Augsburger Allgemeine (Land West)
Altes Pfarrhaus vor dem Verfall gerettet
Denkmal Einst bröselte der Putz, jetzt strahlt der Stuck: Wie Rita Förg und Paul Drindl-Förg das Anwesen saniert haben
Langweid Noch vor ein paar Jahren war das alte Pfarrhaus in Langweid ein schlimmer Anblick: bröselnder Putz auf längst vergangener Pracht. Außen nicht schön und innen marode. Einen Käufer für das trotz allem imposante Bauwerk an der Ortsdurchgangsstraße suchte die Kirchenstiftung schon lange. Doch die bei einer Sanierung zu erwartenden hohen Auflagen der Denkmalschützer schreckten Interessenten ab.
Kurz bevor das Pfarrhaus aus dem Jahr 1680 zur baufälligen Ruine wurde, erbarmten sich Rita Förg und ihr Mann Paul Drindl-Förg. Nach dreieinhalb Jahren aufwendigster Sanierung staunen nicht nur die Langweider über das Resultat.
Vom nassen Gewölbekeller bis zum statisch zweifelhaften Dachstuhl tat sich für die neuen Besitzer eine zusätzliche Baustelle nach der anderen auf. So kennt Paul DrindlFörg das Haus inzwischen bis zum letzten Stein. Der leidenschaftliche Antiquitätenkenner mit dem Gespür für Altes und Schönes war wochenlang vor Ort, um die Bauarbeiten nicht nur zu überwachen, sondern auch um selbst Hand anzulegen. In Gummistiefeln und Arbeitsmantel war der Bauherr immer zur Stelle, wenn es darum ging das Schöne zu erhalten, ohne den Nutzwert des Gebäudes zu opfern. „Auch ein historisches Gebäude kann mit moderner Technik ausgestattet werden und damit für künftige Generationen Sinn machen“, ist seine Überzeugung.
Dazu gehören eine moderne Heizung ebenso wie die zeitgemäße technische Ausstattung für Lichtsteuerung und Gebäudesicherheit. Auch wenn die Ansichten von Bauherren und Denkmalschützern mitunter nicht konform gingen, wurde immer ein gangbarer Weg gefunden „Wir haben uns viel gemeinsam angesehen und am Ende sind nun auch die Fachleute des Denkmalschutzes sehr zufrieden mit dem Ergebnis“, sagt Drindl-Förg
Viele Farbschichten verdeckten das schöne alte Holz der Türen. Türstöcke wurden sorgfältig wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt. Teile, die nicht zu retten waren, wurden ersetzt. „Das wäre ohne hervorragende Handwerker gar nicht möglich gewesen“, lobt der Bauherr die regionalen Schreiner, Maler und Spezialisten für Mauerwerk und die alte Kunst des Stuckateurs. „Man muss genau erkennen, welches Material zu dem alten Gemäuer passt“, war Paul Drindl-Förg für oft altes Handwerkerwissen dankbar. Sein ganz persönlicher „Lottogewinn“war dabei Bernhard Gingele, der seine jahrzehntelange Berufserfahrung in die Sanierung von Putz und Stuck im Pfarrhaus gesteckt hat. Nach wochenlangem Schleifen zeigte die Holztreppe mit dem passenden Geländer, was in ihm steckt. Feiner, nicht protziger Stuck ziert die Decken. Prächtige Kachelöfen, die bis auf das letzte Teil zerlegt, gereinigt, repariert und wieder zusammengesetzt wurden, sind wieder funktionsfähig. Holzdielen, die Jahrhunderte überdauert haben, glänzen wieder. Auf dem Dach funkelt eine neue Wetterfahne und weist auf das Baujahr des Gebäudes hin. Vom selben Kunstschlosser aus Bad Wiessee stammt auch die große Laterne, die Besuchern den Weg zur Haustür erhellt. Im Hof, der das Haupthaus mit der historischen Mariengrotte unter der uralten Eiche verbindet, wurde das historische Pflaster wieder verwendet. Mit sehr ähnlich alten Pflastersteinen konnte der Hof sogar etwas vergrößert werden.
„Ein Glücksfall“, war für DrindlFörg, dass ein Langweider beim Abriss eines alten Anwesens die Steine gerettet und aufbewahrt hatte. Dreieinhalb Jahre wurden die Puzzleteile des in die Jahre gekommenen Schmuckstücks sortiert, gesäubert, ergänzt und zusammengefügt. Jetzt glänzt es wieder, das alte Pfarrhaus und auch die Mariengrotte unter der alten Eiche, die zum Ensemble gehört. Die beiden Figuren der Mutter Gottes hat Paul Drindl-Förg besonders liebevoll restauriert und ein neues Tor für die Grotte angefertigt.
Für Rita Förg ist das Haus ein Stück Heimat, das sie unbedingt für die Familie erhalten wollte. Zwischen dem Pfarrhaus und der Kirche steht das ehemalige Wohnhaus der Landwirtsfamilie Förg. Das Stück Land, auf dem Pfarrhaus und Pfarrstadel stehen, muss einmal zur Landwirtschaft gehört haben, ist sich Rita Förg sicher. Es wurde wohl im 17. Jahrhundert an die Kirche verkauft. „Nun hat sich der Kreis geschlossen“, ist Förg stolz auf das schöne Ensemble auf dem Grund des landwirtschaftlichen Betriebs ihrer Vorfahren. Und die schöne schwäbische Madonna mit Kind, die zwischenzeitlich verschwunden war, ist wieder aufgetaucht, und schaut frisch restauriert sehr zufrieden aus ihrer Nische über der Haustür auf den neuen Glanz.