Augsburger Allgemeine (Land West)
Heftiger Zoff bei der Bürgerversammlung
Auseinandersetzung Toni Gleich und Leo Kränzle streiten sich. Das dominiert die Veranstaltung in Bonstetten
Bonstetten Alle Bonstetter, die am Freitag mit einer geruhsamen, vorweihnachtlich entspannten Bürgerversammlung gerechnet hatten, wurden am Ende von der Realität eingeholt. Zunächst verlief die Veranstaltung gemütlich. Eine Stunde lang präsentierte Bürgermeister Anton Gleich seine optimistisch stimmenden Zahlen zur Entwicklung der schmucken Holzwinkelgemeinde. Bei der Bevölkerungsentwicklung, den Rücklagen, dem Schuldenabbau, den Baugebieten, der Krippen-Nutzung, dem RadwegAusbau und der Innenentwicklung: Überall geht es aufwärts.
Auch die zahlreichen, mittlerweile im Verbund mit den Nachbargemeinden im Raum Holzwinkel-Altenmünster erfolgreich auf den Weg gebrachten Projekte wie Musikschule, Tag der Ausbildung, Nachbarschaftshilfe und das Kernwegenetz fügte Gleich der heimischen Erfolgsbilanz hinzu.
Negatives zu berichten gab es von seiner Seite wenig: Gleich klagte über den Mangel an ehrenamtlichen Helfern beim Ratsch-Café und dem Wertstoffhof, den der Heimat- und Gartenbauverein für die Gemeinde kostengünstig managt. „Wenn sich da nicht mal ein paar Leute einen Ruck geben, muss die Gemeinde für diese Pflichtaufgabe Geld in die Hand nehmen.“Auch die aus der Überprüfung der Wasserversorgung resultierenden Beanstandungen stießen dem Rathauschef bitter auf. Zum Ende seines Berichts wurde er heimelig: Anton Gleich stellte die aktualisierte Neuausgabe des Hofnamen-Buchs von Georg Knöpfle vor und zitierte auch gleich eine längere Passage daraus.
Im zweiten Teil einer solchen Versammlung haben normalerweise die Bürger das Wort. In Bonstetten jedoch dominierte ein erbitterter Schlagabtausch zwischen Rathauschef Toni Gleich von der CSU und Leo Kränzle von den Grünen.
Die erste Frage stellte Kränzles Frau. Zum Projekt „Neue Mitte“, dem Neubau des Komplexes aus Rathaus, Feuerwehr, Musikverein wollte sie wissen: „Jetzt rechnen sie hier mit fünf Millionen Euro Kosten? Waren es zu Beginn nicht um die drei? Wo geht die Reise denn da hin? Und ist ein weiterer Bürgersaal für eine so kleine Gemeinde nicht purer Luxus?“Gleich parierte die Kostenfrage mit der Bemerkung, dass „er leider keine Glaskugel dabeihabe“. Zur Frage nach dem „Luxusobjekt“Bürgersaal pochte er auf den gültigen Beschluss des Gemeinderats. Dies brachte Leo Kränzle auf den Plan, der Gleich auch noch in Sachen Kostensteigerung beim Radweg Richtung Peterhof-Kreuzung mit Zahlen und Fakten in die Zange nahm und beim Fünf-MillionenProjekt Gesamtkosten von mindestens siebeneinhalb Millionen prognostizierte.
Den ganzen Abend lang wirkte Gleich sachlich. Derart massiv angegangen verlor er aber etwas die Fassung. Zu Kränzles Zahlen erklärte er: „Einfach nicht richtig! Ich appelliere an ihr Denk- und Erinnerungsvermögen! Wo nehmen sie die sieben Millionen her?“Zur Ortsmitte sagt er: „Ich kann sie schon verstehen, wenn sie da den Miesmacher machen wollen. Man muss aber auch sehen, was wir für die fünf Millionen bekommen.“Er berief sich ein weiteres Mal auf Gemeinderatsbeschlüsse und bekannte: „Ich bin ein positiv denkender Mensch!“
Die rhetorische Zuspitzung „Miesmacher“einerseits und „positiv denkender Mensch“andererseits konterte Kränzle mit einem: „Ich bin kein Miesmacher, ich bin Realist.“Er machte auch ein weiteres Fass auf: den Zustand des Kanalnetzes und seinen hiermit zusammenhängenden Rechtsstreit mit der Gemeinde aufgrund von vollgelaufenen Kellern im Mai.
Weitere Themen von einigen Bürgern kamen auch noch zur Sprache. Aber so richtig zu Wort kamen die Bürger eigentlich nicht.