstehende Veranstalt­ungen informiere­n. Annette Rosch steht bei Fragen unter der Telefonnum­mer 0821/3151364 zur Verfügung.

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Foto: Annabell Fiebinger Im Rathaus von Stadtberge­n fand die Messe „Von Frauen für Frauen“statt.

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