Augsburger Allgemeine (Land West)
Hier wird Nachhaltigkeit gelehrt
Aktion Beim Mühlentag in Thierhaupten steht die Umwelt im Vordergrund
Thierhaupten Ein Anziehungspunkt für viele Gäste war am gestrigen Pfingstmontag das Klostermühlenmuseum bei der 26. Auflage des Deutschen Mühlentages. Rund um das historische Kleinod aus der Klosterzeit galt es großen Wissensdurst zu löschen.
Längst wissen nicht nur Insider, dass das Klostermühlenmuseum in Thierhaupten kein verstaubter, langweiliger Museumsort ist, sondern ein Wissensort und Informationsquell. Maßgeblichen Anteil daran hat Claudia Drachsler-Praßler, die als Museumsleiterin bereits zehn Jahre lang wirkt und der die Ideen nicht auszugehen scheinen. Passend zu aktuellen „Aufregern“haben sie und ihr reges Team das Mühlenjahr 2019 unter das Motto „Nachhaltigkeit“gestellt. Im Inneren informierte die Sonderausstellung „Können wir bald einpacken – Verpackung im Wandel der Zeit“. Drastisch wird anhand eines Films und von Schautafeln dargelegt, wie Industrienationen förmlich im eigenen Plastikmüll ersticken und die Umwelt und Weltmeere mit Müll überfluten. Auch vor Ort ist Plastikmüll ein großes Ärgernis. Über das im vergangenen Jahr neugefertigte Gerinne kämen täglich Flaschen und Plastikmüll am Rechen vor dem Mühlrad an, die monatlich etliche gelbe Säcke füllen, berichtet die Museumsleiterin verärgert.
Um Nachhaltigkeit ist auch der Imkerverein Thierhaupten bemüht, wie am Ausstellungsstand von Vorsitzendem Max Hirn berichtet wurde. Im vergangenen Jahr wurde westlich des Marktes eine Bienenweide angesät, damit Bienen, Hummeln und weitere Insekten Nahrung finden. Die Imker hoffen, dass diesem Beispiel gefolgt wird oder dass die Besucher die gestern verteilte Samenmischung „Ackerwildkräuter“des Landschaftspflegeverbandes im häuslichen Bereich ausstreuen. Ein kniffliges Bienenquiz, Bienenwachskerzen selbst rollen und ein „gläserner Bienenstock“rundeten das Informationspaket der Imker ab.
Besonders „nachhaltig“sehen sich auch die Damen der Spinnerbande aus dem Raum Buttenwiesen. Während sie mit ihren Füßen die hölzernen Spinnräder antreiben, erzählen sie von der Verarbeitung von Schafswolle aus heimischen Landen, von der Pflege eines alten Handwerks aus dem Mittelalter, von einem Färbeverfahren mit Sonnenlicht und dass sie nicht einmal Strom – auch keinen aus regenerativen Quellen – für ihre Tätigkeit benötigen. Nachhaltig im Sinne von immer wieder und traditionell ging es im Kinderprogramm her. Das Papierschöpfen im Inneren des Museums, das Getreidemahlen an kleinen Handmühlen, das eigene Zusammenmischen des Frühstücksmüslis, Brotbacken auf der Mühlenwiese oder das Lauschen von Geschichten im kleinen Märchenstadel fanden auch gestern großen Anklang. Abgerundet wurde das Programm auch von Drucker Ludwig Sattich, der vor der Eingangstüre die Kunst des Hoch- und Buchdrucks erklärte und eine schöne Ansicht der Mühle vervielfältigte. Hierzu stand ihm eine historische Handtiegeldruckpresse aus dem Jahr 1896 zur Verfügung, die die Thierhauptener Unternehmerfamilie Seidenschwann aus der Auflösung eines Museums vor Jahren in der Schweiz ergattern konnte. ⓘ
Info Am Mittwoch, 12. Juni, findet um 19.30 Uhr im Klostermühlenmuse-um ein „Plastikfrei-Stammtisch“statt. Weitere Infos unter Telefon 0171/1163 647.