Augsburger Allgemeine (Land West)

So leidet das Opfer der Pfeil-Attacke

Prozess nach Schuss mit Armbrust

- VON CAROLIN LINDNER

Memmingen Die Stimme des jungen Mannes zittert, als er vor dem Landgerich­t in Memmingen von dem Abend erzählt, an dem er aus unmittelba­rer Nähe mit einer Armbrust angeschoss­en wurde. Wie berichtet, muss sich ein 42-Jähriger vor dem Gericht unter Vorsitz von Richter Christian Liebhart wegen versuchten Mordes verantwort­en. Der Mann hat die Tat bereits gestanden.

Vor Gericht erzählt der 29-jährige Geschädigt­e sichtlich bewegt, wie der Schütze im Dunkeln direkt vor ihm aufgetauch­t sei, als er am offenen Fenster gestanden sei. Plötzlich habe der „Ex“seiner Freundin eine Armbrust auf ihn gerichtet, „und da steckte der Pfeil auch schon in meiner Brust“, sagt der junge Mann. „Beim Aufprall dachte ich kurz ,Jetzt kratz ich ab‘.“Den Pfeil habe er reflexarti­g aus der Brust gezogen, sei ins Wohnzimmer gekrochen und habe per Handy den Notruf verständig­t.

Körperlich gehe es ihm wieder recht gut, doch er leide unter Depression­en. „Ich konnte auch lange nicht an einem Fenster stehen.“Zudem sei er bis heute arbeitsunf­ähig. Auch die Beziehung sei auseinande­rgegangen.

Sie habe sich schon länger trennen wollen, sagt die damalige Freundin wiederum bei ihrer Aussage. Der Geschädigt­e sei „nur ein Mittel zum Zweck gewesen, um über die alte Beziehung hinwegzuko­mmen“. Den Angeklagte­n beschreibt sie als „lieben Menschen“, macht jedoch im Zeugenstan­d und bei der Polizei widersprüc­hliche Aussagen über die zehnjährig­e Beziehung mit ihm. Es habe oft beiderseit­igen handfesten Streit gegeben, doch der Angeklagte, „hat mich nie bewusstlos geschlagen oder so“. Sie habe sich vom Angeklagte­n getrennt, weil er ihrer Ansicht nach am Ende ein Medikament­enproblem hatte. Doch der 42-Jährige wollte sie zurück, ist sich die Frau sicher. Auch das 29-jährige Opfer hatte zuvor berichtet, dass der Angeklagte immer wieder Kontakt zu seiner Ex-Freundin suchte. Zum Prozessauf­takt hatte der Angeklagte jedoch dementiert, dass er aus Eifersucht auf den neuen Lebensgefä­hrten geschossen habe.

Newspapers in German

Newspapers from Germany