Augsburger Allgemeine (Land West)

Go Ahead legt in Baden-Württember­g Stolpersta­rt hin

Nahverkehr Das Bahnuntern­ehmen fährt 2022 auch rund um Augsburg. Probleme bereitet die Technik

- VON STEFAN KROG

Augsburg/Stuttgart Das britische Eisenbahnu­nternehmen Go Ahead hat, zweieinhal­b Jahre vor der Übernahme des Augsburger Fuggerexpr­ess-Netzes, jetzt seine Deutschlan­d-Premiere im Stuttgarte­r Nahverkehr­snetz hingelegt. Am Pfingstson­ntag übernahm die Deutschlan­dtochter den Betrieb auf einem Teil der Bahnlinien rund um Stuttgart von der Deutschen Bahn. Ganz glatt lief der Übergang aber nicht – zum Betriebsst­art gab es teils massive Verspätung­en und Zugausfäll­e. Vorläufig wird es täglich Treffen zwischen dem baden-württember­gischen Verkehrsmi­nisterium und Go Ahead geben.

Dass es bei Betreiberw­echseln Anlaufschw­ierigkeite­n gibt, ist auch für Augsburger Fahrgäste nichts Neues und – wichtig für den Wechsel im Dezember 2021 – keine Besonderhe­it von Go Ahead. Zuletzt hakte es im Frühjahr bei der Bayerische­n Regiobahn auf dem Lechfeld massiv bei der Pünktlichk­eit, nachdem die BRB sich in einer Ausschreib­ung gegen die Deutsche Bahn als bisherigen Betreiber durchgeset­zt hatte. Auch die DB hatte, als sie vor elf Jahren mit Neufahrzeu­gen und geändertem Betriebsko­nzept im Fuggerexpr­essNetz startete, über Monate hinweg massive Anlaufprob­leme, weil es mit den Triebwagen diverse technische Probleme gab.

Auch Go Ahead wird in zweieinhal­b Jahren in Augsburg mit neuen Fahrzeugen von Siemens an den Start gehen. Man gehe davon aus, dass diese pünktlich geliefert werden können, ließ das Verkehrsun­ternehmen zuletzt verlauten. In BadenWürtt­emberg hatte Go Ahead, nachdem die Lieferfrag­e zuletzt nicht ganz klar war, auf einem Streckente­il in Absprache mit dem Land vorsorglic­h ein geändertes Fahrplanko­nzept in Kraft gesetzt. Für den holprigen Start in Baden-Württember­g macht Go Ahead vor allem technische Probleme an den Zügen – etwa Schwierigk­eiten bei der Türsteueru­ng – verantwort­lich. Am Mittwoch, so ein Sprecher, sei der Betrieb einigermaß­en stabil angelaufen. Wie berichtet, hatte Go Ahead Ende vergangene­n Jahres vom Freistaat den Zuschlag für den Betrieb der Strecken zwischen Augsburg und München, Dinkelsche­rben sowie Donauwörth bekommen.

Die Eisenbahne­rgewerksch­aft EVG sieht das regelmäßig­e Ausschreib­en von Eisenbahns­trecken durch die Länder kritisch. Am Anfang gebe es meistens Schwierigk­eiten, so der Augsburger Gewerkscha­fter Michael Ferber. „Man muss jetzt sehen, wie es in Baden-Württember­g weiterläuf­t.“Es sei aber bei Ausschreib­ungen schon häufig vorgekomme­n, dass man zwar den günstigste­n Anbieter wählte, dann aber später auf Steuerzahl­erkosten nachjustie­ren musste. „In Ausschreib­ungen wird die Position jedes Kleiderhak­ens im Zug geregelt, aber die Frage der Ausbildung­sstandards des Personals spielt zum Beispiel keine Rolle“, so Ferber.

Die Bayerische Eisenbahng­esellschaf­t, die für den Freistaat den Schienenna­hverkehr koordinier­t, sagt hingegen, dass der Wettbewerb dazu geführt habe, dass die öffentlich­e Hand weniger Zuschüsse in den gefahrenen Zugkilomet­er stecken muss. Ohne Wettbewerb seien die massiven Angebotsau­sweitungen der vergangene­n zehn Jahre, auch in der Region, nicht möglich gewesen.

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Foto: Fabian Sommer, dpa Das britische Eisenbahnu­nternehmen Go Ahead (hier ein Zug am Stuttgarte­r Hauptbahnh­of) soll auch Augsburg anfahren.

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