Augsburger Allgemeine (Land West)
Die besondere Botschaft von Pfingsten
Weihbischof Losinger war zu Gast im mittelschwäbischen Wallfahrtsort Maria Vesperbild. Vor welchen Herausforderungen er die katholische Kirche sieht
Maria Vesperbild Der Geist der Kirche: Das Pfingstfest, das so intensiv mit dem Heiligen Geist verbunden ist, steht dafür wohl auf eine ganz besondere Weise. Einsicht, Weisheit, Erkenntnis, aber auch Mut: All das sei mit Pfingsten und dem Heiligen Geist verbunden, betonte der Augsburger Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger am Sonntagabend in seiner Predigt im bekannten mittelschwäbischen Wallfahrtsort.
Doch wie erreicht die Kirche in dieser Zeit des massiven gesellschaftlichen und politischen Umbruchs noch die Menschen? An Pfingsten stelle sich auch die Frage, welchem Geist die Menschen ihr Leben öffnen wollen. Viele Menschen würden sich für negative Geister entscheiden, am Ende stehe Hoffnungslosigkeit. „Religiöse Sprachlosigkeit“mache auch vor intelligenten, jungen Menschen nicht Halt.
Losinger sprach von „wertvollen jungen Menschen“, die für die Zukunft der Kirche mitentscheidend seien. In vielen Familien aber werde der Glauben im Alltag nicht mehr gelebt, der Religionsunterricht sei oftmals die einzige Begegnungsebene mit dem Glauben. An Pfingsten rücke, so Losinger, die Frage in den Vordergrund, von welcher Perspektive wir uns leiten lassen wollen. Doch es gebe auch ermutigende Gesten. Beispielsweise dann, wenn der Firmpate seine Hand auf die Schulter seines Firmlings lege. Das sei „berührend“.
Im Wallfahrtsort Maria Vesperbild ist bekanntlich der Himmelfahrtstag (15. August) mit Pontifikalamt und Lichterprozession Jahr für Jahr der große Höhepunkt, zu dem Tausende von Gläubigen kommen. Rein zahlenmäßig ist der Pfingstsonntag in Maria Vesperbild deutlich überschaubarer.
Doch nicht wenige schätzen an „Pfingsten in Maria Vesperbild“das Gefühl des bevorstehenden Hochsommers, das sie mit einem besonderen Glaubenserlebnis verbinden. Auch diesmal hatten sich am Pfingstsonntag wieder zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens eingefunden.
Der Wallfahrtsort selbst steht vor wichtigen Weichenstellungen. Bis 2021 soll die Kirche umfassend renoviert werden. Die Kosten werden voraussichtlich rund 2,7 Millionen Euro betragen, die Finanzierung ist eine Herausforderung. Die Dimension dieses Projektes war am Pfingstsonntag auch in vielen Gesprächen am Rande der offiziellen Veranstaltung ein wichtiges Thema. Die bevorstehende Neugestaltung in Maria Vesperbild ist, wie Wallfahrtsdirektor Erwin Reichart wiederholt betont hat, auch für ihn persönlich sein schwierigstes Renovierungsprojekt. Reichart, Jahrgang 1954, ist seit Anfang 2018 Wallfahrtsdirektor in Maria Vesperbild. Ihm wurde vor Kurzem der Ehrentitel Monsignore verliehen (wir berichteten).
Die Gestaltung einer Veranstaltung wie am Pfingstsonntag, wäre ohne die Mitwirkung zahlreicher ehrenamtlicher Helfer, nicht möglich. Ihnen dankte Reichart für ihr Engagement. Dem Pontifikalamt in der Wallfahrtskirche folgte die feierliche Lichterprozession über den Schlossberg zur Grotte. Hier hatten sich bereits vor der Ankunft der Prozession etliche Menschen eingefunden. Die Grotte verbinden viele mit einer beeindruckenden Glaubenserfahrung mitten im „Dom der Natur“, wie es Monsignore Reichart einmal umschrieben hat. Damit die Pracht dieses „Doms der Natur“erhalten bleibt, muss man auch an einem so besonderen Fest wie Pfingsten an ganz weltliche Dinge denken. Reichart bat die Besucher, wegen der Waldbrandgefahr keine Kerzen im Wald zurückzulassen.
Erwin Reichart hat seit seinem Amtsantritt wiederholt hervorgehoben, dass für ihn die enge Bindung des Wallfahrtsortes an die Diözese Augsburg sehr wichtig sei. So war an Pfingsten 2018 – Reicharts persönlicher Premiere mit einer Großveranstaltung in Maria Vesperbild – der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa zu Gast. Nun war es der Augsburger Weihbischof Losinger.
Reichart und Losinger kennen sich gut aus den gemeinsamen Jahren in Studium und Priesterseminar. Und so war es Reichart eine „besondere Freude“, dass Losinger jetzt zum Pontifikalamt nach Maria Vesperbild kam.