Augsburger Allgemeine (Land West)
Freunde in Sachsen haben schöne Seen
Zu DDR-Zeiten war die sächsische Stadt Markkleeberg für Braunkohleförderung bekannt. Heute ist sie von weitläufigen Seenlandschaften umgeben. Was es dort alles zu sehen gibt – Serie Teil 7 und Ende
Die Stadt Neusäß hat mehrere Städtepartnerschaften: eine davon mit der sächsischen Stadt Markkleeberg. Der Ort nahe Leipzig zeichnet sich durch eine schöne Seenlandschaft aus. Was sonst noch einen Besuch dort wert macht, lesen Sie auf
Neusäß/Markkleeberg 30 Jahre ist der Mauerfall inzwischen her. Dieses besondere Datum wollen die Neusässer vom Partnerschaftsverein Markkleeberg in diesem Jahr für eine besondere Veranstaltung zum Anlass nehmen: Am 16. November ist im Rahmen der „Neusässer Friedensnacht“eine Veranstaltung zum Thema „Wendejahre – 30 Jahre Mauerfall“mit dem bekannten Neusässer Fotografen Daniel Biskup geplant, an der auch Gäste aus Markkleeberg teilnehmen werden.
Woher kommen die Besucher? Was ist Markkleeberg für eine Stadt? Interessant sind zu diesen Fragen die Ergebnisse der vergangenen Landtagswahlen im September. In Markkleeberg waren gut 20000 wahlberechtigte Bürger aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Hier zeichnete sich ein anderes Bild ab als sonst in Sachsen: Die CDU siegte mit 35,6 Prozent deutlich vor der AfD, die 18,6 Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnte und damit neun Prozent unter dem Landesdurchschnitt blieb. Für die SPD kam in Markkleeberg ein zumindest etwas erfreuliches Ergebnis zustande. Sie erreichte in der südlich von Leipzig gelegenen Stadt ihr bestes Ergebnis in ganz Sachsen (12,6 Prozent).
Dass Markkleeberg hier überhaupt als eigenständige Stadt gelistet werden kann, habe sie zu einem großen Teil auch ihrer Partnerstadt Neusäß und dem ehemaligen Bürgermeister Manfred Nozar zu verdanken, berichtet Erika Böhler, stellvertretende Vorsitzende des Partnerschaftsvereins Neusäß/ Markkleeberg e.V. Der damalige sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf habe Ende der 90erJahre die Eingemeindungen in dem Bundesland vorangetrieben, auch Markleeberg sollte zukünftig zu Leipzig gehören, erzählt Böhler.
Der Neusässer Bürgermeister Nozar habe jedoch immer wieder bei seinem Markkleeberger Amtskollegen Bernd Klose vorgesprochen und ihm verdeutlicht, wie wichtig die Unabhängigkeit der Stadt sei, so Böhler. Mit Erfolg: Markkleeberg wehrte sich, klagte und bekam recht. Zudem erhielt die Stadt den Status einer Großen Kreisstadt.
Die ersten Verbindungen von Neusäß zu der sächsischen Stadt reichen sogar bis vor die Wiedervereinigung zurück, sagt Böhler. 1990 sei in Neusäß der Wunsch nach einer Partnerstadt aufgekommen. Viele Städte und Gemeinden in der Region hatten bereits Beziehungen geknüpft, Neusäß stand noch ohne Partnerstadt da.
Nach dem Mauerfall sei der Gedanke aufgekommen, ob man nicht mit einer ostdeutschen Stadt in Verbindung treten möchte. Über einen Stadtberger Bürger habe Nozar dann den „Tipp Markkleeberg“bekommen. Der erste Besuch einer Neusässer Delegation in Sachsen habe eine Woche vor der Wiedervereinigung stattgefunden, sie sei als damals frisch gewählte Stadträtin auch dabei gewesen, erzählt Böhler.
Doch die Reaktionen seien zunächst anders ausgefallen als erwartet, für die Markkleeberger sei das noch sehr früh gewesen. So habe Überzeugungsarbeit geleistet werden müssen. Schließlich habe man sich entschlossen, einen Partnerschaftsverein zu gründen, und 1992 wurde die Partnerschaftsurkunde mit Markkleeberg unterzeichnet.
Der Austausch bestehe bis heute, die befreundeten Städte besuchen sich regelmäßig. Am ersten Maiwochenende findet in Markkleeberg das jährliche Stadtfest statt, dort sei man immer mit einem Stand mit bayerischen Köstlichkeiten vertre
Der erste Besuch war schon eine Woche vor der Wiedervereinigung
ten. Und auf dem Neusässer Weihnachtsmarkt seien auch die Sachsen im Wechsel mit den anderen Partnerstädten von Neusäß stets dabei, so Böhler.
Zu sehen gebe es sehr viel in Markkleeberg und Umgebung, berichtet Böhler. Zu DDR-Zeiten sei Markkleeberg vor allem durch die Braunkohleförderung bekannt gewesen. Sie könne sich noch genau an einen der ersten Besuche erinnern, wie eine „Mondlandschaft“habe das Gebiet um die Stadt ausgesehen. Mittlerweile habe sich dort vieles getan, aus dem ehemaligen Braunkohlegebiet sei eine wunderschöne Seenlandschaft geworden.
Und diese wird genutzt: Im Zuge der Leipziger Bewerbung für die Olympischen Sommerspiele 2012 wurde der Kanupark Markkleeberg errichtet. Das Wasser hierfür werde aus dem Markkleeberger See gespeist, auch einer der künstlich entstandenen Seen, so Böhler. Daneben gebe es jährlich am Stadtfestwochenende die „Sieben-Seen-Wanderung“, diese gehe über drei Tage. Ein weiterer Höhepunkt sei der agra-Park zwischen Markkleeberg und Leipzig. Dort steht das „Weiße Haus“, ehemalige Wohnstätte eines Frankfurter Verlegers, mittlerweile von Markkleeberg erworben. Es diene in der heutigen Zeit als Kulturhaus.
Ebenfalls im agra-Park befindet
sich das Völkerschlachtmuseum. Zum Teil fand die Völkerschlacht von 1813 auf heutigem Markkleeberger Boden statt, deshalb gebe es bei Jubiläen hin und wieder Veranstaltungen. Bei diesen werden Gefechtsnachstellungen gezeigt. Auch die Nähe zu Leipzig sei sehr praktisch. Mit der Straßenbahn könne man direkt von Markkleeberg aus in die nahe gelegene Großstadt fahren, so Böhler.
Serie Mit diesem Teil beenden wir unsere Serie über Städtepartnerschaften. Wir hatten verschiedene Orte vorgestellt und sind der Frage nachgegangen, warum sich eine Reise dorthin lohnen könnte.