Augsburger Allgemeine (Land West)
Alter Bahnhof wird zu neuer Heimat
Asyl Im Dinkelscherber Bahnhof gibt es zwei neue Wohnungen für anerkannte Flüchtlinge. Diese sind jetzt offiziell eingeweiht worden. Wer darin lebt, wie es aussieht und weshalb die Kommune damit zum Vorreiter werden soll
Dinkelscherben Stolz steht Khaier Alrefa in seinem neuen Wohnzimmer. Er fühlt sich wohl hier, zusammen mit seiner Frau Hanan und seinem kleinen Sohn Taim. Die syrische Familie lebt seit Anfang des Jahres in einer der beiden neuen Wohnungen im alten Dinkelscherber Bahnhofsgebäude. Es hat sich viel getan, seit die Kommune das heruntergekommene Haus 2013 ersteigerte. Jetzt soll Dinkelscherben damit zum Vorreiter werden.
Rund 160 Jahre alt ist der Bahnhof in Dinkelscherben. Die Bahn wollte das Gebäude nicht mehr haben. Lange stand das sanierungsbedürftige Gebäude leer. 2013 ersteigerte die Kommune es schließlich – mit großen Plänen. Sichtbar werden diese nun in den beiden Wohnungen für anerkannte Flüchtlinge. Sie wurden umfassend saniert. Möglich machte das ein spezielles Förderprogramm vom Freistaat. Von den 435 000 Euro Sanierungskosten wurden 315 000 Euro gefördert. Die Voraussetzung: In den ersten sieben Jahren dürfen nur anerkannte Flüchtlinge in die Wohnungen ziehen. Den Preis (etwa 4,20 Euro pro Quadratmeter) legt das Landratsamt fest.
Für den stellvertretenden Landrat Heinz Liebert ist das Projekt in Dinkelscherben ein Teil gelebter Integration. Die Kommune habe Mut bewiesen, in das heruntergekommene Gebäude zu investieren. Daran sollte man sich andernorts ein Beispiel nehmen: „Viel zu viele alte Bahnhöfe stehen leer“, sagte Liebert. Auch Landtagsabgeordneter Fabian Mehring (Freie Wähler) lobte das Projekt. Er sprach von einer „verqueren Asyldiskussion“. Statt Ideologien von links oder von rechts, müsse man die Debatte durch Pragmatismus lösen. Wie dieser aussieht, sehe man am Beispiel Dinkelscherben.
Bislang gebe es in der Region nur drei ähnliche Projekte, erklärte Christine Schweiger von der Regierung von Schwaben. Dabei habe man das Förderprogramm bereits 2016 ins Leben gerufen. Daran teilnehmen können Kommunen, die in leer stehenden Gebäuden Wohnunmeister gen für anerkannte Flüchtlinge schaffen wollen.
Mit der Sanierung der Wohnungen im alten Bahnhof wurde 2016 begonnen, erinnert sich Dominik Miller vom Bauamt der Gemeinde. Frisch im Beruf stand er damals vor einer Herausforderung. Froh sei er daher, dass die Wohnungen nun bezogen sind. „Wir hatten viel Arbeit, es hat sich gelohnt.“Es gibt einen neuen Außenanstrich, neue Fenster und Türen, Heizung, Sanitär und Elektro werden saniert. Die beiden Wohnungen liegen im ersten beziehungsweise zweiten Stock des Bahnhofsgebäudes. Die beiden Vier-Zimmer-Wohnungen haben jeweils 108 Quadratmeter. Die Zimmer sind groß und hell, die alten Balken im Wohnzimmer erinnern an frühere Zeiten.
Auch für den Rest des alten Geländes hat die Gemeinde große Pläne. So ist der Umzug der Bücherei ins Erdgeschoss des Hauses geplant. Auch das über 4000 Quadratmeter große Maischberger Areal daneben hat die Kommune erworben. Das alte Gasthaus dort soll laut Bürgeraber Edgar Kalb wieder „in den Originalzustand“gebracht werden. Als Problem bei den Vorhaben auf dem alten Bahnhofsgelände gelte die sogenannte Nutzungspflicht. Noch sei unklar, für welche Zecke das Gelände künftig genutzt werden dürfe. Man stehe in Gesprächen, versichert Kalb. Er hoffe, dass es im kommenden Jahr vorangeht