Augsburger Allgemeine (Land West)
Pfarrer Blumtritts letzter Auftritt
Kirche Der evangelische Dekan wird in Gersthofen entpflichtet, weil er ins Landeskirchenamt nach München geht
Gersthofen In der katholischen Kirche Sankt Jakobus in Gersthofen wurde am Samstag Dekan Stefan Blumtritt, der neun Jahre lang in Gersthofen Pfarrer der evangelischlutherischen Kirchengemeinde war, verabschiedet. Die Feier zeigte, welch tiefe Spuren Blumtritt hinterlassen hat.
Im Dekankollegium Augsburg war er zuständig für die Region Nord-West. In sein Gebiet fielen Aichach, Bärenkeller, Oberhausen, Kriegshaber, Diedorf-Fischach, Gersthofen, Meitingen, Neusäß, Stadtbergen, Wertingen, Westheim und Zusmarshausen mit Adelsried, Dinkelscherben und Welden. In Gersthofen war Blumtritt Gemeindepfarrer, Dekan, Nachbar, Kollege, Vorgesetzter, Hausmeister und Schlüsseldienst in einer Person, so die Gersthofer Pfarrerin Anna Barth. Er sei, wie er selbst einst scherzte, Freund und Streiter im Namen des Herrn in Gersthofen.
Blumtritts Predigt in dem vom Salvation Gospelchor unter der Leitung von Tobias Leukhardt begleiteten Gottesdienst beleuchtete zwei Aspekte des Lieds über die Freude des Dichters Johann Franck. Die Frage sei nicht, wie wir angst- und sorgenfrei durchs Leben gehen können, sondern wie wir dunkle Zeiten durch die Freude überstehen.
Regionalbischof Axel Piper verabschiedete Blumtritt nicht das erste Mal. Bereits vor neun Jahren war das seine Aufgabe. Doch diesmal ist es nicht nur eine Verabschiedung, sondern auch eine Entpflichtung. Piper entband Blumtritt seines Amtes, der Ordination zu taufen und zu predigen. Denn Blumtritt wird zum 1. Dezember Oberkirchenrat und der neue Leiter der Abteilung Gesellschaftsbezogene Dienste im Landeskirchenamt in München. Gersthofens Bürgermeister Michael Wörle verabschiedete Blumtritt mit den Worten: „Wir verlieren einen Dekan und Pfarrer, der verstand, Kirche im Jahr 2019 so zu transportieren, dass sie Anklang findet.“Wörle hob die Leuchtturmprojekte des Dekans in Gersthofen hervor: das Backhaus, der neue Hort sowie die Generalsanierung des Kindergartens. „Wer uns 2,8 Millionen Euro aus der Tasche zieht und sich dann über den Lech aus dem Staub macht, den vergessen wir nicht so schnell“, scherzte Wörle. Sehr positiv sei, dass die Ökumene in Gersthofen so gelebt werde wie selten jemals zuvor.
Jürgen Kraus und Sandra Eckl, die Vertrauensleute im Kirchenvorstand, waren trotz anfänglicher Skepsis bei Blumtritts Amtsantritt voll des Lobes auf ihren Dekan: „Ja, so ist er. Er kann zuhören, klare Ansagen machen, mit den Leuten reden, gute Rahmenbedingungen für Ehren- und Hauptamtliche schaffen und anpacken.“Selbst die Architekten und Bauarbeiter merkten schnell, dass man ihm kein X für ein U vormachen könne. Auch als gemeindlicher Spitzenkoch werde er sehr fehlen.
Dekan Hans Stiegler, Vizepräsident der Landessynode der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern, erzählte, dass Blumtritt schon rein optisch beim ersten Treffen einen großen Eindruck machte. Blumtritts Offenheit und Geradlinigkeit sei nicht immer einfach, aber er treffe es immer auf den Punkt. Blumtritt schien überwältigt von so viel Freude und Freundschaft. Er würdigte die langjährige Stadtdekanin Susanne Kasch als die prägendste Frau in seinem beruflichen Leben, freute sich über den Organisten Julian Schulz von der bayerischen Staatsoper und dankte vor allem seiner Frau Sabine für all den Beistand. Anna Barth sei ein gewichtiger Grund, warum er nun in Gersthofen gut loslassen könne. Für sie sei der Welpenschutz nun vorbei.