Augsburger Allgemeine (Land West)
Eine andere Idee, um die Bienen zu retten
Ein Unternehmer aus Ziemetshausen stößt ein neues Projekt an: Bürger können Blühflächen in Auftrag geben
Ziemetshausen „Rettet die Bienen“ist gerade in aller Munde. Das Volksbegehren zur Wahrung des Artenschutzes mobilisiert zahlreiche Menschen in Bayern. Auch der Unternehmer Johannes Nagler, Besitzer des Agrarhandels Nagler in Ziemetshausen, möchte die Bienen retten. Allerdings nicht über ein Volksbegehren – er startet eine eigene Kampagne zur Unterstützung der wichtigen Insekten.
„Bienenschutz aktiv“heißt die Initiative. Das Konzept zielt nicht auf gesetzliche Änderungen ab, sondern auf die Beteiligung der Bürger. Jeder, der etwas für die Natur tun möchte, kann das mit einer Spende machen. Ein Bürger überweist einen Betrag von mindestens zehn Euro. Dafür vermittelt die Initiative den Auftrag an einen Landwirt, eine Blühfläche anzulegen. Pro Euro gibt es einen Quadratmeter Blühfläche für ein Jahr. Eine ähnliche Idee gibt es auch im Landkreis Augsburg (wir berichteten).
„Der Wille der Menschen ist da, etwas für die Natur zu tun“, sagt Nagler. Der Unternehmer hat zahlreiche Landwirte als Kunden. Würde er auf einer Landkarte ein Viereck mit den Eckpunkten Ulm, Augsburg, Landsberg und Memmingen zeichnen, läge darin etwas mehr als die Hälfte seines Kundenstammes. Von vielen Landwirten, mit denen er gesprochen hat, sei großes Interesse für die Aktion gekommen. „Einige von ihnen haben sich bereits bereit erklärt, die Initiative zu unterstützen“, sagt Nagler.
Die Spende der Bürger soll den Landwirten dazu dienen, die Kosten für die Aussaat und Fläche zu kompensieren. Gleichzeitig muss der Bauer das Versprechen geben, dass für diese Flächen kein staatlicher Zuschuss für Blühflächen beantragt wird.
Wenn ein Bürger spendet, setzt er einen Prozess in Gang: Im Frühjahr sät ein Landwirt eine heimische Wildkräutermischung und lässt diese mindestens bis Januar des Folgejahres wachsen, ohne die Fläche zu bearbeiten oder mit Pflanzenschutzmitteln zu behandeln. Nach Ablauf des Jahres kann sich der Spender entscheiden, ob er für ein weiteres Jahr seine Blühfläche erhalten will – ohne Rückmeldung läuft die Dienstleistung nach einem Jahr aus. Die Initiative Bienenschutz aktiv verspricht außerdem, ein Auge auf die Blühflächen zu haben. Die Flächen werden beschildert, außerdem sollen auf der Website der Initiative Bilder gepostet werden.
Der Zeitpunkt zum Start der Aktion ist natürlich nicht aus der Luft gegriffen. Die Themen Insektensterben und Bienen haben derzeit Hochkonjunktur. Nagler sieht seine Initiative allerdings nicht als Gegenentwurf zum Volksbegehren – ihm gehe es vielmehr darum, Menschen wachzurütteln: „Kein Landwirt stellt sich gegen den Bienenschutz. Außer Imkern vielleicht gibt es keine Berufsgruppe, die mehr von Bienen profitiert.“
Von seinen Kunden höre er allerdings, dass viele Landwirte das Gefühl haben, dass ihnen die Schuld für das Insektensterben zugeschoben wird. „Viele haben den Eindruck, dass sie unberechtigt in der Kritik stehen“, sagt Nagler.
Der Unternehmer ist der Meinung, dass jeder Mensch selbst aktiv werden kann. Sei es im eigenen Heim keinen Steingarten anzulegen, sondern lieber blühende Flächen zu schaffen. Oder grüne Flächen an Wegrändern nicht zu mulchen, sondern lieber mit einem Messerbalken zu schneiden – Nagler hat viele Vorschläge: „Am wichtigsten ist es, dass sich Menschen selbst Gedanken zu diesem Thema machen.“
Mehr im Internet: www.bienenschutz-aktiv.de