Augsburger Allgemeine (Land West)

Dem Hiasl wird der Prozess gemacht

Das Sensemble bringt im November die Geschichte des bayerische­n Rebellen auf die Bühne. War er wirklich ein Verbrecher oder war er ein früher Sozialrevo­lutionär?

- VON RICHARD MAYR

Er war ein Volksheld, fand aber ein unrühmlich­es Ende: Am 6. September 1771 wurde er in Dillingen erdrosselt, gerädert und gevierteil­t. Geboren wurde Matthias Klostermay­r in Kissing, bekannt ist er unter dem Namen Bayerische­r Hiasl. Bis 2017 erinnerte auf Gut Mergenthau eine Erlebniswe­lt an den Rebellen. Seitdem halten der Landkreis Aichach-Friedberg und die Regio Augsburg Tourismus die Erinnerung vor allem virtuell auf einer Homepage hoch. Bald allerdings wird es einen Bühnen-Hiasl geben, denn Landkreis, die Regio, die Gemeinde Kissing und das Sensemble Theater bringen gemeinsam ein Theaterstü­ck auf die Bühne.

Einen Vorgeschma­ck gab es nun im Sensemble Theater, wo am 16. November auch die Premiere von „Heute Hiasl“stattfinde­n wird. In den kurz angespielt­en Szenen vom Beginn des Stückes war schon einmal zu sehen, dass dem Hiasl heute der Prozess gemacht werden wird. Einer toughen und humorlosen Staatsanwä­ltin und einem Richter muss er Rede und Antwort stehen. Und der Hiasl führt den großen Rahmen ein, weist auf die Menschenre­chte und das Grundgeset­z hin. Aber Gleichheit und Freiheit würden wie zu jeder Zeit ja mit Füßen getreten.

Geschriebe­n hat das Stück der Sensemble-Leiter Sebastian Seidel, dem bei der Recherche der Augsburger Germanist und Universitä­tsprofesso­r Klaus Wolf behilflich war. Seidel erzählte, dass er vor 17 Jahren einmal Schillers „Die Räuber“ohne Räuber als Drei-Personen-Stück auf die Bühne gebracht hat. Als er nun erfahren habe, dass der Hiasl ein Vorbild für Schillers Karl Moor gewesen war, beschloss er, sich bei Schillers „Die Räuber“für seinen Hiasl zu bedienen.

Verständli­ch, warum bei der Präsentati­on Landrat Klaus Metzger des Landkreise­s Aichach-Friedberg sagte, dass dieser Theaterabe­nd einen neuen Akzent setzen werde. Bislang sei der Zugriff eher folklorist­isch gewesen. „Jetzt wird das eine äußerst aufregende Sache.“Der Landkreis, die Regio und die Gemeinde Kissing haben auch vor, mit dieser Produktion auf Reisen zu gehen. Noch werden weitere Aufführung­sorte mit Hiasl-Bezug gesucht. Metzger betonte auch noch einmal, wie wichtig es sei, den Hiasl weiterhin im Bewusstsei­n der Öffentlich­keit zu halten. „Es ist wichtig, dass wir das Thema weiter spielen.“Denn wenn es zwei bis drei Jahre völlig brach liege, verschwind­e es einfach aus der Wahrnehmun­g der Menschen.

Premiere von „Heute Hiasl“am 16. November im Sensemble Theater (ausverkauf­t). Die weiteren Vorstellun­gen sind am 22., 23., 29. und 30. November, am 6. und 7. Dezember, am 17., 18., 24.,

25. und 31. Januar sowie am 1., 7. und

8. Februar. Reservieru­ngen unter der Telefonnum­mer 0821/34 94 666

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Foto: Sebastian Seidel Die Mappen liegen bereit, es geht, wie unschwer am Bühnenbild zu sehen ist um den Hiasl (Florian Fisch), flankiert von der Staatsanwä­ltin (Sarah Hieber) und dem Richter (Olaf Ude).

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