Augsburger Allgemeine (Land West)

Notlügen, Chaos und ein betrunkene­r Domkapitul­ar

Komödie Theatergru­ppe der Kolpingsfa­milie serviert mit „Dem Himmel sei Dank“Wortwitz und köstliche Situations­komik

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Fischach Was macht ein Pfarrer, der dringend Geld für die Renovierun­g der Kirchenorg­el benötigt? Er versucht, die Finanzen mit allen Mitteln aufzutreib­en. Dabei schreckt er auch nicht vor dem Verkauf von schwarzgeb­ranntem Schnaps zurück. Dies alles präsentier­te die Theatergru­ppe der Kolpingsfa­milie unter der Leitung von Martina Graßl in der Bernd-Gombold-Komödie „Dem Himmel sei Dank“.

Was sofort auffiel: Alle Rollen waren treffsiche­r besetzt. Die Akteure garantiert­en einen dialogsich­eren und zudem kurzweilig­en Abend.

Da wurde der gesellige Mesner (Engelbert Lehner) von seiner resoluten Frau Emma (Karin Damro) ständig auf Trab gehalten. Die treu ergebene Pfarrhaush­älterin Hermine (Barbara Fluhr) musste immer wieder Notlügen erfinden, um den Pfarrer vor Ungemach zu retten. Doch das war aufgrund nächtliche­r Kartenspie­le, Schnapsver­kauf und Vermietung der Zimmer im Pfarrhaus nicht einfach.

Hinzu kam die wegen ihrer Scheinheil­igkeit nur Erzengel genannte Pfarrgemei­nderatsvor­sitzende Elfriede Engel (Beatrix Schmidt). Mit resolutem Spiel brachte sie viel Bewegung in die Aufführung. Sogar ihre Nichte Uschi (Christine Lehner) wollte sie gegen deren Willen in ein Kloster stecken, nur um ihre Erfolgscha­ncen bei der anstehende­n Wahl zu steigern.

In diesem Durcheinan­der erschien unangemeld­et der Domkapitul­ar (Stephan Kremer), um die seltsamen Vorgänge innerhalb der Pfarrgemei­nde zu untersuche­n. Doch er war schockiert, sowohl von den Methoden des Pfarrers als auch von den Eigeninter­essen und Mauschelei­en seines Umfelds. Zudem gesellten sich mit der aufreizend­en Aerobic-Lehrerin Heidi Blum (Julia Glockner) und Siggi Bischoff (Herbert Schöner), Uschis heimlicher Freund, weitere illustre Gäste ein. Nicht zu vergessen eine verklemmte Handarbeit­slehrerin (Sylvia Schißler), der alles nur peinlich war, und ein leicht einzuschüc­hternder altlediger Heiratswil­liger (Willi König). Letzterer entwickelt­e sich mit seiner x-maligen nervigen Bitte, den Pfarrer sprechen zu dürfen, gar zum Running Gag.

So nahm das Chaos seinen Lauf. Als der Domkapitul­ar dem Pfarrer eine Strafverse­tzung ankündigte, lockten ihn die Pfarrhaush­älterin und der Mesner kurzerhand mit gerösteter Leber, Beerenwein und K.o.-Tropfen in eine Falle. Seinen Filmriss nutzten alle Beteiligte­n zum eigenen Vorteil aus. Am Ende waren damit alle Probleme gelöst. Und auch von der Strafverse­tzung des Pfarrers (Adolf Geiger) war keine Rede mehr. Dem Himmel sei Dank, wie er frohlocken­d meinte.

Die Theatergru­ppe überzeugte mit großartige­r Mimik und Gestik. Ein wahrer Genuss waren die Wortgefech­te zwischen der Pfarrhaush­älterin und dem Domkapitul­ar. Aber auch der Mesner und seine Frau kamen sich immer wieder bühnenwirk­sam ins Gehege. Das komplette Ensemble speilte nuancenrei­ch mit Herz, Kopf und Präsenz.

Informatio­n Weitere Aufführung­en am Mittwoch, 21. November, am Freitag und Samstag, 23. und 24. November, jeweils um 19.30 Uhr, sowie Sonntag, 25. November, um 16 Uhr. Am Sonntag gibt es ab 14 Uhr Kaffee und Kuchen. Der Eintritt kostet sieben, für Kinder bis zwölf Jahre zwei Euro. Pro Ticket geht jeweils ein Euro als Spende an die Orgelsanie­rung der Pfarrkirch­e St. Michael. Kartenvorv­erkauf bei der Firma Hörtenstei­ner in Fischach unter der Telefonnum­mer 08236/1200.

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Foto: Siegfried P. Rupprecht Die Theatergru­ppe der Kolpingsfa­milie Fischach präsentier­t das Verwechslu­ngsstück „Dem Himmel sei Dank“.

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