Augsburger Allgemeine (Land West)
Der amerikanische Traum auf vier Rädern
Freizeit Beim 20. Augsburger US-Car-Treffen wurden etwa 1100 Fahrzeuge gezeigt. Jeder Teilnehmer ist aus einem anderen Grund von den Autos fasziniert
Das Sprichwort „Vom Tellerwäscher zum Millionär“verkörpert wie kein zweites im Volksmund den sogenannten „American Dream“. Doch dieser amerikanische Traum hat viele Facetten: Schnelle Autos, reichhaltige Portionen im Restaurant oder coole Mode gehören ebenfalls dazu.
Am Sonntag fand auf dem Gelände des Möbelhauses XXXLutz das 20. Augsburger US-Car-Treffen statt. Etwa 1100 Autos wurden dort gezeigt. Die Veranstalter zählten rund 4000 Besucher.
Ein junges Paar aus Kaufbeuren schlenderte durch die Ausstellung der Fahrzeuge und verglich sie mit seinem eigenen Exemplar: einem türkisblauen Simca-Chrysler aus dem Jahr 1956. Der 22-jährige Besitzer Anton sagte: „Wir leben das amerikanische Lebensgefühl der 50er Jahre.“Es habe nicht lange gebraucht, da wurde die Faszination an der Nostalgie auch bei seiner Freundin Tamara geweckt.
Die beiden haben nicht nur die Einrichtung ihrer Wohnung an den Lifestyle der 50er Jahre angepasst. „Wir gehen auch in diesem Look zur Arbeit“, sagte die 21-jährige Automobilkauffrau. Tamara trug ein Rockabilly-Kleid und Hut, Antons Erscheinungsbild war durch eine Elvis-Tolle und lange Koteletten geprägt. Das Lebensgefühl sei ihm in die Wiege gelegt worden, berichtete der 22-Jährige. „Mein Vater schraubt auch an amerikanischen Oldtimern.“
Mit einer echten Rarität war Hermann Kieninger aus Augsburg zum US-Car-Treffen gekommen: ein Ford Model A Tudor Sedan aus dem Jahr 1928, gebaut in Kanada. „Ich habe ihn vor einem Jahr im Internet gekauft und restauriere ihn seitdem.“Die Ersatzteilversorgung aus den Vereinigten Staaten sei exzellent und bezahlbar. „Das Auto ist ein Kulturgut, es lohnt sich, darin zu investieren“, sagte Kieninger. Bei seinen Restaurationsarbeiten an der Karosserie kam eine alte verspachtelte Werbeblechtafel zum Vorschein, erzählte der 74-Jährige. Immerhin: Die Dachbespannung und der 39 PS starke Motor sind fast im Originalzustand. „Er fährt sich wie ein Bulldozer.“Den Automobilliebhaber begeistere nicht so sehr die amerikanische Lebensart, sondern mehr die verbaute Technik.
Mit einem High-Tech-Auto war Thomas Kukla aus Heidenheim an der Brenz zum Festival gekommen. „Dieses Auto hat keinen V8-Motor, sondern fährt rein elektrisch“, sagte der 50-Jährige.
Und das zu einem beachtlichen Preis: Rund 170 000 Euro hat der Tesla Model X mit 700 PS einmal gekostet. Fürs autonome Fahren sind acht Kameras verbaut. 420 Kilometer Reichweite hat der 2,5-Tonner vollgeladen, so Kukla. Er rechnete vor: Verglichen mit einem Verbrenner würde er rund drei Liter Diesel auf 100 Kilometer brauchen.
Kukla lädt sein Elektrofahrzeug mit eigenem Solarstrom vom Dach über eine Starkstrom-Station. „Bei einer normalen Steckdose würde ich sonst drei Tage laden.“
Veranstalter Harm Ritter war „positiv überrascht von der Besucherresonanz“, wie er sagte. Sein Verein, die American Car Friends Augsburg, möchte den amerikanischen Traum zurück nach Augsburg holen. „Jahrelang haben die Autos und die Kultur zum Straßenbild gehört.“