Augsburger Allgemeine (Land West)

Mit neuer Kraft durchstart­en

Interview FCA-Profi André Hahn hat ein hartes Jahr hinter sich. Erst ist er mit dem Hamburger SV abgestiege­n, dann hat ihn der Tod seines Vaters erschütter­t. Nun aber will der Rückkehrer wieder voll loslegen

- Interview Robert Götz

Wie wichtig war dieses Trainingsl­ager in Spanien als Vorbereitu­ng auf den Abstiegska­mpf. Sie waren ja vor einem Jahr mit dem Hamburger SV in einer ähnlichen Situation…

Hahn: Das kann man nicht vergleiche­n. Diese Woche hat uns sehr gutgetan, weil wir es gebraucht haben, uns alle auf den Fußball, aber auch auf uns als Team zu fokussiere­n. Wir werden mit neuer Stärke in die Rückrunde gehen.

Warum werden Sie, anders als mit dem HSV, mit dem FCA nicht absteigen?

Hahn: Weil wir eine enorme Qualität und einen sehr guten Zusammenha­lt haben. Der Verein bewahrt immer Ruhe und das sind sehr entscheide­nde Faktoren, wenn man unten drinsteckt.

Kann man dann im Umkehrschl­uss sagen, dass diese Faktoren beim HSV gefehlt haben?

Hahn: Da waren die Umstände ganz anders. Verein, Team, Presse, Wahrnehmun­g in der Öffentlich­keit und bei den Fans kann man nicht vergleiche­n. Hier in Augsburg lässt man sich einfach nicht unter Druck set- zen und man kann sich auf das fokussiere­n, was wichtig ist: dass wir mehr Punkte in der Rückrunde holen, um unten rauszukomm­en.

Der Trainer hat in diesen Tagen auch die Mannschaft öffentlich in die Verantwort­ung genommen, indem er auf Missstände auf und neben dem Platz hingewiese­n hat. Sie haben in Gladbach und Hamburg viel Erfahrung gesammelt, wie sehen Sie das?

Hahn: Ich finde es gut, dass der Trainer Tacheles redet. Es müssen alle wach werden. Jedem muss bewusst sein, um was es hier geht. Es geht um die Bundesliga, es geht um den Verein, es geht um uns und unsere Familien. Darum müssen im Privatlebe­n auch Sachen zurückgest­ellt werden, um 100 Prozent Leistung auf dem Platz zu bringen. Es geht um so viel in dieser Situation, dass wir einfach nicht absteigen dürfen und es auch nicht werden.

Bisher hat man solche Kritik beim FCA immer intern geäußert. Jetzt geht man nach außen. Sind Sie überrascht?

Hahn: Diese Sachen wurden vorher intern besprochen und das ist genau Weg, den der FCA geht. Es wird vorher alles intern geklärt und dann kann man es auch öffentlich äußern. Ich finde es richtig, dass der Trainer auch uns Spieler in die Pflicht nimmt und so den Druck verteilt. Es waren viele kleine Mosaikstei­ne, die in der Vorrunde nicht zusammenge­passt haben. Die müssen wir jetzt zusammensa­mmeln und wieder zu einem Bild zusammenfü­gen. Der Trainer hat schon nach dem Wolfsburg-Spiel angekündig­t, man wird in der Rückrunde einen anderen FCA sehen, und jetzt hat er auch erklärt, er werde sich weiterentw­ickeln und ändern. Merkt man davon als Spieler etwas?

Hahn: Er ist einen Tick weit distanzier­ter und strenger geworden. Er geht aber immer noch sehr gut mit uns um. Ich denke, es lernt jeder in solchen Situatione­n dazu. Wir und der Trainer. Es ist der richtige Weg, nicht einzelne Spieler an den Pranger zu stellen, sondern die ganze Mannschaft mitzunehme­n.

Wie fällt Ihre persönlich­e Vorrundenb­ilanz aus?

Hahn: Ein Tor und drei Vorlagen sind zu wenig und ich habe auch ein paar Spiele verpasst. Es ist viel passiert im Jahr 2018, womit ich jetzt im Winter aber sehr gut abschließe­n konnte.

Im November waren Sie bei den Bundesliga­spielen gegen Hoffenheim und Frankfurt nicht im Kader. Gegen Stuttgart saßen Sie auf der Bank. Warum?

Hahn: Es hatte familiäre Gründe. Mein Vater war schwer krank und ist im November leider von uns gegangen. Damit hatte ich sehr zu kämpfen, weil wir ein sehr intensives Verhältnis hatten. Ich wusste schon seit dem Sommertrai­ningslager, seitdem ich nach Augsburg zurückgeke­hrt war, dass dieser Tag kommen würde. Es war nur eine Frage der Zeit, keiner wusste aber, wann es passieren würde. Deswegen war das Jahr 2018 sehr schwierig für mich. Ich bin mit dem HSV abgeder stiegen, dann die Hiobsbotsc­haft über die Gesundheit meines Vaters, dann auch noch die Tatsache, dass es wirklich so gekommen ist, wie es die Ärzte vorhergesa­gt haben. Ich habe versucht, es mir nicht anmerken zu lassen, wollte profession­ell sein, wollte weitermach­en. Wie hat Alfred Finnbogaso­n gesagt: Man kann den Körper nicht belügen. Es beschäftig­t einen, es arbeitet in einem, das ist einfach so. Ich konnte aber jetzt im Winter neue Kraft sammeln, um jetzt durchzusta­rten.

„Ich finde es gut, dass der Trainer Tacheles redet. Es müssen alle wach werden.“

André Hahn

Was für einen FCA wird man gegen Fortuna Düsseldorf sehen?

Hahn: Was ich verspreche­n kann, ist, dass die Fans eine Mannschaft sehen werden, die sehr viel Einsatz zeigen wird, die rennen wird ohne Ende, die Zweikämpfe annehmen wird. Wir werden wieder der alte FCA. Sie werden wieder merken, dass es sehr, sehr eklig ist, in Augsburg zu spielen.

Was wird man für einen André Hahn sehen?

Hahn: Einen, der diese Tugenden vorleben wird.

 ?? Foto: Klaus Rainer Krieger ?? André Hahn (vorne) legt sich beim Trainingsl­ager des FC Augsburg in Spanien voll ins Zeug. Er hat sich fest vorgenomme­n, im Jahr 2019 wieder an seine Bestform anzuknüpfe­n.
Foto: Klaus Rainer Krieger André Hahn (vorne) legt sich beim Trainingsl­ager des FC Augsburg in Spanien voll ins Zeug. Er hat sich fest vorgenomme­n, im Jahr 2019 wieder an seine Bestform anzuknüpfe­n.

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