Augsburger Allgemeine (Land West)
Warum kippte der Flixbus um?
Verkehr Auf dem Weg nach München kommt ein Reisebus plötzlich von der Straße ab. Eine Frau stirbt – und das Unternehmen erklärt sich
Leipzig Die Ursache für den schweren Unfall mit einem Flixbus auf der A9 ist weiterhin umstritten. Dabei war am Sonntag eine Frau ums Leben gekommen, neun Fahrgäste wurden schwer verletzt. Die Autobahnpolizei hatte am Sonntagabend erklärt, man gehe nach ersten Ermittlungen davon aus, dass ein sogenannter Sekundenschlaf des Fahrers zu dem Unfall des Fernbusses geführt habe. Eine Polizeisprecherin in Halle konnte die Aussage am Montagmorgen nicht bestätigen: Für einen solchen Verdacht sei es noch zu früh.
Das Fahrzeug war im Auftrag von Flixbus von Berlin nach München unterwegs gewesen, wie das Unternehmen bestätigte. Bei Bad Dürrenberg war es von der mittleren Fahrspur nach rechts von der Fahrbahn abgekommen und an einer Böschung umgekippt. Eine Leitplanke bohrte sich durch die Windschutzscheibe. Angaben zur Identität der Toten machte die Polizei zunächst nicht. Neun Menschen wurden schwer, 63 leicht verletzt, darunter auch ein sechsjähriges Mädchen. 75 Menschen waren an Bord des Busses. Der 59 Jahre alte – einzige – Fahrer des Fernbusses konnte aufgrund seiner schweren Verletzungen zunächst nicht befragt werden, wie die Polizeisprecherin sagte.
Das Fahrzeug sei im April inspiziert worden, Beanstandungen habe es keine gegeben, sagte ein FlixbusSprecher. „Für uns hat die Sicherheit der Fahrgäste und Fahrer oberste Priorität.“Ob der Unfallbus einen Aufmerksamkeitsassistenten hat, konnte der Unternehmenssprecher nicht sagen. Solche Systeme sollen Sekundenschlaf erkennen und den Fahrer frühzeitig warnen. Die Einhaltung der vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten wird nach Angaben des Sprechers regelmäßig kontrolliert, auch mithilfe von Satellitendaten. Nach spätestens viereinhalb Stunden ist ein Busfahrer gesetzlich verpflichtet, 45 Minuten Pause zu machen. Die Ruhezeit kann auch aufgeteilt werden.
Zweimal wöchentlich darf ein Busfahrer zehn Stunden hinter dem Steuer sitzen, an den anderen Tagen höchstens neun Stunden. Bei Nachtfahrten sind laut Flixbus grundsätzlich zwei Fahrer an Bord. Die Fahrer, die für Flixbus unterwegs sind, seien angewiesen, vor Beginn einer Fahrt auf die gesetzliche Anschnallpflicht in mehreren Sprachen hinzuweisen, sagte der Sprecher des Unternehmens.
Allerdings könnten sie nicht sicherstellen, dass alle Passagiere sich auch tatsächlich anschnallten. Wie viele der Fahrgäste den Gurt tatsächlich angelegt hatten, konnte auch die Polizeisprecherin nach dem Unfall auf der A9 am Montag noch nicht sagen.