Augsburger Allgemeine (Land West)
Lobeshymnen auf Gersthofen
Der Festakt zum 50. Stadtgeburtstag hatte viele Reden und eine Weltpremiere zu bieten. Für diese hatten fast 100 Mitwirkende ein Jahr lang geprobt
Gersthofen Mit einer Weltpremiere hat die Stadt Gersthofen gestern den 50. Stadtgeburtstag gefeiert. Auf den Tag genau 50 Jahre nach der Erhebung zur Stadt erlebten am Abend rund 400 Ehrengäste in der Stadthalle die Uraufführung des Ballonmusicals. Die Musikschule erzählte mit fast 100 Akteuren, die ein Jahr lang geprobt hatten, die Geschichte von Pionieren der Luftund Ballonfahrt. Dafür ernteten die Akteure stürmischen Applaus.
In den Reden wurden die Leistungen der vielen Menschen gewürdigt, die in den vergangenen Jahrzehnten zu Gersthofens Gedeihen beigetragen hatten. Lang war deshalb die Liste der Gäste, die Bürgermeister Michael Wörle besonders begrüßte. Unter den zahlreichen Vertretern aus Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Behörden war Wörles Vor-Vorgänger Siegfried Deffner, der Gersthofen mit seiner 100-Mark-Aktion im Jahr 1999 bundesweite Aufmerksamkeit beschert hatte – und das erste Ehepaar der Stadtgeschichte: Margot und Hermann Grashei schlossen am 13. Juni 1969 den Bund fürs Leben.
In seiner Ansprache wies Wörle auf die wirtschaftliche Entwicklung Gersthofens hin. Vor 50 Jahren hatte die junge Stadt 337 Gewerbebetriebe und konnte umgerechnet 3,5 Millionen Euro ausgeben. 2019 gibt es 2300 Firmen, und die Stadt kann 100 Millionen Euro ausgeben. Ihre Einwohnerzahl soll von 23 000 bis 2030 auf 27 000 steigen. Mehr noch als diese Zahlen aber hob Wörle die vielen Menschen hervor, die Gersthofen zu einer lebens- und liebenswerten Stadt gemacht hatten. So sei auch das Motto des 50. Stadtgeburtstags zu verstehen, der an diesem Wochenende groß gefeiert wird: „Gemeinsam. Erfolgreich. Leben.“
Einen breiten Raum bei der Feierstunde nahm die deutsch-französische Freundschaft ein, die in Gersthofen mit der Partnerschaft mit Nogent-sur-Oise seit einem halben Jahrhundert gelebt wird. Nogents Bürgermeister Jean-François Dardenne würdigte Gersthofen als „moderne Stadt mit exzellenten öffentlichen Einrichtungen“, die sich den Herausforderungen des Umweltschutzes stelle.
Hauptrednerin war die aus Stadtbergen kommende Staatssekretärin Carolina Trautner (CSU), die den ursprünglich angekündigten Innenminister Joachim Herrmann vertrat. Sie bescheinigte den Gersthofern, dass sie durch ihr vielfältiges ehrenamtliches Engagement und ein reichhaltiges Vereinsleben dazu beitragen würden, dass die Stadt „ein Stück wertvolle Heimat“sei, in der das Miteinander und Füreinander großgeschrieben werde. Besonders würdigte Trautner die lebendige Partnerschaft mit Nogent.
Wenige Wochen nachdem der Markt vor den Toren Augsburgs zur Stadt geworden war, landete der erste Mensch auf dem Mond. An dieses Ereignis knüpfte gestern Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) in seinem Grußwort an. Er sagte mit einem Augenzwinkern: „Der Vergleich mit der Mondlandung liegt in Gersthofen natürlich nahe, da Sie über die Jahrhunderte stets hoch hinauswollten. Und dies mit beachtlichem Erfolg.“
Auf diese Erfolge ging auch Landrat und Bezirkstagspräsident Martin Sailer (CSU) in seinem Grußwort ein. Politische Weitsicht und Augenmaß hätten Gersthofens Erfolg begründet. Groß sei aber auch der Anteil der ehrenamtlich engagierten Menschen, von fast 23 000 Einwohnern sind es 8000. Sailer: „Sie geben der Stadt ihr Gesicht.“
Durch den Abend führte der bekannte Radio- und Fernsehmoderator Roman Roell, der in Gersthofen aufwuchs und ein Schulfreund des Bürgermeisters ist. Für die Musik sorgten die Gersthofer Kunstpreisträgerin Verena Metzger und die deutsch-französische Gruppe cartouche.