Augsburger Allgemeine (Land West)

Späte Vergebung

Kultur Das Theatergel­ände an der Kasernstra­ße wird in den kommenden Jahren sein Gesicht komplett verändern. Von den bisherigen Gebäuden bleibt nur das Große Haus stehen. Der Zeitplan ist eng getaktet, doch eines fehlt noch

- VON STEFAN KROG

Matthias Behr war einer der besten Fechter, als seine abgebroche­ne Klinge Olympiasie­ger Wladimir Smirnow tötet. Seine bewegende Geschichte über Schuld und Vergebung lesen Sie auf der

Die 186,3 Millionen Euro schwere und seit Anfang des Jahres laufende Theatersan­ierung nimmt jetzt sichtbar an Fahrt auf: Vor einigen Tagen begann der Abriss der ehemaligen zweiten Spielstätt­e, der Brechtbühn­e in der Kasernstra­ße. In den kommenden zwei Wochen wird das 2012 in Betrieb genommene Gebäude dem Erdboden gleichgema­cht. Kurz darauf werden die Archäologe­n anrücken, um dort nach Fundstücke­n zu suchen. In zwei Jahren soll an dieser Stelle die Baugrube für den Erweiterun­gsneubau des denkmalges­chützten Großen Hauses ausgehoben werden. Parallel laufen aktuell die Schadstoff­beseitigun­g und der Abriss nicht tragender Teile im Großen Haus.

● Stadttheat­er Fast auf den Tag genau drei Jahre ist es her, dass im Stadttheat­er der letzte Vorhang vor der Sanierung fiel. Brandschut­zmängel, statische Probleme und zunehmend schwierige Arbeitsbed­ingungen für die Mitarbeite­r waren der Grund für die Sanierung. In den vergangene­n Jahren wurden Planungen verfeinert und die Bausubstan­z am Großen Haus, das in den 1950er-Jahren wiederaufg­ebaut worden war, genau unter die Lupe genommen. Aktuell wird das Innenleben des Theaters nach und nach ausgebaut. Zwischenwä­nde müssen raus, Aufzüge ausgebaut und Schadstoff­e beseitigt werden. Das wird noch eine Zeit lang dauern. Voraussich­tlich im Jahr 2021 wird das Dach des Theaters geöffnet, sodass das Innere mit einem Kran erreichbar ist. Wie berichtet muss der sogenannte Bühnenturm – der 30 Meter hohe Aufbau auf dem Gebäude, in dem Bühnenbild­er und Technik hängen – stabilisie­rt werden. 2023 soll der Betrieb im Theater wieder anlaufen. Momentan, sagt Stefan Schleifer, zuständig für die Projektkoo­rdination im Kulturrefe­rat, sei man im Zeitplan.

● Neubau Im „Hinterhof“des Theaters an der Kasernstra­ße, wo bisher die Probenbühn­e, das Lager, die Verwaltung und die Brechtbühn­e standen, soll ein Neubau entstehen, der Werkstätte­n, Probebühne­n und einen öffentlich­en Multifunkt­ionssaal umfasst. Einen abschließe­nden Stadtratsb­eschluss gibt es für diesen Bauabschni­tt II aber noch Nachdem die Probebühne in den vergangene­n Tagen schon weichen musste, ist aktuell die Brechtbühn­e dran. Das Innenleben der Spielstätt­e wurde, soweit möglich, in die Interimssp­ielstätte im Gaswerk eingebaut. Die charakteri­stische rote Metallfass­ade, die einen stilisiert­en Vorhang darstellte, konnte nicht weiterverw­endet werden. Beim Abriss von Gebäuden müssen die Firmen inzwischen genau darauf achten, die verschiede­nen Baustoffe mit der Baggerscha­ufel getrennt zu erwischen. Der Beton wird geschredde­rt und im Straßenbau verwendet, Alufassade und Baustahl werden eingeschmo­lzen.

Das 2012 in Betrieb genommene Modulgebäu­de selbst hätte – als schnelle Nachfolgel­ösung für die geschlosse­ne Komödie in der Altstadt geplant – bis 2026 in Betrieb bleiben sollen. Weil das 2015 erarbeitet­e Sanierungs­konzept fürs Theaters an dieser Stelle aber einen dauerhafte­n Neubau vorsieht, wird das 6,2 Milteure Provisoriu­m vor der Zeit abgerissen. Die Gegner der Theatersan­ierung sahen darin eine Verschwend­ung. Allerdings, so Kulturrefe­ratsmitarb­eiter Schleifer, wäre die Anmietung eines Saales für die vergangene­n Jahre teurer gekommen. „Die Brechtbühn­e hat geleistet, was sie leisten sollte.“Bauteil II soll im Jahr 2025 in Betrieb gehen. ● Orchesterp­robensaal Direkt an der Volkhartst­raße soll über einem neuen Technikkel­ler fürs Theater ein gläserner Orchesterp­robensaal entstehen. Weil der Probensaal zum zweiten Bauabschni­tt gehört, ist noch kein abschließe­nder Stadtratsb­eschluss gefällt. Bis zumindest die Baugrube mit dem Keller, der künftig unter anderem die Lüftungsan­lage fürs Theater beherberge­n soll, geschlosse­n wird, wird es aber noch etwas dauern. In etwa eineinhalb Jahren wird am Keller weitergeba­ut, weil über das Areal der Baustellen­zugang fürs Große Haus läuft.

Die Grube hatte Ende vergangeni­cht. nen Jahres für Aufsehen gesorgt, weil die Archäologe­n dort ein wertvolles Teil der Stadtmauer entdeckt hatten. Nach längeren Debatten beschloss der Stadtrat – wohl um die Bewerbung als Unesco-Weltkultur­lionen erbe nicht zu gefährden – mehrheitli­ch, die Mauerreste zu erhalten und zugänglich zu machen. Dafür müssen Keller und Orchesters­aal für weitere 4,5 Millionen Euro umgeplant werden.

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Fotos: Silvio Wyszengrad Dieses Bild zeigt den hinteren, von der Kasernstra­ße abgewandte­n Teil der Brechtbühn­e. Augsburgs ehemalige zweite Spielstätt­e wird derzeit abgerissen. Wie die meisten anderen Gebäude auf dem Theaterare­al muss sie für einen Neubau weichen.
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Die Brechtbühn­e von innen. Jetzt ist gut zu erkennen, dass das Haus in Modulbauwe­ise angelegt war.

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