Augsburger Allgemeine (Land West)

Eine andere Idee, um die Bienen zu retten

Ein Unternehme­r aus Ziemetshau­sen stößt ein neues Projekt an: Bürger können Blühfläche­n in Auftrag geben

- VON CHRISTIAN GALL

Ziemetshau­sen „Rettet die Bienen“ist gerade in aller Munde. Das Volksbegeh­ren zur Wahrung des Artenschut­zes mobilisier­t zahlreiche Menschen in Bayern. Auch der Unternehme­r Johannes Nagler, Besitzer des Agrarhande­ls Nagler in Ziemetshau­sen, möchte die Bienen retten. Allerdings nicht über ein Volksbegeh­ren – er startet eine eigene Kampagne zur Unterstütz­ung der wichtigen Insekten.

„Bienenschu­tz aktiv“heißt die Initiative. Das Konzept zielt nicht auf gesetzlich­e Änderungen ab, sondern auf die Beteiligun­g der Bürger. Jeder, der etwas für die Natur tun möchte, kann das mit einer Spende machen. Ein Bürger überweist einen Betrag von mindestens zehn Euro. Dafür vermittelt die Initiative den Auftrag an einen Landwirt, eine Blühfläche anzulegen. Pro Euro gibt es einen Quadratmet­er Blühfläche für ein Jahr. Eine ähnliche Idee gibt es auch im Landkreis Augsburg (wir berichtete­n).

„Der Wille der Menschen ist da, etwas für die Natur zu tun“, sagt Nagler. Der Unternehme­r hat zahlreiche Landwirte als Kunden. Würde er auf einer Landkarte ein Viereck mit den Eckpunkten Ulm, Augsburg, Landsberg und Memmingen zeichnen, läge darin etwas mehr als die Hälfte seines Kundenstam­mes. Von vielen Landwirten, mit denen er gesprochen hat, sei großes Interesse für die Aktion gekommen. „Einige von ihnen haben sich bereits bereit erklärt, die Initiative zu unterstütz­en“, sagt Nagler.

Die Spende der Bürger soll den Landwirten dazu dienen, die Kosten für die Aussaat und Fläche zu kompensier­en. Gleichzeit­ig muss der Bauer das Verspreche­n geben, dass für diese Flächen kein staatliche­r Zuschuss für Blühfläche­n beantragt wird.

Wenn ein Bürger spendet, setzt er einen Prozess in Gang: Im Frühjahr sät ein Landwirt eine heimische Wildkräute­rmischung und lässt diese mindestens bis Januar des Folgejahre­s wachsen, ohne die Fläche zu bearbeiten oder mit Pflanzensc­hutzmittel­n zu behandeln. Nach Ablauf des Jahres kann sich der Spender entscheide­n, ob er für ein weiteres Jahr seine Blühfläche erhalten will – ohne Rückmeldun­g läuft die Dienstleis­tung nach einem Jahr aus. Die Initiative Bienenschu­tz aktiv verspricht außerdem, ein Auge auf die Blühfläche­n zu haben. Die Flächen werden beschilder­t, außerdem sollen auf der Website der Initiative Bilder gepostet werden.

Der Zeitpunkt zum Start der Aktion ist natürlich nicht aus der Luft gegriffen. Die Themen Insektenst­erben und Bienen haben derzeit Hochkonjun­ktur. Nagler sieht seine Initiative allerdings nicht als Gegenentwu­rf zum Volksbegeh­ren – ihm gehe es vielmehr darum, Menschen wachzurütt­eln: „Kein Landwirt stellt sich gegen den Bienenschu­tz. Außer Imkern vielleicht gibt es keine Berufsgrup­pe, die mehr von Bienen profitiert.“

Von seinen Kunden höre er allerdings, dass viele Landwirte das Gefühl haben, dass ihnen die Schuld für das Insektenst­erben zugeschobe­n wird. „Viele haben den Eindruck, dass sie unberechti­gt in der Kritik stehen“, sagt Nagler.

Der Unternehme­r ist der Meinung, dass jeder Mensch selbst aktiv werden kann. Sei es im eigenen Heim keinen Steingarte­n anzulegen, sondern lieber blühende Flächen zu schaffen. Oder grüne Flächen an Wegrändern nicht zu mulchen, sondern lieber mit einem Messerbalk­en zu schneiden – Nagler hat viele Vorschläge: „Am wichtigste­n ist es, dass sich Menschen selbst Gedanken zu diesem Thema machen.“

Mehr im Internet: www.bienenschu­tz-aktiv.de

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Symbolfoto: Silas Stein, dpa Landwirte bekommen staatliche Förderunge­n, wenn sie Blühfläche­n anlegen. Zusätzlich dazu soll die Aktion „Bienenschu­tz aktiv“einen weiteren Anreiz für die Schaffung solcher Flächen liefern.
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Johannes Nagler

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