Augsburger Allgemeine (Land West)
Zwischen Spaß an der Freude und Freude an der Spannung
Leichtathletik Wer für die lustigsten und dramatischsten Momente beim 52. LEW-Silvesterlauf in Gersthofen sorgte. Ein neuer und ein alter Namen werden in die Siegerliste eingetragen
Gersthofen Wer am Morgen des letzten Tages im Jahr 2018 den Rollladen hochzog, kam ganz bestimmt nicht auf den Gedanken, jetzt noch spontan beim 52. Gersthofer LEWSilvesterlauf teilzunehmen. Nasskalt und regnerisch präsentierte sich das Wetter. So lagen die Zahlen beim Nordic Walking, wo sich um 9 Uhr nur 18 Unentwegte auf den Weg machten, beim Wandern (104 Teilnehmer) und beim Flitzilauf etwas unter den Erwartungen. Sandra Schröder war trotzdem mit ihren Kindern Elisa und Fynn in der Abenstein-Arena. Sie wollten unbedingt mit den 160 anderen am Flitzilauf teilnehmen. Damit es ihnen nicht kalt wurde, durften sie mit Silvesterlauf-Veteran Ruprecht Straub, der zu den Gründungsvätern dieser Veranstaltung gehört, ein Aufwärmprogramm absolvieren. Nach dem Lauf packte Sandra Schröder ihren Nachwuchs sofort ins Auto: „Sie kommen jetzt in die heiße Badewanne zum auftauen.“
Richtige Läuferinnen und Läufer kann schlechtes Wetter jedoch nicht davon abhalten, am letzten Tag des Jahres eine Runde durch die Gersthofer Innenstadt und die Lechauen zu ziehen. 1239 Aktive gingen beim Haupt- und Schülerlauf an den Start und pünktlich zum Startschuss wurde es auch trocken. Insgesamt waren es wieder über 1500 Menschen, die sich noch einmal sportlich betätigten. „Das ist ein super Ergebnis. Mehr kann man an so einem grauen Tag nicht erwarten“, freute sich Hinrich Habenicht. Der Präsident des TSV Gersthofen hat bereits zum zweiten Mal die Organisation dieser Großveranstaltung übernommen – und achtet auf jedes Detail. Weil sich Teilnehmer beschwert hatten, dass im vergangenen Jahr der kostenlos ausgeschenkte Tee nicht heiß genug war, wurde diesmal die Warmwasserheizung hochgefahren. Temperatur passt!
An besten auf Betriebstemperatur kam Tobias Gröbl. Der 35-Jährige von der LG Zusam, der in den Jahren 2010 bis 2015 siebenmal in Folge gewonnen hatte, übernahm bereits in der Gersthofer Innenstadt die Führung vor Yossief Tekle (LG Reischanu-Zusamtal), der sich in den vergangenen beiden Jahren in die Siegerliste eintragen konnte. Gröbl zog sein Tempo durch und war nach 30:07 Minuten als Erster im Ziel. Er widerlegte dabei die These „They never come back“aus dem Box- sport. „Das kommt davon, wenn man un- terschätzt wird. Aber ich bin wieder gut in Form“, freute sich der Sieger, der beim Einlauf in die Arena von einer voll besetzten Tribüne gefeiert wurde.
Die vielen Zuschauer, die von den beiden Stadionsprechern Reinhold Dempf und Herbert Lenz glänzend unterhalten und zur La-Ola-Welle motiviert wurden, hielten kurz darauf den Atem an, als sich der Äthiopier Getachew Endisu (LA Quelle Fürth) und der aus Eritrea stammenden Tekle einen packenden Schlussspurt lieferten, bei dem sich Endisu zeitgleich (30:53) durchsetzen konnte. Dem zweifachen Silvesterlauf-Sieger gingen nach einer längeren Krankheit die Körner aus. Mit Mario Leser und Andreas Beck tauchen auf den Plätzen vier und fünf zwei weitere Athleten der LG Zusam auf, die damit zum erfolgreichsten Verein avancierte, weil sie auch bei den Frauen mit Christina Kratzer die Drittplatzierte stellte.
In Abwesenheit von Cornelia Griesche, die zuletzt fünfmal in Folge als erste Frau durchs Ziel lief, konnte sich Brendah Kebeya erstmals in die Siegerliste des Gersthofer Silvesterlaufes eintragen. Die 26-jährige Kenianerin, die seit 2016 in Deutschland lebt, in Forchheim wohnt, für die LG Bamberg startet und einen privaten Besuch in Ulm zum Abstecher nach Gersthofen nutzte, benötigte 34:24 Minuten. „Mir hat die Strecke gut gefallen und es war wärmer als vor zwei Jahren, als ich Zweite geworden bin“, ließ die Siegerin in perfektem Deutsch wissen.
Mit Tim Wollenberg aus Stadtbergen bei der männlichen Jugend, Sarah Bischoff von der LG Reischenau-Zusamtal bei der weiblichen Jugend und Daniel Karpf von der JFG Holzwinkel bei den Schülern kamen weitere Sieger aus dem Landkreis Augsburg. Die drei schnellsten Gersthofer kamen innerhalb einer halben Minute ins Ziel: Andreas Meixner, Hannes Rosenwirth und Christoph Magg. Bei den Frauen holte sich Alexandra Grashei den Stadtmeistertitel.
Für die meisten in der großen Läuferschar, die eine Stunde lang im Ziel vom Publikum frenetisch gefeiert wurden, war es jedoch in erster Linie ein persönlicher Erfolg, den Gersthofer Silvesterlauf am letzten Tag des Jahres absolviert zu haben. Und schon längst bevor nach 1 Stunde und 20 Minuten auch die Allerletzten im Ziel waren, wurde durch den Bauhof und die Feuerwehr bereits mit dem Abbau der Straßensperren begonnen.
Viele weitere Bilder vom 52. Gersthofer Silvesterlauf finden Sie unter www.augsburger-allgemeine.de/ bilder