Augsburger Allgemeine (Land West)
Luthe beißt sich durch
Der FCA verteidigt in Leverkusen aufopferungsvoll, kann die vierte Niederlage in Folge aber nicht verhindern. Torhüter spielt nach Zusammenprall mit eingerissener Zunge
Leverkusen Schon wieder hat der FC Augsburg Aufbauarbeit für einen Bundesliga-gegner geleistet und die eigene Situation damit verschlechtert. Weil das 0:1 (0:0) bei Bayer Leverkusen nun schon die vierte Niederlage in Folge ist, rutschen Mannschaft und Stimmung langsam, aber stetig in den Keller. Der eingewechselte Lucas Alario erzielte den Treffer des Tages (75.) für die Werkself, nachdem sich der FCA bis dahin nach Kräften gegen den Leverkusener Sturmlauf gewehrt hatte. Doch wie schon so oft in dieser Saison fiel der Gegentreffer im letzten Drittel der zweiten Halbzeit. Entsprechend bedient war Fca-trainer Manuel Baum: „Es ist eine wirklich ärgerliche Niederlage für uns. Aber wir haben hinten wieder den einen entscheidenden krassen Fehler zu viel gemacht und vorne nicht getroffen.“
Dabei hatte es vor dem Anpfiff eine gute Nachricht für den FC Augsburg gegeben: Stürmer Alfred Finnbogason stand in der Startelf, obwohl er die Woche über nur ein reduzierteres Programm absolviert hatte. Aus privaten Gründen war sein Ersatz Julian Schieber nicht im Kader, stattdessen saß als Finnbogason-ersatz Dong Won Ji mal wieder auf der Bank. Allerdings spielte Finnbogason über die komplette Spielzeit kaum eine Rolle. Zwar durfte der FCA in den ersten fünf noch flott vorwärts spielen, doch dann hatte Leverkusen seine Betriebstemperatur erreicht. Der FCA konnte sich kaum mehr aus der Umklammerung der Bayerelf befreien, die brandgefährlich wurde, sobald Havertz, Bellarabi oder Volland in Schusspositionen kamen. Die vereinzelten, mühsam vom FCA herausgespielten Chancen waren hingegen zu unpräzise und brachten Leverkusen nie ernsthaft in Bedrängnis.
Kurzer Schockmoment dann für die Augsburger nach einem heftigen Zusammenstoß ihres Torhüters mit Leverkusens Stürmer Kevin Volland. Der hatte versucht, einen Bellarabi-pass noch zu bekommen, rutschte in den Ball und traf den herausstürzenden Andreas Luthe zwar ohne Absicht, aber dennoch mit voller Wucht mit dem Knie im Gesicht. Der Allgäuer eilte sofort zum liegenden Keeper, um sich zu entschuldigen, doch Luthe brauchte erst einmal eine kurze Behandlung, bevor er wieder richtig zu sich kam, sich hochrappeln und weiterspielen konnte (30.). Denn er hatte sich bei dem Zusammenprall so stark auf die Zunge gebissen, dass ein Stück anriss und auch ein Zahn beschädigt wurde. „Ich habe das Gefühl, von einem Auto angefahren worden zu sein. Die Zunge hat ziemlich geblutet, aber während des Spiels hat es aufgehört“, erzählte Luthe anschließend mit steifem Nacken und mit zusammengekniffenen Zähnen, denn er wollte das lädierte Stück nicht zeigen. „Nichts für schwache Nerven“, sagte er schmunzelnd. Er habe weitergespielt „weil die Ärzte alles abgefragt haben und ich alles gewusst habe. Wie ich heiße, wie es steht und so weiter.“Dass Luthe sich nicht schont, zeigt auch die Tatsache, dass er seit Jahren mit einem lädierten kleinen Finger an der rechten Hand spielt. Für eine Operation hatte er nie Zeit. Seitdem tapt er den Finger vor jedem Training und jedem Spiel an den Ringfinger und spielt mit einem Spezialhandschuh. Behindert wird er davon nicht, was er in Leverkusen öfters bewies.
Schmerzhafter fühlte sich für ihn und die Kollegen stattdessen die Niederlage an, die der FCA trotz des 0:0 zur Halbzeit wieder einmal nicht verhindern konnte. „Wir waren nicht konsequent am Verteidigen, und dann macht Leverkusen mit seiner Qualität das Tor“, ärgerte sich Luthe. Dabei wurden die Gastgeber umso unruhiger, je länger der FCA die Null hielt. Wie etwa in Perminuten son von Leon Bailey, der Gelb sah, nachdem er in seiner aufbrausenden Art nach einem Zweikampf mit Raphael Framberger eine Mannschaftsrangelei provozierte (49.). Die Pfiffe unter den Bayer-anhängern nahmen zu – und waren in der 74. Minute komplett vergessen. Denn da wurde der eingewechselte Lucas Alario seiner Jokerrolle gerecht, als er eine Bender-vorlage nicht richtig erwischte, der Ball aber trotzdem an Khedira, Max und Luthe vorbei ins Tor ging. Danach kam der FCA zwar noch zu Chancen – darunter die größte, als Dong Won Jis abgefälschter Schuss an die Querlatte knallte –, stand am Ende aber wieder mit leeren Händen da und steuert so auf die Abstiegsränge zu. Was bei Manuel Baum die Erinnerung an frühere Tiefpunkte hochkommen ließ. „In Augsburg gab es immer wieder Situationen, die nicht einfach waren. Wir wissen ganz gut, wie wir damit umgehen müssen. Wir werden weiterhin nach außen geschlossen auftreten, denn ich bin mir hundertprozentig sicher, dass wir die Qualität im Kader haben.“Leverkusen Hradecky – L. Bender, Tah (64. Wendell), Dragovic, Jedvaj – Ch. Aranguiz (73. Alario), Baumgartlinger – Bellarabi, Havertz, Bailey (72. Brandt) – Volland FC Augsburg Luthe – Framberger, Gouweleeuw, Hinteregger, Max – R. Khedira, Baier – Hahn (81. M. Richter), Gregoritsch, Caiuby (88. Cordova) – Finnbogason (61. Ji) Tore 1:0 Alario (75.) Zuschauer 25 558 Schiedsrichter Dankert (Rostock)
„Ich habe das Gefühl, von einem Auto angefahren worden zu sein.“Fca-torhüter Andreas Luthe
sein Jagdhaus. Unter den Gästen war auch sein Freund Charles Bunbury. Es ging, wie zumeist, um Pferderennen. Die beiden hatten ein neues Event kreiert und suchten noch nach einem Namen. Man warf eine Münze. Das Goldstück fiel auf Edwards Seite.
Irgendwann kam das Derby von den Pferden zum Fußball. So treten sich die Spieler seither im Namen des Lords mit besonderer Inbrunst vor die Schienbeine, was mancherorts zu neuen Fluchtbewegungen führt.