Augsburger Allgemeine (Land West)
Anlaufstelle für viele Familien
Soziales Die 15 städtischen Familienstützpunkte mit ihren Angeboten werden immer beliebter. Der Bedarf wächst von Jahr zu Jahr weiter. Nur Pfersee ist noch ein weißer Fleck auf der Stadtkarte
Augsburg „Immens weiterentwickelt“hat sich laut Bürgermeister und Sozialreferent Stefan Kiefer die Familienbildung in Augsburg. Was im Jahr 2002 mit vier „Kids-Stützpunkten“begann, wurde strukturell ausgebaut und auf heute 15 Familien-Stützpunkte enorm aufgestockt. Denn erfahrungsgemäß dürfen die Wege nicht zu weit sein, damit sie von der Zielgruppe wahr- und angenommen werden.
Der für die Einrichtungen bereitstehende städtische Etat beträgt inzwischen 90 000 statt vormals 70 000 Euro, was auch dem aktuellen Babyboom geschuldet ist. Schließlich bemessen sich die bereitgestellten Finanzmittel an der Kinderzahl, und die jährlichen Geburten stiegen laut Kiefer in der gleichen Zeit von durchschnittlich 2500 auf 3000 Kinder an. Rund 53000 Teilnehmer nutzen der jüngsten Erhebung zufolge die mehr als 1200 Angebote der Familienstützpunkte.
Eines aber steht für den Sozialreferenten außer Frage: „Ohne Zuzug würde Augsburg schrumpfen.“Statistisch belegt haben Augsburgs Familien im Schnitt 1,5 Kinder. Und von den 160000 Haushalten seien gut 27 000 Familienhaushalte. Nicht zu vergessen die Alleinerziehenden, die ohne die Stützpunkte „oft isoliert“wären und in ihrem näheren Umfeld auf diese Weise Ansprache und Gemeinsamkeiten mit anderen in vergleichbarer Situation finden.
Kontakte zu knüpfen, Netzwerke zu bilden, Beratung zu erhalten – das alles soll laut Kiefer eine „integrierende Wirkung“entfalten. Und da Familiennetzwerke in einer Großstadt wie Augsburg „per se immer seltener“würden, müsse dem gesellschaftlichen Wandel neu begegnet werden.
Jeder der 15 Stützpunkte hat nach Auskunft von Susanne Puhle, Leiterin des Fachbereichs Familienbildung und Kindertagespflege, inzwischen ein eigenes, dem Bedarf angemessenes Angebot.
In Inningen oder Bergheim ist kein Familienstützpunkt nötig, weil die befragten Einwohner sagen, dass sie gerne in die Stadt fahren, um die Angebote dort zu nützen. Die Förderung der Mehrsprachigkeit hingegen scheint ein Schwerpunkt im Osten – also Lechhausen und Umgebung – zu sein, was etwa der ElternTalk oder das Familien-Picknick fördern.
Spezielle Mädchen-Angebote gebe es in Oberhausen, wo die Bevölkerung einen überdurchschnittlichen Migrationshintergrund aufweise. Dazu gehört nach Auskunft Susanne Puhles etwa das Mutter-Tochter-Tanzen, aber auch ein Brunch, bei dem sich nach der großen gemeinsamen Tafel ein ausgewähltes Thema besprechen lässt. Ein Beispiel: Aus Anlass des Vatertages könnte beispielsweise die Vater-Rolle in den Fokus rücken.
Nicht zu vergessen „die Brückenbauer“, die den Zugang zu den Stützpunkten ebnen. Susanne Puhle und Stefan Kiefer denken da vor allem an die Stadtteilmütter, die oftmals selbst Asylhintergrund haben, aber über gute bis hervorragende Deutschkenntnisse verfügen. Angeleitet von der „Mutter aller Stadtteilmütter“, namentlich die Türkisch und Arabisch sprechende Hamdiye Czakmak, erleichtern sie den Zugang zur deutschen Lebensweise und Gesellschaft.
Auch Alphabetisierungskurse sind in den Familienstützpunkten unter Umständen ein Thema. Komplettiert beziehungsweise unterstützt wird mit „fachfremden Mitteln“. Hervorragend geeignet für den Spracherwerb sei etwa „Kochen“, da in der praktischen Anwendung bestimmter Utensilien oder Lebensmittel die Vokabeln schneller im Gedächtnis bleiben.
Einzig Pfersee ist noch ausbaufähig, weil der Stadtteil noch ein weißer Fleck auf der Stützpunkt-Karte Augsburgs ist. Gemessen an der Größe des Stadtteils mit 27 000 Einwohnern sei er für einen weiteren Standort längst überfällig, so Sozialreferent Stefan Kiefer.