Augsburger Allgemeine (Land West)
Zimmer-Service
An meinem Fenster rauscht der Inn vorbei, und der Blick über die weichen Plumeaus und den Balkon hinweg findet Halt an der schneebedeckten 3900 Meter hohen Spitze des Piz Palü. So heißt auch mein Zimmer, das wie alle anderen die Namen naher und berühmter Berge hat. In der Chesa Rosatsch im schönen Graubünden war ich gelandet, weil alle anderen Hotels nach dem Herbst gerade eine Atemund Renovierungspause hatten bis kurz vor Weihnachten. Und es war gut so, denn das in Familienbesitz befindliche Haus (eigentlich sind es zwei) hat das ganze Jahr über geöffnet und ist zudem noch als „Food Hotel“gerühmt. In drei Restaurants kann man sich durchfuttern. In der einstigen „Stüva“dreht sich alles ums Hühnerei. Es eröffnet neu am 22.12. als „Huhn und Ei“. Im „Heimatli“wird gutbürgerlich aufgetischt. Beide wurden gerade runderneuert, ich saß darum im Uondas, was Rätoromanisch ist und „Wellen“bedeutet.
Wahrscheinlich weil der große Inn am
Haus vorbeifließt. Das
Uondas ist ein modernes weltstädtisches Restaurant, wo man Pasta genau so wie gegrilltes Engadiner Fleisch, das auf dem Lavesteingrill gebraten wurde, serviert bekommt. Hier wird auch der Unentschlossene glücklich. Wenn jetzt der Eindruck entstanden ist, ich dächte nur ans Essen, stimmt das nicht ganz, obwohl schon der Nachmittagskaffee und -kuchen für alle (kostenlos) sehr verlockend waren. Aber was soll man machen, wenn es draußen Strippen regnet? In der Sauna schwitzen? Geht auch. An der gemütlichen Bar den Abend einläuten? Warum nicht. Oder einfach sitzen bleiben im Arvenholzfoyer und lesen. 37 gemütliche Zimmer hat das Haus, alle adrett und ohne Schickimicki. Inge Ahrens