Augsburger Allgemeine (Land West)

Alter Bahnhof wird zu neuer Heimat

Asyl Im Dinkelsche­rber Bahnhof gibt es zwei neue Wohnungen für anerkannte Flüchtling­e. Diese sind jetzt offiziell eingeweiht worden. Wer darin lebt, wie es aussieht und weshalb die Kommune damit zum Vorreiter werden soll

- VON PHILIPP KINNE

Dinkelsche­rben Stolz steht Khaier Alrefa in seinem neuen Wohnzimmer. Er fühlt sich wohl hier, zusammen mit seiner Frau Hanan und seinem kleinen Sohn Taim. Die syrische Familie lebt seit Anfang des Jahres in einer der beiden neuen Wohnungen im alten Dinkelsche­rber Bahnhofsge­bäude. Es hat sich viel getan, seit die Kommune das herunterge­kommene Haus 2013 ersteigert­e. Jetzt soll Dinkelsche­rben damit zum Vorreiter werden.

Rund 160 Jahre alt ist der Bahnhof in Dinkelsche­rben. Die Bahn wollte das Gebäude nicht mehr haben. Lange stand das sanierungs­bedürftige Gebäude leer. 2013 ersteigert­e die Kommune es schließlic­h – mit großen Plänen. Sichtbar werden diese nun in den beiden Wohnungen für anerkannte Flüchtling­e. Sie wurden umfassend saniert. Möglich machte das ein spezielles Förderprog­ramm vom Freistaat. Von den 435 000 Euro Sanierungs­kosten wurden 315 000 Euro gefördert. Die Voraussetz­ung: In den ersten sieben Jahren dürfen nur anerkannte Flüchtling­e in die Wohnungen ziehen. Den Preis (etwa 4,20 Euro pro Quadratmet­er) legt das Landratsam­t fest.

Für den stellvertr­etenden Landrat Heinz Liebert ist das Projekt in Dinkelsche­rben ein Teil gelebter Integratio­n. Die Kommune habe Mut bewiesen, in das herunterge­kommene Gebäude zu investiere­n. Daran sollte man sich andernorts ein Beispiel nehmen: „Viel zu viele alte Bahnhöfe stehen leer“, sagte Liebert. Auch Landtagsab­geordneter Fabian Mehring (Freie Wähler) lobte das Projekt. Er sprach von einer „verqueren Asyldiskus­sion“. Statt Ideologien von links oder von rechts, müsse man die Debatte durch Pragmatism­us lösen. Wie dieser aussieht, sehe man am Beispiel Dinkelsche­rben.

Bislang gebe es in der Region nur drei ähnliche Projekte, erklärte Christine Schweiger von der Regierung von Schwaben. Dabei habe man das Förderprog­ramm bereits 2016 ins Leben gerufen. Daran teilnehmen können Kommunen, die in leer stehenden Gebäuden Wohnunmeis­ter gen für anerkannte Flüchtling­e schaffen wollen.

Mit der Sanierung der Wohnungen im alten Bahnhof wurde 2016 begonnen, erinnert sich Dominik Miller vom Bauamt der Gemeinde. Frisch im Beruf stand er damals vor einer Herausford­erung. Froh sei er daher, dass die Wohnungen nun bezogen sind. „Wir hatten viel Arbeit, es hat sich gelohnt.“Es gibt einen neuen Außenanstr­ich, neue Fenster und Türen, Heizung, Sanitär und Elektro werden saniert. Die beiden Wohnungen liegen im ersten beziehungs­weise zweiten Stock des Bahnhofsge­bäudes. Die beiden Vier-Zimmer-Wohnungen haben jeweils 108 Quadratmet­er. Die Zimmer sind groß und hell, die alten Balken im Wohnzimmer erinnern an frühere Zeiten.

Auch für den Rest des alten Geländes hat die Gemeinde große Pläne. So ist der Umzug der Bücherei ins Erdgeschos­s des Hauses geplant. Auch das über 4000 Quadratmet­er große Maischberg­er Areal daneben hat die Kommune erworben. Das alte Gasthaus dort soll laut Bürgeraber Edgar Kalb wieder „in den Originalzu­stand“gebracht werden. Als Problem bei den Vorhaben auf dem alten Bahnhofsge­lände gelte die sogenannte Nutzungspf­licht. Noch sei unklar, für welche Zecke das Gelände künftig genutzt werden dürfe. Man stehe in Gesprächen, versichert Kalb. Er hoffe, dass es im kommenden Jahr vorangeht

 ?? Archivfoto: Markus Merk ?? Die Marktgemei­nde Dinkelsche­rben hat das alte Bahnhofsge­bäude 2013 ersteigert. Lange stand es leer. Jetzt gibt es zwei Wohnungen für anerkannte Flüchtling­e darin. Auch für den Rest des Bahnhofare­als gibt es große Pläne.
Archivfoto: Markus Merk Die Marktgemei­nde Dinkelsche­rben hat das alte Bahnhofsge­bäude 2013 ersteigert. Lange stand es leer. Jetzt gibt es zwei Wohnungen für anerkannte Flüchtling­e darin. Auch für den Rest des Bahnhofare­als gibt es große Pläne.
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Foto: Philipp Kinne Sie fühlen sich wohl in den neuen Wohnungen in Dinkelsche­rben. Der Syrer Khaier Alrefa (Mitte), seine Frau Hanan und Sohn Taim leben hier seit Anfang des Jahres.
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Foto: Markt Dinkelsche­rben So sieht die neue Wohnung heute aus. Die beiden Wohnungen haben 108 Quadratmet­er.
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Foto: Markt Dinkelsche­rben 2013 hatte die Gemeinde das alte Gebäude in marodem Zustand gekauft.

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