Augsburger Allgemeine (Land West)
Offenbar nicht bundesligatauglich
Der Club verliert auch das Kellerduell gegen Hannover und ist wieder Letzter
Hannover Und jetzt? Der 1. FC Nürnberg hat das zum „Endspiel“um den Klassenerhalt ausgerufene Duell in Hannover mit 0:2 (0:1) verloren, ist wieder Tabellenletzter. Den Unterschied für die Hausherren machte Wintereinkauf Nicolai Müller (siehe auch auf der vorherigen Seite), ein Franke, der als Doppeltorschütze das Spiel entschied. Und mag noch einer hören, wenn Trainer Michael Köllner nach 15 sieglosen Spielen ausgerechnet vor dem Spiel gegen Tabellenführer Dortmund erklärt, dass „jeder schlagbar ist, auch wenn sich das blöd anhört. Dann müssen wir halt da mal einen ,Big Point‘ machen?“
Die Geschichte des Spiels ist schnell erzählt: Ein ungeschicktes Einsteigen von Simon Rhein genügte (11.), um den Club zu dezimieren. Der 20-Jährige sah Julian Korb nicht kommen, traf den 96er an Knie und Unterschenkel: Glatt Rot war hart, aber berechtigt.
Törles Knöll (19.) und vor allem Adam Zrelak (31.) ließen gute Chancen für die in Unterzahl clever spielenden Nürnberger liegen. Und dann war ohne Not Müller (45.+5) völlig frei, köpfte ein, als alle auf den Pausenpfiff warteten.
In Abschnitt zwei nutzte Hannover die Überzahl besser, vor allem die freien Räume auf dem Flügel. Erst vergab Müller (66.), bester Mann auf dem Platz, noch das 2:0. Doch dann entschied der 31-Jährige die Partie mit einem Schuss ins lange Eck. „Es tut sehr gut. Wir mussten gewinnen, um dranzubleiben“, strahlte der Matchwinner nachher, der 2018 mit dem Hamburger SV abgestiegen war.
● Was läuft schief beim Club?
Das könnte Sportchef Andreas Bornemann, ein großer Skeptiker in Sachen Wintertransfers, zu denken geben. Denn
Müller wäre wohl auch für den Club zu haben gewesen – ein torgefährlicher Spieler, wie ihn Nürnberg dringend gebraucht hätte. Trainer Köllner reagierte auf eine entsprechende Frage abwehrend. „Das müssen andere beantworten. Müller hätte wohl nicht ins Gehaltsgefüge gepasst.“
● Bleibt Köllner Club-Trainer? Andreas Bornemann stärkte ihm trotz des 0:2 ausdrücklich den Rücken. „Hannover war in Überzahl keine Minute besser. Den Impuls für den Ausgang des Spiels hat ein anderer gesetzt, daran hätte auch ein anderer Trainer nichts geändert.“Köllner selbst schien überzeugt, gegen Dortmund auf der Bank zu sitzen: „Mir ist zumindest nichts Gegenteiliges bekannt.“Dafür spricht auch, was Keeper Christian Mathenia U V Tore Diff Punkte sagte: „Wenn ich bei uns in die Kabine schaue, ist da eine Mannschaft. Das war letzte Saison beim HSV anders. Mit uns rechnet ja niemand mehr, da liegt vielleicht unsere Chance.“
● Wäre ein Trainerwechsel sinnvoll?
Vermutlich nein. Zu Hause warten bis auf Augsburg nur Kracher: Dortmund, Bayern, Gladbach, Leipzig, Schalke. Auswärts ist der Club noch sieglos. Die Mannschaft ist offenbar nicht bundesligatauglich, ein Trainerwechsel würde nur falsche Hoffnungen wecken.
● Was sagen die Fans?
Bis zum Spiel in Hannover war der Rückhalt für Köllner und Bornemann erstaunlich hoch. Zudem graut es vielen davor, dass der Club in alte Muster zurückfallen und mit Panikaktionen nur neue Schulden anhäufen könnte. Aber: Je länger die Serie von Nackenschlägen andauert, begleitet von Schönfärberei durch die Verantwortlichen, desto schwieriger dürfte es mit dem Rückhalt werden.