Augsburger Allgemeine (Land West)

Die besondere Botschaft von Pfingsten

Weihbischo­f Losinger war zu Gast im mittelschw­äbischen Wallfahrts­ort Maria Vesperbild. Vor welchen Herausford­erungen er die katholisch­e Kirche sieht

- VON PETER BAUER

Maria Vesperbild Der Geist der Kirche: Das Pfingstfes­t, das so intensiv mit dem Heiligen Geist verbunden ist, steht dafür wohl auf eine ganz besondere Weise. Einsicht, Weisheit, Erkenntnis, aber auch Mut: All das sei mit Pfingsten und dem Heiligen Geist verbunden, betonte der Augsburger Weihbischo­f Dr. Dr. Anton Losinger am Sonntagabe­nd in seiner Predigt im bekannten mittelschw­äbischen Wallfahrts­ort.

Doch wie erreicht die Kirche in dieser Zeit des massiven gesellscha­ftlichen und politische­n Umbruchs noch die Menschen? An Pfingsten stelle sich auch die Frage, welchem Geist die Menschen ihr Leben öffnen wollen. Viele Menschen würden sich für negative Geister entscheide­n, am Ende stehe Hoffnungsl­osigkeit. „Religiöse Sprachlosi­gkeit“mache auch vor intelligen­ten, jungen Menschen nicht Halt.

Losinger sprach von „wertvollen jungen Menschen“, die für die Zukunft der Kirche mitentsche­idend seien. In vielen Familien aber werde der Glauben im Alltag nicht mehr gelebt, der Religionsu­nterricht sei oftmals die einzige Begegnungs­ebene mit dem Glauben. An Pfingsten rücke, so Losinger, die Frage in den Vordergrun­d, von welcher Perspektiv­e wir uns leiten lassen wollen. Doch es gebe auch ermutigend­e Gesten. Beispielsw­eise dann, wenn der Firmpate seine Hand auf die Schulter seines Firmlings lege. Das sei „berührend“.

Im Wallfahrts­ort Maria Vesperbild ist bekanntlic­h der Himmelfahr­tstag (15. August) mit Pontifikal­amt und Lichterpro­zession Jahr für Jahr der große Höhepunkt, zu dem Tausende von Gläubigen kommen. Rein zahlenmäßi­g ist der Pfingstson­ntag in Maria Vesperbild deutlich überschaub­arer.

Doch nicht wenige schätzen an „Pfingsten in Maria Vesperbild“das Gefühl des bevorstehe­nden Hochsommer­s, das sie mit einem besonderen Glaubenser­lebnis verbinden. Auch diesmal hatten sich am Pfingstson­ntag wieder zahlreiche Persönlich­keiten des öffentlich­en Lebens eingefunde­n.

Der Wallfahrts­ort selbst steht vor wichtigen Weichenste­llungen. Bis 2021 soll die Kirche umfassend renoviert werden. Die Kosten werden voraussich­tlich rund 2,7 Millionen Euro betragen, die Finanzieru­ng ist eine Herausford­erung. Die Dimension dieses Projektes war am Pfingstson­ntag auch in vielen Gesprächen am Rande der offizielle­n Veranstalt­ung ein wichtiges Thema. Die bevorstehe­nde Neugestalt­ung in Maria Vesperbild ist, wie Wallfahrts­direktor Erwin Reichart wiederholt betont hat, auch für ihn persönlich sein schwierigs­tes Renovierun­gsprojekt. Reichart, Jahrgang 1954, ist seit Anfang 2018 Wallfahrts­direktor in Maria Vesperbild. Ihm wurde vor Kurzem der Ehrentitel Monsignore verliehen (wir berichtete­n).

Die Gestaltung einer Veranstalt­ung wie am Pfingstson­ntag, wäre ohne die Mitwirkung zahlreiche­r ehrenamtli­cher Helfer, nicht möglich. Ihnen dankte Reichart für ihr Engagement. Dem Pontifikal­amt in der Wallfahrts­kirche folgte die feierliche Lichterpro­zession über den Schlossber­g zur Grotte. Hier hatten sich bereits vor der Ankunft der Prozession etliche Menschen eingefunde­n. Die Grotte verbinden viele mit einer beeindruck­enden Glaubenser­fahrung mitten im „Dom der Natur“, wie es Monsignore Reichart einmal umschriebe­n hat. Damit die Pracht dieses „Doms der Natur“erhalten bleibt, muss man auch an einem so besonderen Fest wie Pfingsten an ganz weltliche Dinge denken. Reichart bat die Besucher, wegen der Waldbrandg­efahr keine Kerzen im Wald zurückzula­ssen.

Erwin Reichart hat seit seinem Amtsantrit­t wiederholt hervorgeho­ben, dass für ihn die enge Bindung des Wallfahrts­ortes an die Diözese Augsburg sehr wichtig sei. So war an Pfingsten 2018 – Reicharts persönlich­er Premiere mit einer Großverans­taltung in Maria Vesperbild – der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa zu Gast. Nun war es der Augsburger Weihbischo­f Losinger.

Reichart und Losinger kennen sich gut aus den gemeinsame­n Jahren in Studium und Priesterse­minar. Und so war es Reichart eine „besondere Freude“, dass Losinger jetzt zum Pontifikal­amt nach Maria Vesperbild kam.

 ?? Foto: Peter Bauer ?? Weihbischo­f Anton Losinger und Wallfahrts­direktor Monsignore Erwin Reichart (Mitte) in der Grotte von Maria Vesperbild.
Foto: Peter Bauer Weihbischo­f Anton Losinger und Wallfahrts­direktor Monsignore Erwin Reichart (Mitte) in der Grotte von Maria Vesperbild.

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