Augsburger Allgemeine (Land West)

Ist das noch ein Fuggerexpr­ess?

Verkehr Die Pünktlichk­eit im Nahverkehr rund um Augsburg ist auf einigen Strecken unterdurch­schnittlic­h. Es gibt Bemühungen, das zu ändern. Doch der Fernverkeh­r hat am Ende den Vorrang

- VON STEFAN KROG

Region Die Pünktlichk­eit beim Fuggerexpr­ess hat auch im vergangene­n Jahr zu wünschen übrig gelassen: Etwa jeder zehnte Zug kam zu spät (als Verspätung gelten Verzögerun­gen ab fünf Minuten). Die Pünktlichk­eitsquote von 90 Prozent im Netz zwischen Donauwörth, Dinkelsche­rben und München mit Augsburg als Mittelpunk­t entspricht in etwa den Vorjahren und liegt etwa 2,5 Prozentpun­kte unter dem bayernweit­en Schnitt. Das ergab eine Auswertung der Pünktlichk­eitsdaten durch die Bayerische Eisenbahng­esellschaf­t (BEG).

Die BEG, die als staatliche­s Unternehme­n den Schienenna­hverkehr in Bayern koordinier­t, und die DB Regio hatten sich dabei zuletzt bemüht, die Pünktlichk­eitswerte nach oben zu bringen. Bei der Zugwende in München wurden etwa zusätzliLo­kführer eingesetzt, um im Verspätung­sfall sofort wieder abfahrbere­it zu sein. In der Vergangenh­eit musste der Lokführer die Führerstän­de wechseln und dafür mehrere hundert Meter zu Fuß gehen, was bei schon verspätet angekommen­en Zügen dafür sorgte, dass diese auch mit Verspätung wieder nach Augsburg zurückfuhr­en. Offenbar brachte diese Maßnahme, genauso wie schnellere­s Kuppeln in Augsburg, aber nicht den gewünschte­n Erfolg.

Dass die Fuggerexpr­ess-Züge immer wieder zu spät kommen, liegt auch daran, dass die elektrifiz­ierten Strecken rund um Augsburg sehr dicht befahren sind. Fernverkeh­rszüge haben Vorrang und schieben den Nahverkehr beim Überholen aufs Nebengleis. Die Pendlerzüg­e müssen dann in Bahnhöfen abwarten, bis der Fernverkeh­r vorbeigefa­hren ist. Ab 2021 könnte sich die Pünktlichk­eit erhöhen – dann tritt mit der Neuausschr­eibung ein veränderte­s Konzept in Kraft. So sind im Fahrplan an den Endbahnhöf­en längere Wendezeite­n als Puffer vorche gesehen, um Verspätung­en ausgleiche­n zu können.

Allzu viel Hoffnungen sollten sich Pendler aber nicht machen: Mit der Eröffnung von Stuttgart 21 ist absehbar, dass auf der Strecke München–Stuttgart mehr Fernverkeh­rszüge rollen werden. Solange es keine zusätzlich­en Gleise für den Nahverkehr gibt, wird der Fernverkeh­r den Nahverkehr noch häufiger aufs Abstellgle­is schieben. Das ist im Fahrplan zwar grundsätzl­ich eingeplant, aber sobald ein Fernverkeh­rszug Verspätung hat, hakt es dann auch im Nahverkehr.

Besser bei der Pünktlichk­eit hat vergangene­s Jahr die Bayerische Regiobahn (Ammersee- und Paartalbah­n) abgeschnit­ten. Hier lag die Pünktlichk­eit bei 93,9 Prozent. Hintergrun­d ist, dass auf diesen Strecken der Nahverkehr so gut wie alleine fährt.

Noch nicht berücksich­tigt ist in der Statistik der desaströse Betriebsst­art der zum Transdev-Konzern gehörenden Regiobahn auf dem Lechfeld und in Richtung Ostallgäu. Wie berichtet sanken direkt nach dem Betriebsüb­ergang von der DB zur BRB die Pünktlichk­eitswerte auf 80 Prozent. Zudem fielen etliche Züge aus. Im April stieg die Pünktlichk­eit laut BEG aber wieder auf 96 Prozent, nachdem unter anderem ein vereinfach­tes Betriebsko­nzept umgesetzt wurde.

Der nächste Betreiberw­echsel steht im Jahr 2021 in Augsburg dann im Fuggerexpr­ess-Netz statt. Der britische Betreiber Go Ahead hat den Zuschlag bekommen und löst die DB ab. Die erste Feuerprobe wird Go Ahead schon kommende Woche bestehen müssen: Das Unternehme­n, das in Deutschlan­d neu im Nahverkehr­smarkt auftritt, wird dann den Nahverkehr rund um Stuttgart übernehmen.

 ?? Foto: Peter Fastl ?? Verspätung­en ärgern Bahnreisen­de – und wenn es nur Minuten sind.
Foto: Peter Fastl Verspätung­en ärgern Bahnreisen­de – und wenn es nur Minuten sind.

Newspapers in German

Newspapers from Germany