Augsburger Allgemeine (Land West)

Sie schrieb Ballonfahr­er-Geschichte

Renate Peter-Zopfy war die jüngste Frau in diesem Sport. Sie hat die rasante Entwicklun­g Gersthofen­s aus der Vogelpersp­ektive erlebt. Am Wochenende wird mit Festumzug und 400 Trachtlern groß gefeiert

- VON GERALD LINDNER

Gersthofen Das 50. Jubiläum der Stadterheb­ung feiert Gersthofen mit einem Festjahr. Die Festwoche geht nun bis zum Pfingstmon­tag in die heiße Phase. Die Entwicklun­g des damaligen Straßendor­fs zu einer florierend­en Stadt hat Renate PeterZopfy aus einer außergewöh­nlichen Perspektiv­e heraus verfolgen können: Die Ballonfahr­tpionierin ist seit dem Jahr 1956 genau 322 Mal mit einem Gasballon von Gersthofen aus gestartet. Denn schon seit vielen Jahrzehnte­n gilt Gersthofen ja auch als Ballonfahr­erstadt.

„Damals war ich noch im Teenageral­ter“, erzählt Renate PeterZopfy. Der erste Start ging noch vom Gelände der damaligen „Lechchemie“ab – dem heutigen Industriep­ark Gersthofen. Mit 17 Jahren machte sie den Gasballon-Fahrtschei­n – als jüngste Ballonfahr­erin der Welt. Inzwischen hat Renate Peter-Zopfy, die nach langer Abwesenhei­t inzwischen wieder in Stadtberge­n wohnt, einen neuen Rekord aufgestell­t: „Heute bin ich die älteste noch aktive Ballonfahr­erin der Welt“, sagt sie ohne Koketterie. Erst letzte Woche stieg sie beim Gersthofer „Ballonmuse­umscup“wieder mit auf. „Wenn man einmal vom Ballonspor­t infiziert ist, lässt er einen nie mehr los. Mein liebster Stehplatz ist bis heute der Stehplatz im Korb zwischen Himmel und Erde“, sagt Renate Peter-Zopfy.

Den Chemieunte­rnehmen ist es zu verdanken, dass die Ballonfahr­er von Augsburg nach Gersthofen umzogen: Denn das für die Gasballone benötigte Wasserstof­fgas ist dort Produkt einer chemischen Reaktion. Inzwischen befindet sich der Gersthofer Ballonstar­tplatz an der Via Claudia im Norden der Stadt. Bis heute gibt’s eine direkte Leitung vom Industriep­ark, mit deren Hilfe der Wasserstof­f direkt zu den Ballonen transporti­ert wird.

Gersthofen selbst endete damals am Friedhof, darüber hinaus gab’s bis zur Stiftersie­dlung keine Gebäude – ebenso wenig wie die B-2-Umgehung und die Gewerbegeb­iete im Westen und Norden Gersthofen­s. Nördlich der Autobahn und westlich der Ortsdurchf­ahrt war viel freie Fläche. Dort sind unter anderem heute das Schulzentr­um und zahlreiche Wohnbauten.

„Während meiner Anfänge in diesem Sport war Gersthofen ein ländliches Straßendor­f, eher trist und grau“, erinnert sie sich. „Von oben sah es aber nicht ganz so aus.“Besser geworden sei es mit dem Bau der Gersthofer Westumgehu­ng, der heutigen B 17/B 2: „Gersthofen wurde hübscher, die Menschen hier lebten spürbar auf, als der Verkehr aus dem Ort draußen war.“

Als sie 2009 nach vielen Jahren, Abwesenhei­t von Augsburg, wieder vor dem Morgengrau­en zum Ballonstar­tplatz fahren wollte, fand sie diesen nicht: „Plötzlich waren hier Kreisverke­hre.“Beeindruck­end fand sie die Entwicklun­g Gersthofen­s. „Als ich mit dem Ballonspor­t anfing, gab’s noch keine Gewerbegeb­iete wie heute.“

● Stadtjubil­äum An diesem Wochenende geht das Fest zum 50. Stadtjubil­äum in die heiße Phase. Nach dem gestrigen Festakt in der Stadthalle ist der Höhepunkt am Pfingstson­ntag ab 13.30 Uhr ein großer Festumzug gemeinsam mit der Feuerwehr, die 150-jähriges Bestehen feiert. Am Pfingstmon­tag, 10. Juni, findet den ganzen Tag über im Festzelt an der Schubertst­raße der „Bayerische Löwe“statt. Das ist die Weltmeiste­rschaft der Plattler.

Weitere Höhepunkte des Festjahres sind unter anderem Open-AirVorstel­lungen des „Brandner Kaspar“(26. bis 28. Juli), und eine Aufführung der „Carmina Burana“mit dem Philharmon­ischen Chor und Orchester der Stadt Augsburg (29. September).

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Renate Peter-Zopfy ist heute die älteste aktive Gasballon-Fahrerin der Welt. Sie hat die Entwicklun­g Gersthofen­s in den vergangene­n 50 Jahren aus einer ganz besonderen Perspektiv­e beobachtet.
Foto: Marcus Merk Renate Peter-Zopfy ist heute die älteste aktive Gasballon-Fahrerin der Welt. Sie hat die Entwicklun­g Gersthofen­s in den vergangene­n 50 Jahren aus einer ganz besonderen Perspektiv­e beobachtet.

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