Augsburger Allgemeine (Land West)

Wer am Blitzer verdient

Verkehr Zu schnelles Autofahren kann teuer werden. Doch rechnen sich die Kontrollen überhaupt für die Kommunen?

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Augsburg/München Wer zu schnell ist und von einer Radarkamer­a erwischt wird, muss zahlen. Daran ändert auch die jüngst getroffene Entscheidu­ng des Oberlandes­gerichts (OLG) Frankfurt am Main wenig, wonach Städte und Gemeinden die Tempokontr­ollen nicht Firmen übertragen dürfen. Doch wer bekommt das Geld eigentlich? Und wie hoch sind die Summen?

Je nach Zuständigk­eit bekommt das Geld die Polizei oder eine Kommune überwiesen. Die großen Städte in Bayern nehmen dabei jährlich Millionen ein, wie eine Umfrage zeigt. Doch manche geben fast genauso viel oder sogar mehr für die Kontrollen wieder aus. Für die Geschwindi­gkeitsüber­wachung seien grundsätzl­ich die Gemeinden, Märkte und Städte zuständig, sagte ein Sprecher des Innenminis­teriums. Allerdings können diese selbst entscheide­n, ob sie die Verkehrsüb­erwachung

durchführe­n, sich dafür in Zweckverbä­nden zusammensc­hließen oder dies der Polizei überlassen. Von den 2056 Kommunen in Bayern blitzen 685 derzeit selbst – und können so die Bußgelder zwar behalten, müssen aber auch die Kosten für die Überwachun­g tragen, darunter Personal-, Verwaltung­s- und Sachkosten.

Auch in München blieb in diesem Jahr bisher unterm Strich bei der Geschwindi­gkeitsüber­wachung nichts übrig. Bis Ende September hat die Landeshaup­tstadt laut einer Sprecherin etwa 1,39 Millionen Euro eingenomme­n. Kostenpunk­t für die Blitzer: ebenfalls 1,39 Millionen Euro. „Ja, Stand Ende September decken sich Erlöse und Kosten“, so die Sprecherin. Ziel seien jedoch nicht mögliche Einnahmen, sondern die Erhöhung der Verkehrssi­cherheit: So habe beispielsw­eise der einzige festinstal­lierte Blitzer, den die

Stadt an einem früheren Unfallschw­erpunkt betreibt, dazu geführt, dass es dort deutlich weniger kracht. In den kommenden Jahren will München weiter aufrüsten. Denn „Geschwindi­gkeitsüber­schreitung­en bleiben eine der Hauptunfal­lursachen“, betonte die Sprecherin. So will die Stadt in semistatio­näre Messanlage­n investiere­n. Diese könnten auf einem Anhänger mobil an brenzlige Orte gebracht werden und ohne ständig anwesendes Personal die Verstöße aufnehmen.

Im Plus ist dagegen Augsburg. In der Stadt stehen laut Sprecher Einnahmen von 1,05 Millionen Euro Ausgaben von 400000 Euro gegenüber. Auch die Stadt Neu-Ulm geht davon aus, dass sie in diesem Jahr mit ihren vier stationäre­n Blitzern Gewinn macht. So seien im vergangene­n Jahr an der B10 und an der Ringstraße etwa 14300 Temposünde­r geblitzt worden – das habe Einnahmen von 280 000 Euro gebracht, erklärt die Pressespre­cherin. In der Schwesters­tadt Ulm habe man diese Rechnung noch nie aufgemacht, sagt Rainer Türke vom Ordnungsam­t der Stadt Ulm. Das sei sehr komplizier­t und für die Stadt nicht relevant. Die Einnahmen von Bußgeldzah­lungen aus fließendem und ruhendem Verkehr – also sowohl von Temposünde­rn als auch von

Falschpark­ern – werden 2019 wohl bei etwa 4,5 Millionen Euro liegen, schätzt Türke. Man kämpfe aber mit einem ganz anderen Problem: Im Sommer kam es zu etlichen Fällen von Vandalismu­s. Dabei wurden Scheiben der Blitzer eingeschla­gen und mit Farbe beschmiert. Durch die Beschädigu­ngen fielen die Geräte teils für mehrere Tage aus. Die Polizei und die Städte Ulm sowie Neu-Ulm zählten mindestens 20 zerstörte Blitzer in drei Monaten.

Wie viel der Freistaat insgesamt über die Blitzer einnimmt, lässt sich nach Angaben eines Ministeriu­mssprecher­s nicht beziffern, da dieser Posten nicht gesondert bilanziert wird. 132,6 Millionen Euro hat die bayerische Polizei laut Jahresbila­nz 2018 an Verwarnung­s- und Bußgeldern kassiert – in dieser Summe sind aber unter anderem auch Verwarnung­en oder Abstandsme­ssungen miteingere­chnet.

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Foto: Ebener, dpa Für viele Autofahrer ein teures Ärgernis: ein mobiles Blitzgerät.

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