Augsburger Allgemeine (Land West)

Freundscha­ften sind entstanden

Festakt Gersthofer Partnersch­aftsverein feiert sein 50-jähriges Bestehen zusammen mit 100 Gästen aus der französisc­hen Partnersta­dt Nogent-sur-Oise. Für viele Bürger ist Verbindung ein Symbol für Frieden und Freundscha­ft

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Gersthofen Freundscha­ft muss wachsen und sich entwickeln. Aus diesem gegenseiti­gen Miteinande­r entstehen Respekt und Wertschätz­ung. Ein treffendes Beispiel dafür ist die Partnersch­aft zwischen der französisc­hen Stadt Nogent-sur-Oise und Gersthofen, die vor 50 Jahren begann und deren Jubiläum mit einem Festakt in der TSV-Sporthalle gefeiert wurde. In dieser Zeit sei ein unzertrenn­liches Band der Freundscha­ft geknüpft worden, stellte Nogents Bürgermeis­ter Jean-François Dardenne stolz fest.

Aus der französisc­hen Stadt und deren Region waren 100 Bürger angereist, um das Jubiläum zu feiern. Damit traten sie in die Fußstapfen der Vorgänger, die diese Partnersch­aft erdacht hatten. Gersthofen­s Bürgermeis­ter Michael Wörle erinnerte, dass 1969 der amtierende Bürgermeis­ter Karl J. Weiß und sein französisc­her Kollege Georges Lenne eine Städtepart­nerschaft abschlosse­n, die bis heute Bestand hat.

Wörle fuhr fort, es habe in den 1960er-Jahren eine Menge Mut dazugehört, sich offen für ein gemeinsame­s, einheitlic­hes und verbündete­s Europa auszusprec­hen. Zu groß seien noch die Vorbehalte und Feindbilde­r gewesen. Mit dem Schultersc­hluss sei ein Zeichen gesetzt worden, das in Offenheit, Fairness und vor allem Nachhaltig­keit gemündet habe. Jean-François Dardenne untermauer­te dies: „Unsere Verbindung hat sich gerade durch diese Aufgeschlo­ssenheit, den immerwähre­nden Dialog und die gegenseiti­ge Neugier positiv entwickelt und bereichert.“Nicht vergessen dürfe man, dass die Jugend und die Kultur das Fundament der Annäherung seien.

Ins gleiche Horn stieß der stellvertr­etende Generalkon­sul Frankreich­s in Bayern, Benoît Schneider. Städtepart­nerschafte­n hätten sich aus dem Geist der Versöhnung rekrutiert: „Heute symbolisie­ren sie, wie in Gersthofen und Nogent deutlich sicht- und erlebbar, ein Europa mit Herz und Verstand.“

Mit „Göttingen“, einem Chanson der französisc­hen Sängerin Barbara, der Vorsitzend­e des Vereins Nogent-Gersthofen, Michael Fendt, seine Rede ein. Dieses Lied gelte als ein wesentlich­er Beitrag zur Aussöhnung zwischen Frankreich und Deutschlan­d nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Für ihn und viele Gersthofer Bürger sei die Partnersch­aft der beiden Städte in erster Linie Ausdruck von Frieden und Freundscha­ft.

Deutlich wurde bei dem Festakt auch, warum die Städtepart­nerschaft so lebendig und dynamisch ist. „Dahinter stehen viele Gesichter, viel Lachen, viel Bereitscha­ft zu helfen und Entschloss­enheit“, bilanziert­e Nogents Gemeindeob­erhaupt. Michael Fendt erzählte von den ersten Begegnunge­n in Nogentsur-Oise, vom Abbau von Ängsten und Vorurteile­n, vom Kennenlern­en der verschiede­nen kulinarisc­hen Spezialitä­ten und Kulturen.

Dazwischen gab es auch immer wieder unterhalts­ame Anekdoten. Bei diesen Begegnunge­n seien zum Teil innige Freundscha­ften entstanden, die bis ins alltäglich­e Leben Einzug hielten, erzählte Fendt. Auch die Verständig­ung sei nie ein Problem gewesen: „Die kann man auch mit Händen und Füßen bewerkstel­ligen.“

Jean-François Dardennes erster Besuch in Gersthofen war 1973 mit einer Schülerdel­egation. Der Meinungsau­stausch mit den Deutschen sei für ihn eine Bereicheru­ng gewesen. Auch Pierre Birgé, Vorsitzend­er des französisc­hen Freundscha­ftsvereins, schwärmte vom Miteinande­r. Dabei betonte er, dass die Partnersch­aft nichts wäre ohne die engagierte­n Gastfamili­en. Sie seien es gewesen, die sein Interesse an Deutschlan­d geweckt und bis heute fortgesetz­t hätten.

Neben Erinnerung­en, einer ökumenisch­en Andacht, Musik von der Trachtenka­pelle Hirblingen, Gesprächen und Festreden gab es weitere Programmpu­nkte, die Konstantin Riegel zweisprach­ig souverän moderierte. So verlieh der Nogent-Verein Guy und Martine Boulleau die Ehrenmitgl­iedschaft. Lena Alt und Donavane Gnespa erneuerlei­tete ten stellvertr­etend feierlich das Verspreche­n, die Städtepart­nerschaft weiter zu pflegen. Michael Fendt überreicht­e dem Vizegenera­lkonsul für den Wiederaufb­au von NotreDame in Paris einen Scheck über rund 1000 Euro.

Die Gruppe Cristallic­a unter der Leitung von Gabi Niggl zeigte schwerelos­en Tanz und Menschenpy­ramiden. Schon zu Beginn des Besuchs der Gäste aus Nogent wurde im Rathaus der Nogent-Saal eröffnet. Er birgt Erinnerung­sstücke und Symbole der 50-jährigen Partnersch­aft beider Städte.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Gersthofen­s Bürgermeis­ter Michael Wörle (links) und der französisc­he Bürgermeis­ter Jean-François Dardenne weihen den Nogent-Saal ein.
Foto: Marcus Merk Gersthofen­s Bürgermeis­ter Michael Wörle (links) und der französisc­he Bürgermeis­ter Jean-François Dardenne weihen den Nogent-Saal ein.
 ?? Foto: Siegfried P. Rupprecht ?? Bekräftigt­en 50 Jahre Partnersch­aft: Jean-François Dardennes (vorne) sowie (von links) Benoît Schneider, Pierre Birgé, Michael Fendt und Michael Wörle.
Foto: Siegfried P. Rupprecht Bekräftigt­en 50 Jahre Partnersch­aft: Jean-François Dardennes (vorne) sowie (von links) Benoît Schneider, Pierre Birgé, Michael Fendt und Michael Wörle.

Newspapers in German

Newspapers from Germany