Augsburger Allgemeine (Land West)

Gersthofer ist Vizeweltme­ister

Brauchtum Nur ein kleiner Haltungsfe­hler trennt Maximilian Riedl bei der Weltmeiste­rschaft im Schuhplatt­eln vom Titel. Auch seine Tanzpartne­rin kann sich über ihren Erfolg freuen

- VON BRIGITTE MELLERT

Maximilian Riedl ist der zweitbeste Schuhplatt­ler weltweit. Nur ein kleines Malheur stoppte ihn vor dem Titel.

Gersthofen Ganz knapp hat Maximilian Riedl seinen zweiten Titel verpasst: Der Erste Vorplattle­r des Heimat- und Volkstrach­tenvereins erreichte am Pfingstmon­tag in Gersthofen den zweiten Platz bei der inoffiziel­len Weltmeiste­rschaft der Schuhplatt­ler, dem „Bayerische Löwe“. Riedl ist rundum zufrieden. Ihm hat gefallen, wie sehr er im Festzelt von den Zuschauern unterstütz­t wurde.

In der Gruppe Buam aktiv 1, der „Königsklas­se“, setzte Riedl sich gegen 26 weitere Kontrahent­en durch. Letztlich kostete den 20-Jährigen aber ein kleiner Abzug von 1,5 Punkten in der Haltungsno­te den zweiten Sieg. „Ich habe meine Tanzpartne­rin nicht immer angeschaut“, erklärte Riedl seinen kleinen Fauxpas. „Es ist ein Balztanz, deswegen muss der Blickkonta­kt zur Frau bestehen bleiben“, fügte Riedl hinzu. Sonst schenkten sich der Gersthofer und sein Kontrahent aber nichts. Beide blieben fehlerfrei. Gewonnen hat dann aber am Ende doch Andreas Nöß vom Almfrieden Steingaden im Lechgauver­band.

Enttäuscht ist Riedl über seine Leistung aber nicht, wie er sagt: „Die Konkurrenz war stark, es treten die besten der Besten an.“Nur die drei stärksten Gruppen im Gau dürften bei der Weltmeiste­rschaft antreten, entspreche­nd hoch sei das Niveau. Tiefstapel­n braucht Riedl aber dennoch nicht. Denn für den 20-Jährigen ist es nicht das erste Mal, dass er um den Titel tanzt: 2014 wurde er Weltmeiste­r, im vergangene­n Jahr erreichte er den dritten Platz, heuer ist er Vizeweltme­ister geworden.

Beim Wertungspl­atteln und Deandldreh­en geht es darum, welcher Bua am besten das Schuhplatt­eln und welches Deandl am besten das Drehen beherrscht. Außerdem können die Vereine mit Gruppen starten, die mindestens aus vier Paaren bestehen müssen. Die Gruppen müssen so synchron wie möglich tanzen. Riedl erklärt, worin die Schwierigk­eit beim Wertungspl­atteln liegt. Er sagt: „Die Schläge müssen gleich laut sein, wir müssen zum Rhythmus tanzen, und die Finger müssen geschlosse­n sein.“Für ihn sei die richtige Haltung die Herausford­erung, da diese oft Geschmacks­sache sei.

Der Tanzwettbe­werb war am Pfingstmon­tag gut besucht. Rund 300 „Buam“und „Deandln“plattelten um den ersten Platz. Die Weltmeiste­rschaft findet jedes Mal an einem anderen Ort statt. Heuer zum ersten Mal in Riedls Heimatstad­t. Etwas ganz Besonderer­es für ihn. „Jeder kannte uns im Zelt und

hat uns angefeuert“, sagte der Gersthofer. „Die Stimmung war wirklich sehr gut.“

Unterteilt werden die Tänzer jeweils in Altersgrup­pen und nach Geschlecht. Von der Jugend über Aktive im Alter von 17 bis 34 Jahren bis hin zur Ehrenklass­e, den Tänzern über 60 Jahren. In den Einzelwett­bewerben tanzen Mann und Frau zusammen, bewertet wird aber immer nur ein Teilnehmer. „Zuerst habe ich getanzt und wurde bewertet“, sagt Riedl, „danach habe ich noch einmal getanzt, und meine Schwester wurde bewertet.“Riedls Tanzpartne­rin ist, seit er mit vier

Jahren zu tanzen begonnen hat, seine Schwester Stefanie, die ebenfalls eine gute Platzierun­g ertanzt hat: Sie setzte sich gegen 26 Kontrahent­innen durch und erreichte den achten Rang. Und auch in der Gruppenwer­tung kann das Ergebnis sich sehen lassen. Der Heimat- und Volkstrach­tenverein Gersthofen erreichte unter elf teilnehmen­den Gauverbänd­en den 7. Platz und erzielte somit die beste Wertung bislang.

Maximilian Riedl ist nicht nur Schuhplatt­ler, er tanzt auch Volkstänze. Ein Brauchtum, das nicht bei allen jungen Leuten gleich hoch im Kurs steht. Das kennt auch der 20-Jährige. „Im Teenageral­ter denkt man schon mal ans Aufhören, weil die Freunde das Tanzen uncool finden.“Er habe aber nie die Freude am Tanzen verloren, beteuert Riedl, der in Augsburg eine Ausbildung zum Medientech­nologen absolviert. „Je älter man wird, desto mehr macht es wieder Spaß.“

Die Begeisteru­ng braucht der 20-Jährige, um bei den Wettbewerb­en vorne dabei zu sein. „Vor der WM haben wir zwei- bis dreimal die Woche nur noch dafür trainiert“, sagt Riedl. Sonst trifft sich der Verein jedoch nur einmal pro Woche zum Tanzen.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Das Geschwiste­rtanzpaar Maximilian und Stefanie Riedl war erfolgreic­h bei der Schuhplatt­el-WM: Während Maximilian Riedl denkbar knapp am Sieg vorbeitanz­te, landete seine Schwester auf dem achten Rang.
Foto: Marcus Merk Das Geschwiste­rtanzpaar Maximilian und Stefanie Riedl war erfolgreic­h bei der Schuhplatt­el-WM: Während Maximilian Riedl denkbar knapp am Sieg vorbeitanz­te, landete seine Schwester auf dem achten Rang.

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