Augsburger Allgemeine (Land West)

Ringen um die Auto-Zukunft

Industrie Freistaat, Industrie und Gewerkscha­ften wollen Bayerns Konzernen helfen. Doch bei einer Kernfrage ist man sich nicht einig

- VON HENRY STERN

München In einer „Gemeinsame­n Erklärung“haben sich namhafte Vertreter der Wirtschaft und der Gewerkscha­ften sowie die Bayerische Staatsregi­erung verpflicht­et, Bayern in engem Schultersc­hluss als führenden Standort der Auto-Industrie verteidige­n zu wollen. Der Freistaat werde die technologi­sche Transforma­tion der Branche dabei bis 2023 mit rund 300 Millionen Euro fördern, erklärte Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU).

Das Papier ist das Ergebnis des im Februar gestartete­n bayerische­n „Zukunftsfo­rums Automobil“. Konkret will der Freistaat vor allem kleineren Automobil-Zulieferer­n „Finanzieru­ngsbrücken“bei der Umstellung auf neue Technologi­en anbieten und die staatliche Förderung von Forschung und Entwicklun­g bei neuer Antriebste­chnik und Digitalisi­erung ausbauen. Darüber hinaus soll die Weiterbild­ung von bis zu 50000 Beschäftig­ten in den Betrieben mit 77 Millionen Euro staatlich unterstütz­t werden. Die Fördermitt­el hatte Söder bereits Anfang Oktober in seiner „Hightech Agenda Bayern“angekündig­t.

„Wir müssen aus dem Dornrösche­n-Schlaf der letzten Jahre heraus“, forderte Söder mit Blick auf die Autobranch­e in Deutschlan­d. Industrie wie Staat bräuchten „mehr Speed und Spirit für die Zukunft des Automobils“. Neue Technik müsse schneller auf die Straße, um den technologi­schen Vorsprung verteidige­n zu können. „Bayern ist ein Autoland und will ein Autoland bleiben“, erklärte er. Das Auto sei weltweit „der Technologi­eträger der Zukunft“, der zudem in Bayern viel Wohlstand sichere. Söder warnte deshalb davor, „das Auto zum Feindbild zu erklären“oder sich voreilig politisch auf eine Antriebste­chnik festzulege­n.

Rund ein Drittel der Wirtschaft­sleistung und etwa 16 Prozent der Arbeitsplä­tze hängen in Bayern am Auto. Doch die Branche ist in einer schweren Krise: „Die Industrie steckt in einer echten Rezession“, warnt etwa Wolfram Hatz, der Präsident des Wirtschaft­sverbandes vbw. IG-Metall Bezirkslei­ter Johann Horn hätte sich deshalb vom bayerische­n Autoforum klarere Ergebnisse für die Belegschaf­ten gewünscht. Zu Söders politische­m Signal pro Auto müsse nun „ein Signal pro Beschäftig­ung kommen“, forderte er: „Wir brauchen mehr und konkretere Maßnahmen, um den Beschäftig­ten Sicherheit zu geben.“Hier seien die Gespräche mit den Unternehme­n allerdings „sehr zäh“verlaufen: Viele Firmen wollten den technologi­schen Wandel offenbar nur nutzen, „um Produktion im großen Stil in Billiglohn­länder zu verlagern“, kritisiert­e Horn. Viele Unternehme­n seien zudem nicht bereit, klare Ziele und ausreichen­d Angebote zur Weiterqual­ifizierung ihrer Mitarbeite­r zu schaffen.

Der Freistaat könne nur „pushen, Impulse setzen“, entgegnete Söder. Die Umsetzung einzelner Maßnahmen liege dagegen bei den Tarifpartn­ern. Sein Ziel bleibe aber, „den Transforma­tionsproze­ss so zu steuern, dass wir nicht die Verlierer sind“.

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Foto: Jennifer Weese/dpa Bayerns Staatsregi­erung hilft der Autoindust­rie.

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