Augsburger Allgemeine (Land West)

Mein Vermieter, der Mafiaboss

- VON BERNHARD JUNGINGER bju@augsburger-allgemeine.de

Es ist erschrecke­nd, in welchem Maße es dem organisier­ten Verbrechen offenbar gelingt, schmutzige­s Geld auf dem deutschen Immobilien­markt zu waschen. Und es ist nicht hinnehmbar. Denn Wohnen wird immer mehr zur wichtigste­n sozialen Frage unserer Zeit. Während der Traum von den eigenen vier Wänden in weite Ferne rückt, wird der Markt für Häuser und Wohnungen zum lukrativen Tummelplat­z für Spekulante­n. Oft ist völlig unklar, wer sich hinter Investoren mit wohlklinge­nden Kunstnamen verbirgt. So überweisen viele Deutsche Monat für Monat ihre Miete an Mafiabosse. Das sorgt nicht nur dafür, dass sich die organisier­te Kriminalit­ät immer weiter ausbreiten kann. Noch gefährlich­er ist der Umstand, dass das Vertrauen der Menschen in die Politik dadurch in einem Maß erschütter­t wird, das den sozialen Frieden bedroht. Der Immobilien­markt braucht mehr Transparen­z. Doch in der gesamten Europäisch­en Union gibt es in dieser Hinsicht erhebliche Defizite. Es ist höchst beklagensw­ert, dass ausgerechn­et Deutschlan­d besonders wenig Ehrgeiz erkennen lässt, die Geldwäsche im Immobilien­sektor wirksam zu bekämpfen. Das muss sich dringend ändern.

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