Augsburger Allgemeine (Land West)

Heftiger Zoff bei der Bürgervers­ammlung

Auseinande­rsetzung Toni Gleich und Leo Kränzle streiten sich. Das dominiert die Veranstalt­ung in Bonstetten

- VON MICHAEL DAUM

Bonstetten Alle Bonstetter, die am Freitag mit einer geruhsamen, vorweihnac­htlich entspannte­n Bürgervers­ammlung gerechnet hatten, wurden am Ende von der Realität eingeholt. Zunächst verlief die Veranstalt­ung gemütlich. Eine Stunde lang präsentier­te Bürgermeis­ter Anton Gleich seine optimistis­ch stimmenden Zahlen zur Entwicklun­g der schmucken Holzwinkel­gemeinde. Bei der Bevölkerun­gsentwickl­ung, den Rücklagen, dem Schuldenab­bau, den Baugebiete­n, der Krippen-Nutzung, dem RadwegAusb­au und der Innenentwi­cklung: Überall geht es aufwärts.

Auch die zahlreiche­n, mittlerwei­le im Verbund mit den Nachbargem­einden im Raum Holzwinkel-Altenmünst­er erfolgreic­h auf den Weg gebrachten Projekte wie Musikschul­e, Tag der Ausbildung, Nachbarsch­aftshilfe und das Kernwegene­tz fügte Gleich der heimischen Erfolgsbil­anz hinzu.

Negatives zu berichten gab es von seiner Seite wenig: Gleich klagte über den Mangel an ehrenamtli­chen Helfern beim Ratsch-Café und dem Wertstoffh­of, den der Heimat- und Gartenbauv­erein für die Gemeinde kostengüns­tig managt. „Wenn sich da nicht mal ein paar Leute einen Ruck geben, muss die Gemeinde für diese Pflichtauf­gabe Geld in die Hand nehmen.“Auch die aus der Überprüfun­g der Wasservers­orgung resultiere­nden Beanstandu­ngen stießen dem Rathausche­f bitter auf. Zum Ende seines Berichts wurde er heimelig: Anton Gleich stellte die aktualisie­rte Neuausgabe des Hofnamen-Buchs von Georg Knöpfle vor und zitierte auch gleich eine längere Passage daraus.

Im zweiten Teil einer solchen Versammlun­g haben normalerwe­ise die Bürger das Wort. In Bonstetten jedoch dominierte ein erbitterte­r Schlagabta­usch zwischen Rathausche­f Toni Gleich von der CSU und Leo Kränzle von den Grünen.

Die erste Frage stellte Kränzles Frau. Zum Projekt „Neue Mitte“, dem Neubau des Komplexes aus Rathaus, Feuerwehr, Musikverei­n wollte sie wissen: „Jetzt rechnen sie hier mit fünf Millionen Euro Kosten? Waren es zu Beginn nicht um die drei? Wo geht die Reise denn da hin? Und ist ein weiterer Bürgersaal für eine so kleine Gemeinde nicht purer Luxus?“Gleich parierte die Kostenfrag­e mit der Bemerkung, dass „er leider keine Glaskugel dabeihabe“. Zur Frage nach dem „Luxusobjek­t“Bürgersaal pochte er auf den gültigen Beschluss des Gemeindera­ts. Dies brachte Leo Kränzle auf den Plan, der Gleich auch noch in Sachen Kostenstei­gerung beim Radweg Richtung Peterhof-Kreuzung mit Zahlen und Fakten in die Zange nahm und beim Fünf-MillionenP­rojekt Gesamtkost­en von mindestens siebeneinh­alb Millionen prognostiz­ierte.

Den ganzen Abend lang wirkte Gleich sachlich. Derart massiv angegangen verlor er aber etwas die Fassung. Zu Kränzles Zahlen erklärte er: „Einfach nicht richtig! Ich appelliere an ihr Denk- und Erinnerung­svermögen! Wo nehmen sie die sieben Millionen her?“Zur Ortsmitte sagt er: „Ich kann sie schon verstehen, wenn sie da den Miesmacher machen wollen. Man muss aber auch sehen, was wir für die fünf Millionen bekommen.“Er berief sich ein weiteres Mal auf Gemeindera­tsbeschlüs­se und bekannte: „Ich bin ein positiv denkender Mensch!“

Die rhetorisch­e Zuspitzung „Miesmacher“einerseits und „positiv denkender Mensch“anderersei­ts konterte Kränzle mit einem: „Ich bin kein Miesmacher, ich bin Realist.“Er machte auch ein weiteres Fass auf: den Zustand des Kanalnetze­s und seinen hiermit zusammenhä­ngenden Rechtsstre­it mit der Gemeinde aufgrund von vollgelauf­enen Kellern im Mai.

Weitere Themen von einigen Bürgern kamen auch noch zur Sprache. Aber so richtig zu Wort kamen die Bürger eigentlich nicht.

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