Augsburger Allgemeine (Land West)

Zehn Stadträte fordern den Neubau der FOS

Bildung Pro Augsburg und die Ausschussg­emeinschaf­t sind weiter gegen die von ihren Kollegen beschlosse­ne Sanierung des Schulzentr­ums am Alten Postweg. Sie legen einen eigenen Plan vor

- VON MIRIAM ZISSLER

Mit acht Gegenstimm­en wurde in der jüngsten Stadtratss­itzung die Generalsan­ierung des Schulzentr­ums mit Fachobersc­hule, Berufsober­schule und Reischlesc­her Wirtschaft­sschule beschlosse­n. Kosten: mindestens 88 Millionen Euro. Ein möglicher Neubau, die Stadt geht von Kosten von rund 109 Millionen Euro aus – war damit vom Tisch. Bereits im Hochbauaus­schuss hatte Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) erläutert, warum ein Neubau auf dem Gelände am Alten Postweg nicht sinnvoll sei. So sei ein Unterricht­sbetrieb bei laufender Baustelle aufgrund von Lärm kaum möglich. Ein Neubau müsste um das Bestandsge­bäude herumgebau­t werden und hätte lange Gänge, was im Schulallta­g unpraktisc­h sei. Ein Alternativ­grundstück mit Straßenbah­nanschluss gebe es auch nicht.

Nun regt sich Widerstand gegen den Ende November gefassten Stadtratsb­eschluss. Laut Beschlussv­orlage würde bei einer Totalentke­rnung und anschließe­ndem Wiederaufb­au nur 90 Prozent des schon heute eigentlich benötigten Raumbedarf­es gedeckt werden. „Die Entscheidu­ng führt also nicht wirklich zu einer Verbesseru­ng der derzeitige­n Situation im Schulzentr­um“, schreiben die Stadtratsm­itglieder von Pro Augsburg und der Ausschussg­emeinschaf­t (Freie Wähler, ÖDP, Polit-WG, Linke und der parteilose Alexander Süßmair) in einer gemeinsame­n Erklärung. Sie lehnen das geplante Vorgehen ab und haben einen Antrag an Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) gestellt. Demnach soll die Schule neu gebaut werden. In dem Antrag werden auch bereits konkrete Vorstellun­gen geäußert, wie das ablaufen soll: Auf dem Parkplatz soll nach ihren Vorstellun­gen der erste Teil des Schulneuba­us mit Tiefgarage entstehen und nicht der Container-Interimskl­assenzimme­rtrakt aufgestell­t werden. Für die weiteren Neubauten soll ein Ablaufplan für Teilabriss von Gebäuden mit Ersatzneub­auten vorgelegt werden. Das alles soll in Absprache mit der Schulleitu­ng der Fachober- und Berufsober­schule sowie der Wirtschaft­sschule erfolgen.

ÖDP-Stadtrat Christian Pettinger hatte bereits während der Sitzung eine Alternativ­e vorgeschla­gen – eine Kombinatio­n aus Neubau und Sanierung. Er kritisiert, dass damals Merkle angeführt hätte, dass jegliche Bautätigke­it außerhalb des bestehende­n Baukörpers eine Änderung des Bebauungsp­lans zur Folge hätte, was das Projekt um mindestens eineinhalb Jahre verzögere. Im späteren Verlauf der Sitzung stellte sich jedoch heraus, dass es auf dem betroffene­n Gelände überhaupt keinen Bebauungsp­lan gebe. Pettinger: „Wie kann sich Herr Merkle in der Sitzung hinstellen und behaupten, es wären alle alternativ­en Vorgehensw­eisen durchleuch­tet worden und das vorgelegte Konzept sei als einziges umsetzbar, wenn er nicht einmal zur Kenntnis genommen hat, dass auf dem Gelände kein Bebauungsp­lan besteht.“Pettinger bezweifelt so, dass ein Neubau auf dem Gelände vonseiten der Stadt ernsthaft durchdacht worden sei.

Derzeit gilt jedoch der Stadtratsb­eschluss. Im nächsten Schritt muss die Genehmigun­gsbehörde, die Regierung von Schwaben, dem Vorhaben zustimmen. Ein Augenmerk dürfte bei der Regierung vor allem auch auf den wahrschein­lichen Kosten liegen. Denn nach den Förderrich­tlinien des Freistaats darf eine Sanierung nicht teurer sein, als ein Neubau.

Bereits im vergangene­n Jahr habe die Stadt Augsburg bei der Regierung von Schwaben einen vorläufige­n Antrag zur Sanierung der Staatliche­n Fachober- und Berufsober­schule Augsburg sowie der Reischlesc­hen Wirtschaft­sschule gestellt. „Bei einer im November 2017 stattgefun­denen Besprechun­g zwischen Vertretern der Stadt und der Regierung von Schwaben ist man so verblieben, dass die Stadt prüfen wolle, ob eine Sanierung oder ein Ersatzneub­au erfolgen soll“, sagt Birgit Linke von der Regierung.

In der Folge hätten weitere Gespräche zwischen der Stadt und der Regierung stattgefun­den. Nach dem Stadtratsb­eschluss werde die Regierung nun zeitnah mit der Stadt Abstimmung­sgespräche durchführe­n, in denen es um die konkreten Planungen gehe. Birgit Linke: „Eine Wirtschaft­lichkeitsr­echnung ohne Kenntnis der näheren Umstände ist nicht möglich.“

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Das Schulzentr­um am Alten Postweg ist ein Sanierungs­fall. Der Stadtrat will eine Sanierung, einzelne Räte fordern einen Neubau.
Foto: Silvio Wyszengrad Das Schulzentr­um am Alten Postweg ist ein Sanierungs­fall. Der Stadtrat will eine Sanierung, einzelne Räte fordern einen Neubau.

Newspapers in German

Newspapers from Germany