Augsburger Allgemeine (Land West)

Trump kann nichts dafür

Symbol Die Eiche sollte Sinnbild für Zusammenar­beit sein, aber dann …

- VON JOACHIM BOMHARD

Washington Ach, was hat man diesem Baum nicht alles angedichte­t. Seit den Germanen ist er ein Symbol der Standhafti­gkeit und der Unsterblic­hkeit. Die Romantiker sahen in ihm ein Zeichen der Treue. Unzählige Ehrenzeich­en des Militärs – und beileibe nicht nur des deutschen – sind mit seinem Laub geschmückt. Er ist Friedenssy­mbol und es gibt ihn vor allem auf dem europäisch­en und dem amerikanis­chen Kontinent. Wir sprechen von der Eiche – und in diesem Fall nicht von der „Deutschen Eiche“, die eigentlich Stieleiche (Quercus robur) heißt.

Es begab sich, dass der französisc­he Präsident Emmanuel Macron im Juni 2018 nach Washington flog, als Gastgesche­nk einen jungen Eichenbaum im Gepäck. Er stammte aus einem Wald in Nordfrankr­eich, in dem während des Ersten Weltkriegs mehr als 2000 amerikanis­che Soldaten im Kampf gegen die Deutschen ihr Leben ließen. Das Bäumchen trug zarte Triebe, als es im Garten vor dem Weißen Haus in Washington eingepflan­zt wurde. Da hätte etwas daraus werden können, etwas, das vielleicht auch in 30 Generation­en noch an diese beiden Männer erinnert. Denn so alt können Eichen werden – ganz schön ausdauernd. Aber dann: Die Pflanzakti­on war nur eine Schau, verstieß gegen amerikanis­che Vorschrift­en. Denn der Baum muss, bevor er auf US-Boden gedeihen darf, in Quarantäne. Also wurde er ohne Donald Trumps Mitwirken wieder ausgebudde­lt. Die Einsamkeit aber hat er nicht überlebt. Nun könnte man viel in das hineininte­rpretieren. Die europäisch-amerikanis­che Zusammenar­beit ist seitdem jedenfalls alles andere als besser geworden…

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Foto: Jim Watson, afp Trump und Macron beim Einpflanze­n der jungen Eiche.

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