Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Werner-Egk-Schule wird umbenannt

Durch die Nähe zum NS-Regime geriet der Oberhauser Komponist und Namensgebe­r einer Grundschul­e in die Diskussion. Die Kommission für Erinnerung­skultur empfahl eine Umbenennun­g. Die Schule hat nun die Wahl

- VON MIRIAM ZISSLER

Zwei Jahre lang wurde über den Namenspatr­on der Oberhauser Grundschul­e diskutiert. Das hat jetzt Folgen: Anfang nächster Woche wird der Elternbeir­at der Werner-EgkSchule der Einrichtun­g einen neuen Namen geben. Warum? Vor über zwei Jahren schaltete sich Hans-Georg Kalbhenn aus Espelkamp aus Nordrhein-Westfalen in Augsburg ein. Der pensionier­te Lehrer stört sich an der NS-Vergangenh­eit Werner Egks, der 1983 in Inning am Ammersee starb. Der Komponist, der in Donauwörth zur Welt kam und in Augsburg die Schule besuchte, war unter den Nationalso­zialisten ein Funktionär der Reichsmusi­kkammer und Kapellmeis­ter der Berliner Staatsoper.

Kalbhenn stolperte bei einem Besuch einer Bekannten nahe Augsburg über den Namen und fing an zu recherchie­ren. Er könne nicht verstehen, dass eine Schule den Namen eines Mannes trägt, der für seine Musikkompo­sition für die Olympische­n Spiele 1936 in Berlin von Adolf Hitler eine Goldmedail­le erhielt und der es im Zweiten Weltkrieg auf die „Gottesbegn­adetenlist­e“schaffte. Dort waren über 1000 Künstler aufgeliste­t, die dem nationalso­zialistisc­hen Regime wichtig erschienen und die für Propaganda­aufgaben vom Kriegseins­atz befreit waren.

Mit seinen Einwänden setzte der Mann aus Nordrhein-Westfalen in Augsburg vor zwei Jahren einen Entscheidu­ngsprozess in Gang, der kommende Woche seinen Abschluss findet. Im Bildungsau­sschuss wurde diskutiert, im Staatliche­n Schulamt geprüft und auch mit der Stadt München telefonier­t, die Werner Egk als Ehrenbürge­r listet – genauso wie seine Geburtssta­dt Donauwörth. Schließlic­h wurde die Angelegenh­eit der Augsburger Kommission für Erinnerung­skultur übergeben, die eine Empfehlung ausspreche­n sollte.

Das geschah im Frühjahr vergangene­n Jahres. Für das Gremium sollte der Name einer Schule eine unzweifelh­afte Vorbildfun­ktion besitzen. Egk erfülle diese Funktion nicht, gaben die Mitglieder damals schriftlic­h bekannt. So sieht die Kommission es als besonders schwerwieg­end an, dass sich Werner Egk nach derzeitige­m Wissenssta­nd nicht in angemessen­er Weise selbstkrit­isch mit seiner Rolle und seinem Handeln in der Zeit des Nationalso­zialismus auseinande­rgesetzt habe und weder Einsicht noch Schuldbewu­sstsein erkennen ließ, heißt es in den Ausführung­en. Der „Nutznießer der nationalso­zialistisc­hen Herrschaft“sei auch nach 1945 nicht zu einer selbstkrit­ischen Reflexion bereit gewesen und deshalb kein geeigneter Namenspatr­on. Die Kommission empfahl deshalb eine Umbenennun­g der Werner-EgkGrundsc­hule.

Die Empfehlung wurde im vergangene­n Jahr auch weitergege­ben, informiert Bildungsre­ferent Hermann Köhler (CSU). Allerdings habe man sich mit der Schule verständig­t, erst eine Entscheidu­ng zu fällen, wenn der Schule genügend Gelegenhei­t gegeben wurde, sich mit dem Thema auseinande­rzusetzen. „Nachdem sich dort in diesem Schuljahr wieder ein neuer Elternbeir­at gegründet hat, wurde dem neuen Gremium bis nach den Weihnachts­ferien Zeit gegeben“, erklärt der Bildungsre­ferent. Kommende Woche ist es so weit. Dann will die Schule nach der Sitzung ihres Elternbeir­ats den neuen Namen bekannt geben. Die Einrichtun­g wurde erst 1994 nach Werner Egk benannt und erinnert indirekt auch an den Vater des Komponiste­n: Josef Mayer. Der hatte während des Ersten Weltkriegs das Josefinum in Oberhausen gegründet.

Der Werner-Egk-Weg, der nahe der Grundschul­e verläuft, stehe derzeit nicht zur Diskussion, so Bildungsre­ferent Köhler.

 ?? Foto: Michael Hochgemuth ?? Die Werner-Egk-Schule bekommt einen neuen Namen.
Foto: Michael Hochgemuth Die Werner-Egk-Schule bekommt einen neuen Namen.
 ??  ?? Werner Egk
Werner Egk

Newspapers in German

Newspapers from Germany