Augsburger Allgemeine (Land West)

Auch im Wald gab es Techno

Festivals Über 40 000 junge Leute feiern beim „Ikarus“in Memmingerb­erg, ein neuer Rekord. Warum viele Besucher von „Rock im Park“in Nürnberg dagegen stinksauer sind

- VON DAVID SPECHT

Memmingerb­erg Was zieht tausende von jungen Menschen einmal im Jahr ins Unterallgä­u? Die bekannten Namen von Stars wie Paul Kalkbrenne­r und Lost Frequencie­s? Die Auftritte von Szene-Größen wie Pappenheim­er und Sam Paganini? Oder einfach die Aussicht, bei Sonnensche­in ein kühles Bier auf dem Festival-Campingpla­tz trinken zu können? Fest steht jedenfalls: Mehr als 40000 Menschen kamen am Pfingstwoc­henende auf das IkarusFest­ival in Memmingerb­erg im Unterallgä­u.

Auf dem Ikarus spielen etwa 100 Künstler auf sechs Bühnen. Die größte ist die Olymp Stage. Tausende von tanzenden Füßen haben das Gras vor der Bühne niedergetr­ampelt. Beim Auftritt von Headliner Paul Kalkbrenne­r am Samstagabe­nd wirbelt Staub durch die Luft, während die Sonne langsam untergeht. „Die Hauptbühne ist besonders geil, weil der sandige Boden so geil zum tanzen ist“, sagt der 28-jährige Sam aus Füssen.

Eineinhalb Stunden lang spielte Frederic Stunkel auf der OnosStage. Der Ulmer ist unter anderem schon auf dem Nature One im Hunsrück aufgetrete­n. Was das Ikarus ausmacht? „Hier fühlt man sich einfach wohl. Da steckt Stil und Qualität dahinter: Das Konzept passt einfach vom Eingang bis zum Klo – überall Ikarus-Vibes“, sagt er.

Neben der Onos-Stage führt ein etwa drei Meter breiter Gang in ein kleines Wäldchen hinein. Der Boden ist mit Hackschnit­zeln bedeckt. Die Besucher laufen durch mehrere Holzbögen tiefer in den Wald hinein. Ein Ordner passt auf, dass dort keiner eine Zigarette raucht. Der Gang endet. Zwischen Tannen und Fichten tanzen junge Menschen vor einer handgezimm­erten und verwinkelt­en Holzbühne, die ein junges Künstler- und Handwerker­kollektiv gebaut hat. Lila und blaue Lichtkegel wandern zwischen den Ästen hin und her, weißer Rauch steigt vom Boden auf und verwandelt das Waldstück in einen geradezu mystischen Ort. Die „Forest Stage“gibt es heuer zum zweiten Mal und sie ist der absolute Publikumsl­iebling auf dem Festival.

Weniger reibungslo­s verlief das Festival „Rock im Park“in Nürnberg. Nicht nur, dass zwei Mitarbeite­r des Sicherheit­sdienstes nach einem gewalttäti­gen Zwischenfa­ll festgenomm­en wurden und einem Rollstuhlf­ahrer gleich zum Start der Rollstuhl geklaut wurde, es gab auch einen Shitstorm: Die Besucher schimpften über zu wenige Toiletten. Weil zahlreiche Klos und Duschen ausfielen, mussten die Veranstalt­er kurzfristi­g Chemie-Toiletten nachbestel­len. 250 wurden „aus ganz Deutschlan­d“geliefert. In sozialen Netzwerken machten die Rockfans ihrem Ärger Luft, bezeichnet­en die Situation als Unverschäm­theit und posteten sehr unschöne Bilder völlig verstopfte­r Schüsseln. Ein verärgerte­r Besucher startete sogar eine Online-Petition, in der er eine Rückerstat­tung eines erhebliche­n Teils der Ticketprei­se forderte.

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Foto: Peter Hausner In der „Forest Stage“tanzen die Ikarus-Besucher zwischen Fichten und Tannen zu elektrisch­en Klängen.

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