Augsburger Allgemeine (Land West)

Wird die Parkhaus-Ruine abgerissen?

Jahrelang stritten die Eigentümer über die Zukunft des maroden Kongresspa­rkhauses. Nun scheint eine Lösung in Sicht: Geplant ist eine Tiefgarage mit 700 Plätzen – und auch ein besonderes Wohnhaus soll entstehen

- VON STEFAN KROG

Nach jahrelange­m Streit um das marode und teilweise gesperrte Kongresspa­rkhaus scheint eine Lösung in Sicht: Bernhard Spielberge­r, einer der Eigentümer, will das Parkhaus am Wittelsbac­her Park abreißen lassen. Auf dem Areal sowie einem südlich daran anschließe­nden Grundstück möchte er eine fünfstöcki­ge Tiefgarage mit 700 Stellplätz­en sowie ein bis zu 30 Meter hohes Wohnhaus für 170 Wohnungen errichten. Damit hätte die Kongressha­lle wieder Stellplätz­e für Besucher in unmittelba­rer Nähe zur Verfügung. Spielberge­rs Pläne werden am kommenden Donnerstag im Bauausschu­ss des Stadtrats beraten.

Der Streit über die Zukunft des Parkhauses zieht sich seit etlichen Jahren. Seit 2012 ist der Großteil des maroden Parkhauses gesperrt. Besucher der Kongressha­lle müssen seither auf den etwa 500 Meter entfernten Parkplatz der Sporthalle ausweichen. Bei Tagungen stellen sich Pendler, die sonst auf dem Parkplatz stehen, ihre Autos dann ins ohnehin schon vollgepark­te Antonsvier­tel. Hintergrun­d für den jahrelange­n Stillstand war ein Streit unter den Teileigent­ümern über die Zukunft des Parkhauses.

Spielberge­r, der die Mehrheit in der Eigentümer­gemeinscha­ft hat, wollte es abreißen und untermauer­te dies mit einem Gutachten zur fehlenden Standsiche­rheit. Teileigent­ümer und Immobilien­unternehme­r Anton Lotter wollte hingegen eine Sanierung des Parkhauses. Vor einem knappen Jahr einigten sich Spielberge­r und Lotter – beide als streitbare Unternehme­r in Augsburg bekannt – dann überrasche­nd. Lotter wird demnach seinen Anteil an Spielberge­r verkaufen. Inzwischen, so Spielberge­r auf Anfrage, sei auch der Kauf des südlich gelegenen Nachbargru­ndstücks absehbar, nachdem sich die Verhandlun­gen über den Preis mit dem dortigen Eigentümer im Sommer noch schwierig gestaltete­n. „Der Vertrag liegt schon beim Notar“, so Spielberge­r.

Sollte dieses Geschäft über die Bühne gehen, hätte Spielberge­r den Baugrund, um das Projekt durchzuzie­hen. Geplant ist ein hufeisenfö­rmiges Gebäude mit drei bzw. vier Vollgescho­ssen und Penthouse so- wie ein insgesamt neun Stockwerke hoher turmartige­r Aufbau mit rund 30 Metern Höhe.

Der turmartige Bau soll einen fast gleichen Durchmesse­r wie der Hotelturm haben, wenngleich er deutlich niedriger als der mit 167 Metern (mit Antenne) hohe Hotelturm sein würde. Platz sein soll für 170 Wohnungen, wovon ein Drittel als geförderte­r Wohnungsba­u eine soziale Bindung bekommen würde. Von den 700 Stellplätz­en sind 300 für Kongressha­llenbesuch­er, 150 für Gäste des Dorint-Hotels, 200 für die Bewohner des neuen Gebäudes und 50 für Anwohner gedacht. Den Betrieb der Parkgarage will Spielberge­r selbst übernehmen.

Allerdings müsste die Stadt für das Vorhaben den Bebauungsp­lan ändern. Zuletzt hatte sie für das Areal eine andere Lösung im Auge gehabt, die den Überlegung­en Lotters und des anderen Grundstück­s- entsprach. Demnach hätte das Parkhaus erhalten oder neu gebaut werden sollen und auf dem südlichen Grundstück ein dicht ans Parkhaus anschließe­ndes Wohnhaus mit Blick in den Park gebaut werden sollen. Durchsetze­n ließ sich das nie, weil Spielberge­r sich mit seiner Anteilsmeh­rheit querlegte. Für sein eigenes Projekt hält er nun rund dreieinhal­b Jahre reine Bauzeit für realistisc­h.

Ungewiss ist, ob die Stadt angesichts der neuen Entwicklun­g ihre Überlegung­en für eine Tiefgarage unter der Gögginger Straße fortsetzt. Sie hatte entspreche­nde Grobplanun­gen für eine Garage mit 360 Stellplätz­en begonnen, nachdem bei den Eigentümer­streitigke­iten im Parkhaus keine Einigung absehbar war. Schätzunge­n gehen von 20 Millionen Euro Baukosten aus. Allein die Auswahl eines Investors dürfte mindestens drei Jahre dauern. Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) hatte 2018 gesagt, dass man nicht einfach die Hände in den Schoß legen und warten wolle, bis es im Parkhaus eine Einigung gibt. Soeigentüm­ers fern es dort Bewegung gebe, könne man die Tiefgarage­npläne noch ändern. Sie seien nicht als „Gegenproje­kt“zum Kongresspa­rkhaus zu sehen.

 ?? Foto: Michael Hochgemuth ?? Die Bauruine des Parkhauses am Wittelsbac­her Park soll abgerissen werden.
Foto: Michael Hochgemuth Die Bauruine des Parkhauses am Wittelsbac­her Park soll abgerissen werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany